Name | Birr [1][2] | ||||||||||
Mundart | Pirr [2] | ||||||||||
Phonetik |
pi᪷r̄ [2]
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Sprachatlas der deutschen Schweiz
Fremdbezeichnung:
bẹ̄r
(Lupfig)
bī᪷r
(Birmenstorf (AG))
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Fragebogenmaterial Georg Wenker Bììr ( Faksimile | Gewährsperson ) Schüler, 14 u. 15 Jahre alt |
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Ortstypen | Siedlung [3] Ort [1] | ||||||||||
Gemeinde | Birr [3] | ||||||||||
Bezirk | Brugg [3] | ||||||||||
Kanton | Aargau [3] | ||||||||||
Deutung | Alemannischer sekundärer Siedlungsname (ursprünglich wohl im Dat. Sg. Loc.) zum Appellativ ahd. birka (< germ. *berk(j)ō f., zur idg. Wz. *bherǝg 'glänzen, weiss'), obdt. (verschoben) bir(i)cha, [...] (weiterlesen)Alemannischer sekundärer Siedlungsname (ursprünglich wohl im Dat. Sg. Loc.) zum Appellativ ahd. birka (< germ. *berk(j)ō f., zur idg. Wz. *bherǝg 'glänzen, weiss'), obdt. (verschoben) bir(i)cha, mhd. birke, obdt. birche swf., schwzdt. Birch I (Bilche neben Birche)1 swf. 'Birke' (einer der wenigen Baumnamen von idg. Alter), schwzdt. auch (als Kollektivbildung) Birch II swn. 'Birkengehölz'.GF ahd. *(ze) bir(i-)chūn 'bei der Birke', mhd. *Birchen, bzw. (als suffixlose neutrale Kollektivbildung) ze Birche 'beim Birkengehölz', bzw. (mit Schwund des aus urdt. -k- entwickelten Reibelautes -ch- im Sinne einer Konsonantenerleichterung2) Bire, bzw. (im Nom. Sg., mit Schreibung von -a im absoluten Auslaut von schwachen Feminina3) Bira, bzw. (mit hypokoristischer Konsonantengemination4 und Apokope des Endsilbenvokals) Birr. (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||
Quellen
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1270: Bire (Urk Königsfelden Nr. 1)
um 1273: C[onradus] Bindo de Bire (Habsb Urb QSG 15.1 S. 48)
[...] (weiterlesen)
1270: Bire (Urk Königsfelden Nr. 1)
um 1273: C[onradus] Bindo de Bire (Habsb Urb QSG 15.1 S. 48)
1281: in dem dorf ze Bira (Habsb Urb QSG 15.1 S. 114)
1281: hat ze pfand ze Birche und Owenmüle (Habsb Urb QSG 15.1 S. 111)
1303-1308 Var Ed: ze Birhe lit ein hof (Habsb Urb QSG 14 S. 132)
1361: item ze Biere item des Bôngarters guͦt (Habsb Urb QSG 15.1 S. 259)
1361 Var Ed: ze Biert (Habsb Urb QSG 15.1 S. 259)
1521: Hans Rott von Bir (AGUrk 7 Brugg Nr. 346)
(weniger anzeigen) [2]
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Kommentar | Die Gemeinde Birr liegt im Eigenamt, am Westrand des Birrfeldes (urkdl. in Auswahl: uffen Birvelde). Nach F. X. Bronner war das Birrfeld im Mittelalter eine [...] (weiterlesen)Die Gemeinde Birr liegt im Eigenamt, am Westrand des Birrfeldes (urkdl. in Auswahl: uffen Birvelde). Nach F. X. Bronner war das Birrfeld im Mittelalter eine dürre Heide.5 Wir dürfen also annehmen, dass Birken in einer solchen Landschaft gut gediehen. Auch die Gemeinde Birrhard liegt im Birrfeld, nur etwa drei Kilometer von Birr entfernt und durch das Birretholz von unserer Siedlung getrennt. Birrhard findet sich zudem noch als FIN in einem Waldstück südlich von Birrhard. Auch die FIN Birch (2,5 km s Birr; Koord. 658/251) und Birch (2 km ö Birrhard; Koord. 663/253) weisen auf das zugrunde gelegte Apppellativ «Birke» hin.Bei J. Hunziker heisst die Birke noch birch, und i de birche bedeutet 'im Birkenwald'.6 Das Idiotikon belegt Biren für den PI. «Birken» nur für die Mundart der Gemeinde Leerau.1 Das «Aargauer Wörterbuch» verzeichnet jedoch nur die Form birch, bringt aber beim Stichwort wërche 'anstrengende Arbeit verrichten' noch die Nebenform were.8 J. U. Hubschmied deutet den ON Birr ebenfalls mit 'bei den Birken'. Er weist daraufhin, dass die Doppelschreibung -rr die Kürze des -i- andeute9, doch entspricht diese Schreibung in unseren Birr/Birri-ON im wesentlichen erst einer neuhochdeutschen Regelung, offenbar im Sinne einer Assimilation. Leider fehlen ältere Belege aus der Zeit vor dem 13. Jh. Es muss deshalb wohl auch offenbleiben, ob wir eine ahd. Pluralform *(ze) bir(i)ch-ōn 'bei den Birken', mhd. (wie im Sg.!) *Birch-en ansetzen oder, wie oben, eine Ausgangsform im Sg. annehmen müssen. Die mhd. GF birche, von der die Deutung ausgeht, ist mir urkundlich nur ein einziges Mal begegnet. Wir dürfen ohne weiteres annehmen, dass unser ON bereits im 13. Jh. nicht mehr verstanden und deshalb «volksetymologisch» zum Appellativ ahd. bira, mhd. bir(e) stswf. 'Birne' gestellt wurde. Im Güterverzeichnis a. 1361 treffen wir den ON gleich in drei orthographischen Varianten an: Bira (2x), Byra, Bire. Die Belegformen auf -a interpretiere ich als nominativische Formen. Die Birke führte neben den bereits erwähnten ON und FIN noch zu etlichen anderen Namenbildungen im Kt. AG: Ich denke etwa an die in älteren Urkunden belegte Weilersiedlung Birri (Gd. Aristau; Birchi, ze Birche, von Birch, Bieri), an Birrenlauf, die alte Namenform der Gd. Schinznach-Bad (ze Birchenlof, in Bireloft, zu Birolaf), oder an den Weiler Birefeld (ö in der Gd. Oftringen; ze Birche). F. X. Bronner erklärt Birch zudem als Weilername in den Gemeinden «Bötzberg» und «Unter-Kulm» sowie als Hofname in «Ober-Kulm».10 Infolge falscher Interpretation der ursprünglichen ON-Form zeigt das Gemeindewappen eine gelbe Birne, wie übrigens auch das Wappen der Gemeinde Birrhard einen ausgerissenen grünen Birnbaum vorweist. Dieser Birnbaum würde viel besser ins Wappen der nur wenige Kilometer entfernten Gemeinde Birmenstorf ('Birnbaumes-Dorf') passen. Die *Auenmühle (Owenmüle) im Beleg a. 1281 kann ich nicht mehr ausmachen. Es ist aber denkbar, dass jenes Birche Birri (Gemeindeteil von Aristau) meint. (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||
Höchster Punkt | 453 m. ü. M. [1] | ||||||||||
Tiefster Punkt | 379 m. ü. M. [1] | ||||||||||
Fläche | 1.602 km² [1] | ||||||||||
Datensatz | 13000025 | ||||||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
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