Name | Boswil [1][2] | ||||||||||
Mundart | Boosmel [2] | ||||||||||
Phonetik |
bọ̄́sməl̄ [2]
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Sprachatlas der deutschen Schweiz
Eigenbezeichnung:
bọ̄́smɫ, bọ̄́sməɫər, bọ̄səɫər
Fremdbezeichnung:
bọ̄smɫ
(Fahrwangen)
bọ̄sɫ
[Kommentar]
(Hünenberg)
[...] (alles anzeigen)
bọ̄smɫ
(Fahrwangen)
bọ̄sɫ
[Kommentar]
(Hünenberg)
bọ̄su᪷
(Birrwil)
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Fragebogenmaterial Georg Wenker (z) Bosml ( Faksimile | Gewährsperson ) Lehrer Oscar Koller, 38 Jahre alt, Geburtsort Alt-St. Johann SG; mit Schülern |
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Ortstypen | Siedlung [3] Ort [1] | ||||||||||
Gemeinde | Boswil [3] | ||||||||||
Bezirk | Muri [3] | ||||||||||
Kanton | Aargau [3] | ||||||||||
Deutung | Alemannischer -wil-Name. GF ahd. *Pōzin-wīl(l)a 'Landsitz des Pōzo', bzw. eher (als nicht-genetivische Komposition) *Pōzo-wīl(l)a 'Pōzo-Landsitz', bzw. (mit früher Unterdrückung des Kompositionsvokals nach langer [...] (weiterlesen)Alemannischer -wil-Name. GF ahd. *Pōzin-wīl(l)a 'Landsitz des Pōzo', bzw. eher (als nicht-genetivische Komposition) *Pōzo-wīl(l)a 'Pōzo-Landsitz', bzw. (mit früher Unterdrückung des Kompositionsvokals nach langer Silbe1) Pōz-wīla, mhd. *Pōz-wīle, Böz-wīle, Böz-wīl, bzw. (mit Schreibung von -s-/-ss- für die stimmhafte Spirans -z- nach Vokal2) Bōs(s)-wīle, Bös-wīl.Der PN Pōzo / (nicht anlautverschärft) Bōzo (Fm. I, 330 f.) kommt in der anlautverschärften Form auch in den St. Galler Urkunden mehrmals vor.3 GW ist das ahd. Lehnappellativ (alem. Namen-Lehnwort) wīlla, wīla f. 'Weiler, Siedlung, Hof', Lehnwort aus lat. vīlla 'Gutshof', mhd. wīle stf. 'Landsitz'.4 (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||
Quellen
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924 glzt K: et in Pozwila (ZUB 1 Nr. 188)
952: et curtem in Boszvile (ZUB 1 Nr. 201)
[...] (weiterlesen)
924 glzt K: et in Pozwila (ZUB 1 Nr. 188)
952: et curtem in Boszvile (ZUB 1 Nr. 201)
9. Jh II K um 1000: de Bozwila (ZUB 1 Nr. 37)
12. Jh I K 14. Jh: et ad Boswil duos mansus (AFMuri QSG 3 3 1 S. 88)
12. Jh I K 14. Jh: Butwile, Boswile, Waltiswil (AFMuri QSG 3 3 1 S. 59)
1159: ecclesiam de Pozwilo (UBrMuri QSG 3 3 2 S. 114)
1179: cum tribus capellis Hermontswilare, Bozwillo (ZUB 1 Nr. 349)
1185 Var K 16. Jh: Bozwilare (UBSGSüd 1 Nr. 198)
1185 K 16. Jh: Albertus de Bozuuilre (UBSGSüd 1 Nr. 198)
1182-1188: cum ... capellis Hermotesville, Bozwile (UBrMuri QSG 3 3 2 S. 129)
1189 Var: cum tribus capellis Hermotheswile, Porwilo (ZUB 1 Nr. 349)
1189: predium Borwile (ZUB 1 Nr. 349)
12. Jh E: de villa Bozwilo prediolum quoddam (ZUB 12 Nr. 357 b)
1217-1222: de Bôzwile tres mod. tritici (Eins QW II 2 S. 47)
1247: cum de Hermontswilere, de Boswille ... capellis (ZUB 2 Nr. 657)
1275: e ecclesiis ... in Boswilr, in Obrechtswilr (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 141)
1296: her ... von Bosswile (ZUB 6 Nr. 2398)
1388/89: item Eberli von Boswilr 2 guldin (Habsb Urb QSG 15.1 S. 719)
1388/89 Var: item Eberli von Bosil 2 guldin (Habsb Urb QSG 15.1 S. 719)
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Kommentar | Die Gemeinde Boswil liegt am Wissenbach, am Fuss des Ostabhangs des Lindenbergs. Im Namenbild des ON Boswil müssen zwei Aspekte hervorgehoben werden: [...] (weiterlesen)Die Gemeinde Boswil liegt am Wissenbach, am Fuss des Ostabhangs des Lindenbergs. Im Namenbild des ON Boswil müssen zwei Aspekte hervorgehoben werden:1. Trotz des Alters 1. Trotz des Alters der Belege lassen sich keine Namenformen beobachten, denen ein genetivischer PN im BW zugrunde liegt. So früh dürfen wir keinesfalls bereits eine vollständig durchgeführte Haplologie der Flexionssilbe -in/-en erwarten. Vielmehr müssen wir entweder eine eigentliche Stammkomposition als Form der nicht-genetivischen Zusammensetzung mit einem PN in Erwägung ziehen, für die Beispiele in den germanischen Sprachen allerdings nicht sehr häufig sind5, oder dann haben wir eine nominativische Zusammensetzung mit frühem Ausfall des Fugenvokals (s. o.) vorauszusetzen. Die Tatsache, dass das -ō- in unserem Namen (unter dem Einfluss einer nachfolgenden Genetivendung -in) nicht zu -œ- umgelautet wurde, stützt diese Vermutung nachhaltig. 2. Beim ON Boswil handelt es sich meines Wissens um den einzigen -wil-Namen im Kt. Aargau, von dem mit Bestimmtheit gesagt werden kann, dass er nicht auf das ahd. Lehnappellativ wīla̅ri (< roman, vīlla̅re, dem Neutrum von vīlla̅ris, einer Suffixbildung zu lat. vīlla mit der Bedeutung 'zur vīlla gehöriges Gehöft, Vorwerk') zurückgeht, sondern auf das alem. Namen-Lehnwort ahd. wīlla, mhd. wīle stf. 'Landsitz' (< lat. vīlla). Ein Blick in die Urkunden a. 1179 (Hermontswilare, Bozwillo) und a. 1247 (de Hermontswilere, de Bozwillo) bestätigt diese Ansicht. Ein -wīla̅ri- und ein -wīlla-Name folgen sich im Urkundentext unmittelbar. Trotzdem liessen sich die Schreiber nicht beirren und berücksichtigten das unterschiedliche GW. Im Beleg a. 1185 irritieren die Formen -wilre und -wilare. Da diese Urkunde nur in Abschriften des 16. Jh. vorliegt, dürfen wir diesen -r-Formen kein Gewicht beimessen und müssen sie wohl als Versuche hyperkorrekter Schreibung ansehen. Die Entwicklung der tatsächlichen -wīla̅ri -Formen verlief gerade gegenteilig: Als sie sich in unserem Gebiet zu -wīlere, -wīler entwickelt hatten, wurden sie gegen Ende des 12. Jh. bereits teilweise, im Laufe des 13. Jh. dann mehrheitlich durch die plötzlich geläufigere Bildung -wīle, -wīl abgelöst. Für den Bereich des Kt. Aargau beobachte ich vor allem für die Zeit des 13. Jh. in den einzelnen Namenbildern ein auffälliges Nebeneinander von -wīlere- und -wīle-Formen. St. Sonderegger hat diesen Ablösungsprozess bei seiner Untersuchung der Orts- und Flurnamen des Landes Appenzell erkannt.6 Im Land Appenzell begann diese Ablösung allerdings erst in der Mitte des 13. Jh. In einer Urkunde des Stiftes Beromünster a. 1275 findet sich die Namenform Boswilr, unmittelbar gefolgt von einer Nennung der heutigen Gemeinde Ammerswil (Obrechtswilr). In diesem Fall hat sich der Schreiber, so scheint es, von der zweiten Form beeinflussen lassen. Boswilr begegnet später noch einmal, und zwar in der oben für die Form Bosil zitierten Habsburger Urkunde vom Ende des 14. Jh. Auch diese -r-Form darf nicht als authentisch genommen werden, da wir davon ausgehen müssen, dass in dieser späten Zeit das Bewusstsein für den Unterschied dieser beiden verschiedenen Entlehnungsvorgänge (< lat. vīlla̅ri gegenüber < lat. vīlla) nicht mehr vorhanden war. Die merkwürdige Form Borwile (a. 1189) endlich stammt aus derselben Papsturkunde, in der auch Gozelinchon zu Gorelinchon verschrieben wurde. Es ist also Bozwile zu lesen. Ältere Urkunden erwähnen ein Ried (in Ried), einen Besitz Bönlisaker (vielleicht verschrieben für eine alte Namenform des Dorfteils Büelisacher in der Gd. Waltenschwil?) und einen Hof *Lennes (predium Lennes). (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||
Höchster Punkt | 512 m. ü. M. [1] | ||||||||||
Tiefster Punkt | 436 m. ü. M. [1] | ||||||||||
Fläche | 1.117 km² [1] | ||||||||||
Datensatz | 13000030 | ||||||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
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