Name | Kaiseraugst [1][2] | ||||||||
Mundart | Chäiseraugscht [2] | ||||||||
Phonetik |
χé᪸isərau̯gšt [2]
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Fragebogenmaterial Georg Wenker Chaiser-Augst ( Faksimile | Gewährsperson ) Lehrer Adolf Müller, 50 Jahre alt, Geburtsort Bünzen; durch die gesamte Lehrerschaft |
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Ortstypen | Siedlung [3] Ort [1] | ||||||||
Gemeinde | Kaiseraugst [3] | ||||||||
Bezirk | Rheinfelden [3] | ||||||||
Kanton | Aargau [3] | ||||||||
Deutung | Vordeutscher Siedlungsname. GF lat.-roman. (für das weitere Gebiet) inschriftlich: (colonia) Augusta (Raurica)1, bzw. im Itinerarium Antonini: Augusta (Rauracum)2, in der Tabula Peutingeriana: Augusta (Ruracum)3, beim [...] (weiterlesen)Vordeutscher Siedlungsname. GF lat.-roman. (für das weitere Gebiet) inschriftlich: (colonia) Augusta (Raurica)1, bzw. im Itinerarium Antonini: Augusta (Rauracum)2, in der Tabula Peutingeriana: Augusta (Ruracum)3, beim Geographen von Ravenna (jetzt wohl für das engere Gebiet des Kastells Kaiseraugst) Augusta (nova)4 'die Augustus- Stadt', alem.-ahd. (die lat.-roman. Namenform wird trotz germanischer Erstsilbenbetonung auffällig lange beibehalten) Augusta, mhd. (mit unter dem Einfluss der germanischen Erstsilbenbetonung apokopierter Endung) August, bzw. (mit Schreibung von -ou-/-ov- für lat. -au-) Ougust, bzw. (mit Abschwächung der ursprünglichen Mittelsilbe) O(v)gest, bzw. (mit Elision des -e- der zweiten Silbe) O(u/v)gst, bzw. (mit der Schreibung -au-/-av-, die der alem. Urkundenschrift eigentlich fremd ist5) Augst. Dem ON liegt der am 17. 1. 27 v. Chr. an Octavianus verliehene röm.-lat. Beiname Augustus6 zugrunde, der, zum lat. Adj. augustus, -a, -um7 'geheiligt, hochheilig, ehrwürdig, erhaben' gebildet, als Kaisername auch auf alle folgenden Kaiser überging. Augst stellt sich somit in eine ganze Reihe von Orten, «bei denen seit der Regierung des Augustus der Kaisername namengebend, der Inhalt des Adjektivs augustus aber schon verblasst war.»8(weniger anzeigen) [2] | ||||||||
Quellen
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752: hoc est in fini Augustinsi vel in fine Prisegauginse ... actum in Augusta puplici (UBSG 1 Nr. 15)
825: in pago Auguscauginse ... actum in Augusta civitate puplici (UBBL 1; II 1; II 2 Nr. 4)
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752: hoc est in fini Augustinsi vel in fine Prisegauginse ... actum in Augusta puplici (UBSG 1 Nr. 15)
825: in pago Auguscauginse ... actum in Augusta civitate puplici (UBBL 1; II 1; II 2 Nr. 4)
891: in pago Aragouve in ... in villa Augusta (UBSG 2 Nr. 682)
1189: testes ... : ..., Erpherat de Avgoͮst, (UBSO 1 Nr. 235)
1271: rector ecclesie de Ogest (UBBL 1; II 1; II 2 Nr. 104)
1272: testes ... : ..., Johannes de Ougust et (UBBS 2 Nr. 93)
1274: testes ... : ..., Ephert villicus de Ovgest, (UBSO 2 Nr. 327)
1277: dictus Fullo, tunc temporis vicarius in Ogst (UBBL 1; II 1; II 2 Nr. 132)
1279: daz vorgenante guͦt ze Oͮgest (UBBL 1; II 1; II 2 Nr. 139)
1280: possessiones meas apud Ovgst (UBBS 2 Nr. 314)
1285: jura patronatus ecclesiarum in Augst et inZeyningen Basiliensis diœcesis (Trouillat 2 Nr. 323)
1288: de fructibus ecclesie de Oͮgst (UBBS 2 Nr. 139)
1290: transtulit in Johannem dictum de Ougst (UBBS 2 Nr. 676)
um 1318: item ze Oͮgst an Ergenzen brugge (Habsb Urb QSG 15.1 S. 776)
(weniger anzeigen) [2]
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Kommentar | «Augst, Kaiser=Augst, ein wohlgelegenes Kirchdorf im Kreise und Bezirke Rheinfelden auf der Erdecke, wo die Ergolz stammt dem Violenbache mit dem Rheine zusammen fliessen ... Die Ruinen einer Römermauer [...] (weiterlesen)«Augst, Kaiser=Augst, ein wohlgelegenes Kirchdorf im Kreise und Bezirke Rheinfelden auf der Erdecke, wo die Ergolz stammt dem Violenbache mit dem Rheine zusammen fliessen ... Die Ruinen einer Römermauer umschliessen es wie eine Klammer, die Nordseite sichert der Rhein. Wahrscheinlich vertheidigte dies Castrum den Zugang zur alten Augusta Rauracorum gegen die germanischen Völker.»9Im zweiten Jahrzehnt v. Chr. wurde die 44 v. Chr. gegründete Colonia Raurica unter dem Kaiser Augustus umbenannt in Colonia Paterna Pia Apollinaris Augusta Emerita Raurica und neu organisiert.10 Die Koloniestadt im Gebiet der heutigen Gemeinde Augst BL mit ihrer Unterstadt am Rhein (heute im Gemeindebann von Kaiseraugst AG) lag an einer strategisch-verkehrsgeographisch äusserst wichtigen Stelle: Hier kreuzten sich eine Süd-Nord-Strasse (Grosser St. Bernhard - Hauenstein - Niederrhein) und eine West-Ost-Verbindung (Gallien - Basler Rheinknie - obere Donau - Rätien). Und hier provozierten die Insel Gwerd als natürlicher Brückenträger im breiten und wenig tiefen Rhein und die sich einige hundert Meter südlich davon weitende, im Süd-Westen durch die Ergolz (vgl. Beleg a. um 1318) und im Nord-Osten durch den Violenbach (die Fielenen, die Fielen < roman. Flussnamen *Felina/Fe̅lina zu lat. fe̅le̅s/fe̅lis, -is f. 'Katze'11?) geschützte, Geländeterrasse zu Brückenschlag und Stadtgründung. Nach dem Fall des obergermanisch-rätischen Limes (260 n. Chr.) und dem Verlust der rechtsrheinischen Gebiete entstand kurz nach 300 im Ost-Teil der Unterstadt von Augusta Raurica zur Sicherung des Rheinüberganges das Castrum Rauracense (so genannt etwa in der Notitia Galliarum12). Von diesem stark befestigten Standlager aus führten Constantius II und Julianus Apostata ihre Feldzüge gegen die Alemannen. Das Kastell blieb auch nach dem Erlöschen der römischen Herrschaft bewohnt, ja es war mit seiner Kirche auch längere Zeit Bischofssitz.13 Zum Nachleben von Kaiseraugst nach dem Einbruch der Alemannen äussert sich auch B. Boesch. Insbesondere weist er darauf hin, dass die Siedlung von ihrer äusserst günstigen Verkehrslage profitierte. So erklärt er auch das reiche Vorhandensein von vorgermanischen Orts- und Flurnamen im Bereich dieser alten Strassen mit der Vermutung, dass das Transportwesen über den mühsam zu befahrenden Jura noch lange ein Privileg der gallo-romanischen Vorbevölkerung gewesen sein dürfte, die die früher den Römern erwiesenen Dienste hernach den Alemannen anbot.14 Da schon bei der Planung des alten Stadtgebietes von Augusta Raurica das Gelände der heutigen Gemeinde Kaiseraugst AG miteinbezogen wurde, liegt es auf der Hand, dass sich auch in den Urkunden vor allem die älteren Augst-Belege nicht eindeutig der basellandschaftlichen oder der aargauischen Gemeinde zuordnen lassen. Der Namenbeleg a. um 1318 ist z.B. wegen der Nennung der Ergolz mit Sicherheit ins heute basellandschaftliche Gebiet zu lokalisieren. Für die Namendeutung ist dies jedoch auch nicht von Belang, hat sich doch im ON Kaiseraugst AG nicht der alte Kastellname Castrum Rauracense (obwohl sich das heutige Dorf im Castrum eingenistet hat) erhalten, sondern, wie auch im ON Augst BL, der zu einem Anthroponym gebildete röm. ON Augusta Raurica. Es gibt eine ganze Reihe von Siedlungen, die nach Augustus oder einem anderen Kaiser benannt wurden und folglich den Namen Augusta trugen, wobei dieser Name jeweils zwecks genauerer Identifikation noch durch einen Völkernamen ergänzt wurde (Treverorum, Vindelicorum). Im Falle von Augsburg (Augusta Vindelicorum) und Augst/Kaiseraugst (Augusta Rauracorum bzw. Rauraca) wurden die Doppelnamen um die spezifischen Völkernamen, im Fall von Trier (< Treveris) um Augusta gekürzt.15 Das Gebiet der Rauriker umfasste in römischer Zeit die dem Rhein zugewandten Nordwestabhänge des Jura, begrenzt im Süden und Osten durch den Jurakamm und den untersten Teil des Aarelaufs, im Norden durch den Rhein, dazu das Oberelsass. Von diesem Gebiet verloren sie durch die Gründung der römischen Bürgerkolonie (Augusta) Raurica durch L. Munatius Plancus im Jahre 44 v. Chr. den östlichen Teil.16 An der Flühweghalde wurden Fundamentreste eines gallo-römischen Umgangstempels entdeckt.17 Im Belegteil sind auch einige Namenbelege für den Augstgau zu finden. Dieser Landschaftsname gehört zur ältesten Schicht der ahd. Gaunamen, die sich mehrheitlich an vordeutsche ON anschliesst.18 Der Breisgau (vgl. Beleg a. 752) lag auf der anderen Seite des Rheines. 1442 soll das Dorf in die Ortschaften Augst im Dorf (i. e. Kaiseraugst) und Augst an der Brücke (i. e. Baselaugst) aufgeteilt worden sein.19 1448 ging der östlich Ergolz/Violenbach liegende Teil der Siedlung Augst an das Herzogtum Österreich über und erhielt den ON Kaiseraugst, im Gegensatz zum basellandschaftlichen Augst.20 Die Urkunden reden allerdings noch bis weit ins 16. Jh. hinein mehrheitlich nur von Ougst. Das Gemeindewappen weist auf das römische Castrum Rauracense hin: In Rot ein weisser, schwarz gemauerter römischer Wachtturm. An Örtlichkeiten werden in älteren Urkunden etwa genannt: der Asphof (das Aspe), ein Ort in der Barmün und die Lokalität Slüsselbrunnen. (weniger anzeigen) [2] | ||||||||
Höchster Punkt | 304 m. ü. M. [1] | ||||||||
Tiefster Punkt | 260 m. ü. M. [1] | ||||||||
Fläche | 1.753 km² [1] | ||||||||
Datensatz | 13000096 | ||||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
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