Name | Aarau [1][2][3] | ||||||||||||
Variante | Rohr [2] | ||||||||||||
Mundart | Aarau [2], Roor [2] | ||||||||||||
Phonetik |
ā́rau̯ [2]
rọ̄r [2] |
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Sprachatlas der deutschen Schweiz
Eigenbezeichnung:
ā᪷́ræu̯, ā́ræuu̯ər
Fremdbezeichnung:
ā᪷́râ̤u̯
(Thalheim (AG))
ā᪷́ra̤u᪷
(Seengen)
[...] (alles anzeigen)
ā᪷́râ̤u̯
(Thalheim (AG))
ā᪷́ra̤u᪷
(Seengen)
ā᪷́râ̤u̯
(Elfingen)
ā᪷́râ̤u̯, u᪷vā᪷́râ̤u̯
(Küttigen)
ạ̄́râ̤u̯
(Herznach)
ā᪷́râ̤u̯
(Densbüren)
ā́rou᪷
(Safenwil)
ā́ro᪷u᪷
(Schöftland)
ā́rou, ā́rou̯
(Kirchleerau)
ā᪷́ra̤u̯, ā́rạu̯
(Teufenthal (AG))
ā᪷́râ̤u̯
(Baldingen)
ā́rou̯
(Muhen)
ā᪷́râ̤u̯
(Gränichen)
ā́ra̤u᪷
(Lenzburg)
ā᪷́rô᪷u, ā᪷́rô᪷u̯
(Däniken)
ạ̄́râ̤u̯
(Kaisten)
uvā́râ̤u̯
(Zeglingen)
ạ̄́rō᪸u, ạ̄́rô᪷u̯
(Stüsslingen)
ā᪷́râ̤u̯
(Obermumpf)
ā᪷́râ̤u̯
(Schupfart)
ā᪷́râ̤u̯
(Wittnau)
u᪷vạ̄́râ̤u̯
(Oberhof)
ạ̄́rō᪷u̯
(Triengen)
rọ̄r
(Küttigen)
rọ̄r
(Densbüren)
rō̤r
(Aarau)
(weniger anzeigen)
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Ortstyp | Gemeinde [4] | ||||||||||||
Bezirk | Aarau [4] | ||||||||||||
Kanton | Aargau [4] | ||||||||||||
Deutung | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Alemannischer -au-Name. GF (als «echte» Zusammensetzung1) ahd. *Ara-ouwa 'Land an der Aare', spätahd. (mit Apokope des Endsilben-a des BW) Ar-ouwa, mhd. Arouwe, [...] (weiterlesen)Alemannischer -au-Name. GF (als «echte» Zusammensetzung1) ahd. *Ara-ouwa 'Land an der Aare', spätahd. (mit Apokope des Endsilben-a des BW) Ar-ouwa, mhd. Arouwe, bzw. (mit Apokope des Endsilben-e des GW) Ar-ouw, bzw. (mit vereinfachter Schreibung von -o- statt -ou- vor -w-2) Ar-ow, nhd. Aar-au.BW ist ein Flussname aus dem Bereich der alteuropäischen Hydronymie mit der GF *Arura3, latinisiert (d. h. in lat. Überlieferung) Araris, in alemannischer Lautgestalt verkürzt Ara, mda. 'ā́rǝ', dem eine Wurzel idg. *er/*or4 'in Bewegung setzen, erregen' zugrunde liegt. Dieser Flussname steht dem GW unflektiert und tontragend voran. GW ist das Appellativ ahd. ouwa, auwia (< germ. *agwjō-, einer jō-Ableitung zu germ. *ahwō [> ahd. aha stf. 'Wasser, Flut, Fluss']5), urverwandt mit lat. aqua, mhd. ouwe stf. 'Wasser, Strom; (seit frühmhd. Zeit:) von Wasser umflossene(s) Land, Insel oder Halbinsel; Land, Gelände am Wasser; Landstrich längs einem Bach oder Fluss; sumpfiges, feuchtes Gelände'.6 Als Appellativ ist Au im Schweizerdeutschen nicht mehr lebendig, vorarlbergisch und tirolisch jedoch noch im Sinne von 'mit Gebüsch bewachsenes, meist als Weide dienendes Gelände an einem Bach oder Fluss', bzw. 'Wald am Bach, Feld am Bach' vorhanden.7 ; Alemannischer sekundärer Siedlungsname (ursprünglich im Dat. Sg. Loc.) zum Apellativ ahd. mhd. rōr, schwzdt. Rōr1 stn. 'Schilf, Rohrpflanze, Röhricht; Name verschiedener Rohr- und Schilfpflanzen und anderer Pflanzen, deren Stengel ein Rohr bilden'. GF ahd. (ze) rōre 'beim Schilf, Röhricht', mhd. Rōre, bzw. (mit unmotivierter Doppelschreibung von -r-) Rōrre, bzw. (mit Schreibung von -a im absoluten Auslaut) Rōra, bzw. (mit Apokope der Flexionsendung) Rōr. (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen Deutung: Der ursprüngliche Flurname Aarau ist eine Bildung aus dem Flussnamen Aare und dem althochdeutschen Gattungswort ouwa, mittelhochdeutsch ouwe «Land am Wasser» (cf. Id. I, 5s;Deutung: Der ursprüngliche Flurname Aarau ist eine Bildung aus dem Flussnamen Aare und dem althochdeutschen Gattungswort ouwa, mittelhochdeutsch ouwe «Land am Wasser» (cf. Id. I, 5s; Bandle 1954: 137; BENB I, 49; LUNB I, 77; Grossenbacher Künzler 1999: 291s; SONB I, 64). Als althochdeutsche Grundform ist *Araouwa «Land an der Aare» anzunehmen (Zehnder 1991: 54).Der Flussname Aare (in den ältesten Belegen Arula, Arola und Araris; Greule 1973: 110; Grossenbacher Künzler 1999: 56) beruht auf einer in Gewässernamen häufigen indoeuropäischen Wurzel *er-/*or- «in Bewegung setzen, fliessen». Die Form scheint einem alteuropäischen Dialekt zu entstammen, der schon vor der Ausbreitung des Keltischen von einer nicht mehr näher definierbaren indoeuropäischen Bevölkerungsgruppe gesprochen wurde. Aufgrund einer alten volksetymologischen Umdeutung des Namens zeigt das Gemeindewappen einen Adler (deutsch Aar, althochdeutsch aro «Adler»; cf. Zehnder 1991: 54). ks (weniger anzeigen) [3] | |||||||||||||
Quellen
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Die Gemeindenamen des Kantons Aargau
1256 glzt K: Ludewicus apud Arowo suum obstagium (ZUB 3 Nr. 959)
1259 Or K 14. Jh: atum siue actum apud Arowe (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 96)
[...] (weiterlesen)
1256 glzt K: Ludewicus apud Arowo suum obstagium (ZUB 3 Nr. 959)
1259 Or K 14. Jh: atum siue actum apud Arowe (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 96)
1261/64: de Aroͧwa porcos 4 (Habsb Urb QSG 15.1 S. 4 f.)
1261/64 Var: Aroͧwe tritici mod. 60 (Habsb Urb QSG 15.1 S. 4 f.)
1265 Or Var Ues 14. Jh ff.: sich antwúrtent gen Aroᷱ in die statt (UBSO 2 Nr. 228)
1265 Or Ues 14. Jh ff.: in oppido Arowa...se recipient (UBSO 2 Nr. 228)
1265 Or Var Ues 14. Jh ff.: dis ist beschehen ze Aroͧw anno (UBSO 2 Nr. 228)
1270: universitas civium in Arow (UBSGSüd 1 Nr. 566)
1271: sororibus apud Ârowa (UBSGSüd 1 Nr. 584)
1276: acta sunc hec in civitate Aroͮwe anno (UBSO 2 Nr. 380)
1281 Var Ed: der schultheis von Araw (Habsb Urb QSG 15.1 S. 102)
1361: Hans Stieber, schultheiss ze Arôw (Habsb Urb QSG 15.1 S. 549 ff.)
1594: Dürenäsch, Aarauw, Seon, Huntenschwyl (AGUrk 9 Aarau Nr. 888)
(weniger anzeigen) [2]
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Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen
1276: in civitate Aroͮwe (SOUB II, 243)
1261-64: de Aroͧwa porcos 4 (QSG XV/1, 4)
[...] (weiterlesen)
1276: in civitate Aroͮwe (SOUB II, 243)
1261-64: de Aroͧwa porcos 4 (QSG XV/1, 4)
1361: die burg ze Arôw (QSG XV/1, 549s)
1270: universitas civium in Arow (SGUBsüd I, 401)
1281: der stat ze Arowe (QSG XV/1, 102)
12593: datum siue actum apud Arowe (BeromUB I, 155)
12562: Ludewicus apud Arowo (ZHUB III, 45)
12481: Arnoldus de Arowe (Lüthi et al. (1978: 100))
1594: zuͦ Araw in der stat (AGUB IX, 337)
(weniger anzeigen) [3]
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Kommentar | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau «Die Stadt liegt auf einem geräumigen, oben ganz flachen Kalkfelsen, wo keine Wasserquelle zu finden ist. ... Zur Stadt werden gezählt in Osten die Fabrikgebäude auf der Telli, die [...] (weiterlesen)«Die Stadt liegt auf einem geräumigen, oben ganz flachen Kalkfelsen, wo keine Wasserquelle zu finden ist. ... Zur Stadt werden gezählt in Osten die Fabrikgebäude auf der Telli, die Häuser im Weyer, alle im tiefern Schachenlande; der Lindenhof und folgende auf dem ebenen Hochgelände .. .»8 Auf dieses «Schachenlande» am Ufer der Aare weist unser ON hin.Die Aare bildet den Hauptzufluss des Rheins in der Schweiz. Sie entspringt an den beiden Aare-Gletschern und mündet beim Ort Koblenz gegenüber Waldshut BRD. Etliche Namen leiten sich vom Flussnamen ab: Aargau als alter (weil eben zu einem Flussnamen gebildeter) Landschaftsname (urkdl. in Auswahl: in alio pagello Aragougense, in Aragaugia, in pago Arageuve, in pago Aragouue, in pago Argowe, per Argoviam, in Erg≥w), Aarau AG als Siedlungsname und als Bezeichnung des gleichnamigen Bezirkes, ebenso Aarburg AG (ein altes Städtchen rechts der Aare mit einer gleichnamigen Festung; s. unter Aarburg), Aarberg BE (auf einer Insel in der Alten Aar; Arolae mons, apud Arberch) und Aarwangen BE (am rechten Aareufer; ze Arwangen). Zudem steht gegenüber der Mündung der Aare in den Rhein der Aarberg (auf badischer Seite; in ... Araberge). Ein Flussname als BW zum GW -au kommt auch in anderen ON vor: Rheinau ZH, Thurau SG. Volksetymologische Namendeutung liess einen Adler (Aar) im Gemeindewappen erscheinen. Hier darf noch angefügt werden, dass auch J. U. Hubschmied den Flussnamen Aare (< *Arura) mit kelt. *euros 'Adler' in Verbindung brachte: «Gallisch Arura hiess etwa 'Adlerweib'; denn aus ... lässt sich ein urkeltisches *eruros, *erurios 'Adler' erschliessen, dem in gallischen Mundarten *aruros entsprach.»9 Ältere Urkunden nennen bisweilen noch die Hofsiedlung Golderen (heute FIN; in Goltherenhusen) und einen Gönrein (ze Gonrein, im Gönren) als einen Teil des Waldes Gönert (i. e. Gön-hard). Auch der Distelberg (an dem Tistelberg), ein abgeflachter Bergsattel, über den sich die neue Landstrasse von Aarau nach Entfelden hinzieht, spielte bereits in älteren Schriften eine Rolle.; Die Gemeinde Rohr liegt am Rand einer früher oft überschwemmten Flussniederung, zwischen der Aare und dem Suret, einem grösseren Waldgebiet. Sie wurde offenbar als kleine Rodungssiedlung über dem ursprünglichen Steilufer der Aare angelegt. Auch das Idiotikon weist darauf hin, dass die Form Rore eine erstarrte Dativ-Form sei.2 F. X. Bronner kannte die ältere Form mit der Flexionsendung noch, als er die Gemeinde Rohr mit dem Klammerausdruck «(ehemals Dorf Rore)» erklärte.3 Er wusste weiter: «Dieser Ort Rore war das Dorf zur Burg Rore.» Dass der ON Rore ursprünglich eine Graftschaft benannte, erhellt der erste Beleg a. 1027. In dieser Grafschaft besassen zuerst die Grafen von Lenzburg, später die Kyburger und seit Beginn des 13. Jh. die Habsburger ihre Eigengüter.4 Wir beobachten in dieser Gegend auf kleinstem Raum drei Siedlungen mit heute einsilbigem ON: Buchs, Rohr, Suhr. Rohr und Buchs sind als Ausbausiedlungen im ursprünglichen Bann von Suhr entstanden.5 Ihre politische Trennung von Suhr erfolgte erst 1810. Im Gemeindewappen spriessen in Weiss auf grünem Dreiberg drei schwarze Rohrkolben an grünen Stengeln mit grünen Blättern. Das gleiche Appellativ erscheint auch im FlN *Rohregg (Roregge), der in der Umgebung von Hallwil zu suchen ist, und in den Gemeindenamen Ober- und Niederrohrdorf. In Lenzburg lag der *Rorbomgarten, dessen Name offenbar auf den Besitzer (Angehöriger des Geschlechtes der Herren von Ror) hinweist: 1300 Item Heinricus de Rore occupat pomerium dictum Rorbomgarten, situm in monte Lentzburg Habsb Urb QSG 15.1 S. 208 (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen 1 Bezieht sich wahrscheinlich noch auf das Dorf, welches schon vor der Stadtgründung bestand. – 2 Erster sicherer Hinweis auf eine städtische Siedlung (Lüthi et al. 1978: 102).– 3 Kopie [...] (weiterlesen)1 Bezieht sich wahrscheinlich noch auf das Dorf, welches schon vor der Stadtgründung bestand. – 2 Erster sicherer Hinweis auf eine städtische Siedlung (Lüthi et al. 1978: 102).– 3 Kopie des 14. Jahrhunderts. (weniger anzeigen) [3] | |||||||||||||
Höchster Punkt | 487 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Tiefster Punkt | 355 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Fläche | 12.338 km² [1] | ||||||||||||
Datensatz | 802004001 | ||||||||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
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