Name | Unterkulm [1][2] | ||||||||||
Mundart | Chulm [2], Choom [2] | ||||||||||
Phonetik |
χu᪷lm, χū᪸m [2]
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Sprachatlas der deutschen Schweiz
Fremdbezeichnung:
u᪷n̄dərχọ̄m
(Gränichen)
χu᪷ɫ̄m
(Lenzburg)
[...] (alles anzeigen)
u᪷n̄dərχọ̄m
(Gränichen)
χu᪷ɫ̄m
(Lenzburg)
tsχọ̄m
[Kommentar]
(Schöftland)
χọ̄m
[Kommentar]
(Schmiedrued)
u᪷n̄dərχọ̄m, χọ̄m
(Zetzwil)
u᪷n̄dərχọ̄m, χọ̄m
(Teufenthal (AG))
(weniger anzeigen)
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Fragebogenmaterial Georg Wenker Choom ( Faksimile | Gewährsperson ) Lehrer Rud. Müller, 46 Jahre alt, Geburtsort Unterkulm |
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Ortstypen | Siedlung [3] Ort [1] | ||||||||||
Gemeinde | Unterkulm [3] | ||||||||||
Bezirk | Kulm [3] | ||||||||||
Kanton | Aargau [3] | ||||||||||
Deutung | Vordeutscher Siedlungsname. GF lat.-roman. *(villa) columbāria 'Hof mit einem Taubenschlag, Taubenhof' oder *columbārium 'Grabmonument, Friedhof', alem.-ahd. (mit Lautverschiebung von k- [für lat. c-] > [...] (weiterlesen)Vordeutscher Siedlungsname. GF lat.-roman. *(villa) columbāria 'Hof mit einem Taubenschlag, Taubenhof' oder *columbārium 'Grabmonument, Friedhof', alem.-ahd. (mit Lautverschiebung von k- [für lat. c-] > ch-, was auf Übernahme des lat.-roman. Etymons durch alemannische Sprachträger spätestens im 8. Jh. oder schon früher schliessen lässt, und mit germanischer Erstsilbenbetonung) Chólumbar-i, Chólumbar-e, bzw. (mit dissimilatorischer Entwicklung von -m- > -n- vor -b) Cholunbar-i, Cholunbar-e, bzw. (mit graphematisch auffällig spät auftretender Substitution von roman. -o- durch alem. -u- und mit abgeschwächter Mittelsilbe) Chulenbar-e, mhd. (mit synkopiertem mittelsilbigem -e-) Chulnbar-e, bzw. (mit Apokope des Endungs-e) Chulnbar, bzw. (mit Abschwächung der Endsilbe) Chulnber, bzw. (mit Wegfall des auslautenden -r im Sinne einer Konsonantenerleichterung) Chulnbe, bzw. (bisweilen wieder dreisilbig infolge Sprosslaut oder Reflex der alten Mehrsilbigkeit) Chulenbe u. ä., bzw. (mit Assimilation von -nb- > -mb-) Chul(u)mbe, bzw. (mit Assimilation von -mb- > -m-) Chulme, bzw. (mit ab 13. Jh. M auftretender Schreibung von k- für die aus k- verschobene Spirans ch-1) Kulme, bzw. (mit Apokope) Kulm.Dem ON liegt entweder ein lat. Adj. der Zugehörigkeit zugrunde, gebildet aus dem lat. Tiernamen columba, -ae f.2 'Taube', (besonders die zahme) 'Haustaube' und dem derivierenden Suffix -ārius, mit der Bedeutung 'Lebensraum für Tauben, Taubenschlag' (man vgl. etwa lat. viv-ārium 'Behälter für Tiere', das sich zu dt. Weiher entwickelt hat), oder dann aber direkt das neutrale substantivische Etymon lat. columbārium3 'Taubenkäfig; Ruderöffnung in der Schiffswand (einem Tauben-Schlupfloch ähnlich); Nische in einer Hauswand, die zur Aufnahme von Urnen diente'. Es ist denkbar, dass diese letzte Bedeutung als Pars pro toto auch eine ganze Begräbnisstätte (ein Urnenhaus oder einen Friedhof) bezeichnen konnte. Differenzierender Zusatz seit dem Anfang des 14. Jh.: Adj. mhd. nider(e) 'nieder, niedrig, tief, unter'; in ON zur Bezeichnung der relativen Lage eines Ortes zu einem andern Ort: (ze) nider (en) Kulme 'beim unteren Kulm'; im 18. Jh. langsam (cf. Beleg oben a. 1726) abgelöst durch nhd. unter(e). (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||
Quellen
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1303-1308: ze Nideren-Kulme hat du heirschaft (Habsb Urb QSG 14 S. 162)
1726: zwischen denen ehrsammen gemeinden Under-Kulm an einem und Täüffenthal am anderen theil. ... in dem Nider-Kulmer twing ... die Nieder- Kulmer meinten ja, ... (RQ AG II 1 Nr. 90 S. 338)
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Kommentar | Der Bezirkshauptort Unterkulm liegt im Tal der Wyna, und zwar unterhalb seiner Nachbargemeinde Oberkulm. Auf diese Lage weisen die differenzierenden Zusätze mhd. nider und ober [...] (weiterlesen)Der Bezirkshauptort Unterkulm liegt im Tal der Wyna, und zwar unterhalb seiner Nachbargemeinde Oberkulm. Auf diese Lage weisen die differenzierenden Zusätze mhd. nider und ober seit anfangs 14. Jh./Ende 13. Jh. hin.Zum kulturgeschichtlichen Hintergrund äusserte ich mich bei der Besprechung des Ortsnamens Oberkulm. Auch der Boden der Gemeinde Unterkulm gab römische Fundstücke preis. Bei der reformierten Pfarrkirche lassen Mauerreste und Ziegelfragmente römische Gebäude vermuten, die wohl bis ins vierte Jahrhundert hinein bewohnt waren. Westlich der Kirche, beim Sonnenhof wurde ein römischer Münzschatz aus 564 spätrömischen Münzen entdeckt. Er scheint kurz nach 350 n. Chr. im Boden verborgen worden zu sein.4 Ältere Urkunden nennen verschiedentlich den Weiler Steinenberg (curiam dictam Steinachberg); man vergleiche dazu auch den Beleg a. 1286 im Namenbild von Oberkulm. Den Hegenhof (der Hegen hof), der wohl auch in den Bezirk Kulm gehört, kann ich nicht ausmachen. Im Südwesten der Siedlung findet sich der Flurname Windischberg, der vielleicht ebenfalls einen Hinweis auf die römische Bevölkerung gibt, falls er im Hinblick auf ansässige pensionierte Legionäre, die in einer in Windisch stationierten Legion gedient hatten, entstanden ist. (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||
Höchster Punkt | 586 m. ü. M. [1] | ||||||||||
Tiefster Punkt | 452 m. ü. M. [1] | ||||||||||
Fläche | 1.029 km² [1] | ||||||||||
Datensatz | 13000211 | ||||||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
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