Name | Reiat [1] | ||||||
Variante | Reiet [2] | ||||||
Mundart | Räiet [2] | ||||||
Phonetik |
re᪷iət [2]
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Ortstyp | Bezirk [3] | ||||||
Kanton | Schaffhausen [3] | ||||||
Beschreibung | Bezirk im Osten des Kantons Schaffhausen [2] | ||||||
Deutung | 1. Appellativ räie: ‘Gebiet mit Wassergräben; Flur mit Reihe(n) einer bestimmten Sache’. [...] (weiterlesen)1. Appellativ räie: ‘Gebiet mit Wassergräben; Flur mit Reihe(n) einer bestimmten Sache’.2. Appellativ räie + Suffix -et: ‘Gebiet mit Wassergräben; Flur mit Reihe(n) einer bestimmten Sache’. 2. Appellativ räie + Suffix -et: ‘Gebiet mit Wassergräben; Flur mit Reihe(n) einer bestimmten Sache’. 3. Appellativ reia: ‘Flur, auf der oft Rehe äsen’. (weniger anzeigen) [2] | ||||||
Deutung Grundwort | 1. + 2. räie zu mhd. reie, reige swm. ‘Tanz, Reigen, Frühlings- oder Sommertanz, bei dem man in langer Reihe hintereinander über das Feld zog’. Im schwzdt. [...] (weiterlesen)1. + 2. räie zu mhd. reie, reige swm. ‘Tanz, Reigen, Frühlings- oder Sommertanz, bei dem man in langer Reihe hintereinander über das Feld zog’. Im schwzdt. Rei(j)e mf. haben sich spätestens ab dem 17. Jh. sowohl Geschlecht als auch Bedeutung mit schwzdt. Rîhe(n) f. ‘Reihe, Reihenfolge’ vermischt. So bedeutet das Wort neben ‘Reigen, Tanz’ auch ‘Reihe, Menschenreihe, Tierreihe’. Der Zusammenfall erfolgt einerseits durch umgekehrte Schreibung, andererseits aber auch durch Hiatusdiphthongierung nach h-Schwund. Die überlappende Bedeutung ‘Menschenreihe’ trug das ihre dazu bei. Zu fragen ist, ob in älteren Flurnamen schon die Bedeutung ‘Reihe’ vorliegen kann. Sonderegger BSM8 159 bejaht dies. Tatsächlich liegen meist nicht typische Tanzplätze vor. An welche Art von Reihe dabei aber zu denken ist, kann meist kaum noch erschlossen werden. Raien in Marbach (SG) könnte sich auf die Reben beziehen. Mhd. rîhe stswf. ‘Reihe, Linie’ bezeichnet oft Häuserzeilen, Rinnen und Abzugsgräben (Lexer2 430). – 2. Das Suffix -et gehört zu ahd. -ôdi, -ôti, mhd. -et(e) und bildet neutrale nominale Abstrakta. Im Ahd. gibt es noch einen formalen und grammatischen Unterschied zwischen verbalen und nominalen Ableitungen: erstere enden auf -ôd, -ôt wie arnôd ‘Ernte’, klagôd ‘Klage’ und haben maskulines Genus, zweitere enden auf -ôdi, -ôti wie heimôti ‘Heimat’, einôti ‘Einöde, managôti ‘Menge’ und haben neutrales Genus. Gelegentlich kommen auch feminine Bildungen vor. – 3. reia zu ahd. reia, reiga swf. ‘Reh’ < germ. *rai(g)-jôn ‘weibliches Reh’ im grammatischen Wechsel zu germ. ahd. rêh stn. < germ. *raihaz. Das Appellativ ist bei Notker belegt, mittelhochdeutsch aber nicht mehr nachweisbar. (weniger anzeigen) [2] | ||||||
Quellen
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1411: Raigen (Wipf, Re)
1413: Raigat (Wipf, Re)
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1411: Raigen (Wipf, Re)
1413: Raigat (Wipf, Re)
1413: Rayatt (Wipf, Re)
1413: Rayat (Wipf, Re)
1422: Rayat (Wipf, Re)
1444: Rayet (Wipf, Re)
1469: Reyot (Wipf, Re)
1475: Reygat (Wipf, Re)
1475: Reyget (Wipf, Re)
1491: rayatt (Wipf, Re)
1507: Rayertt (Wipf, Re)
1547: Vrbar der kilchenn Lohnn vff dem Reiatt (PfA Lohn, A V 01 Titel, Urb.)
1553: ʒuͦ Büttenhartt vff dem Reÿgat (STASH, Gemeinden Büttenhardt A 2 [1], Urb.)
1562: der kilchenn Lon vff dem Reÿatt (PfA Lohn, A V 01 1, Urb.)
1593: der kilchen Lon, vff dem Reÿat (PfA Lohn, A V 01 3, Urb.)
1671: im Rennhag (STASH, Herrschaft 1/48, 4 2, Nr. 1, MkBeschr.)
1671: obervogt v̈ber den Reÿet (STASH, Herrschaft 1/48, 4 S. 1., MkBeschr.)
1693: obervogt ʒu̍ Herblingen uͦnd über den Reÿet (STASH, Paradieseramt JL 16 Einleit., Urb.)
1698: dem Reÿet [Kopie] (STASH, Herrschaft 1/20, MkBeschr.)
>1715 [1715]: Leonhard Meÿer [...] obervogt über Herblingen und den Reÿet (STASH, St. Agnesenamt G Rafz 1, Urb.)
1723: an und auf dem Raÿat (STASH, Herrschaft 1/86, KBr.)
1723: die dreÿ höf Widlen, Gemersbrunen [sic!] und Lengenberg am Raÿat (STASH, Herrschaft 1/86, KBr.)
1742: die dreÿ höf Widlen, Generſprunn und Lengenberg an Raÿat (STASH, Herrschaft 1/84, LBr.)
1742: an und auf dem Raÿat (STASH, Herrschaft 1/84, LBr.)
1770: obervogt über Herblingen uͦnd den Reÿat (STASH, Allerheiligen G Büttenhardt A 1 [1], Urb.)
1781: die dreÿ höf Widlen, Genersbrunn und Lengenberg am Reÿet (STASH, Herrschaft 1/75, LBr.)
1781: an und auf den Reÿet (STASH, Herrschaft 1/75, LBr.)
1802: Reiat (STASH, Kataster B 7 Titelbl., Kat.)
1802: Reÿat (STASH, Kataster B 7 S. 1., Kat.)
1802: Räjet; Räiethet; Raiethet; Räithet; Raithet; Reithet; Räthet; Reit; Räit; Rait; Raiet; Reiet; Räiet; Reihet; Rähet; Räthle[?]; Rähte; Raithet (STASH, Kataster B 3 Fol. 1; Fol. 2; Fol. 4; Fol. 6; Fol. 8; Fol. 9; Fol. 14; Fol. 28; Fol. 29; Fol. 30; Fol. 37; Fol. 38; Fol. 40; Fol. 50; Fol. 60; Fol. 61; Fol. 77; [Waldkat] Fol. 3, Kat.)
1883: Rheiath (Siegfried, Kar.)
(weniger anzeigen) [2]
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Kommentar | Vgl. die Orte Raien in den Gemeinden Schwende (AI) und Marbach (SG). – Dem frühesten Beleg, 1411 Raigen, fehlt das später regelmässige auslautende -t. Es lässt [...] (weiterlesen)Vgl. die Orte Raien in den Gemeinden Schwende (AI) und Marbach (SG). – Dem frühesten Beleg, 1411 Raigen, fehlt das später regelmässige auslautende -t. Es lässt sich nicht mehr ausmachen, ob hier ein epithetisches -t oder das Suffix -et vorliegt (vgl. Paul-Wiehl-Grosse § 1490). – Reiat bezeichnete ursprünglich ein Gebiet bei Büttenhardt und wurde ab dem 15. Jh. allmählich zum Gelände- und Bezirksnamen für die Hochebene nordöstlich der Stadt Schaffhausen (Wipf, Zur begrifflichen Ausweitung eines Flurnamens). (weniger anzeigen) [2] | ||||||
Höchster Punkt | 705 m. ü. M. [1] | ||||||
Tiefster Punkt | 391 m. ü. M. [1] | ||||||
Fläche | 39.327 km² [1] | ||||||
Datensatz | 801001402 | ||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
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