Name | Agriswil [1] | ||||
Phonetik |
[ˈɑɡərʃʋiːu] [1]
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ehemaliger Ortstyp | Gemeinde [2] | ||||
Gemeinde | Ried bei Kerzers [2] | ||||
Bezirk | See [2] | ||||
Kanton | Fribourg [2] | ||||
Deutung | Bisherige Deutungen: Agriswil ist eine Bildung aus einem germanischen Personennamen und dem romanischen Element villāre (> deutsch -wiler > wil), welches ein Landgut, eine Gruppe vonBisherige Deutungen: Agriswil ist eine Bildung aus einem germanischen Personennamen und dem romanischen Element villāre (> deutsch -wiler > wil), welches ein Landgut, eine Gruppe von Höfen, einen Weiler bezeichnete. In der bisherigen Forschung ist umstritten, ob Agriswil auf eine ursprünglich romanische -villāre-Bildung zurückgeht, welche ins Deutsche entlehnt wurde (cf. zu diesem Namentypus z.B. → Bonvillars VD), oder ob es sich um eine alemannische -wiler-Bildung handelt, welche sekundär zu Grevillar romanisiert worden ist. Die Argumentation von Roth (1965: 68) zu dieser Frage ist unklar. Einerseits scheint er der Ansicht zu sein, Agriswil sei «eine unmittelbar aus römischer Zeit übernommene Siedlung, deren Namen villa ‘Gutshof’ an römischen Gebäulichkeiten oder an deren Überreste haften geblieben sein könnte». Andererseits bezeichnet er Agriswil aber auch als alemannische Siedlung der Merowingerzeit. Glatthard (1977a: 69, 129) ist sehr dezidiert der Meinung, es handle sich um einen deutschen -wiler-Namen. Dafür sprechen seiner Meinung nach die urkundlichen Belege und vor allem die germanische Bildungsweise mit dem nachgestellten Grundwort -wiler, im Unterschied zu den anderen Freiburger Villar-Namen wie → Villarepos, Villarlod etc. Zur Identifizierung des Personennamens verweist Roth (1965: 68) auf die althochdeutschen Namenformen Agarich, Aggericus, Aggarigus, Acherich, Agirich, Ackrich (cf. Förstemann I, 24). Glatthard (1977a: 129) gibt als Grundformen althochdeutsch *Agrechtswilare (zu einem nicht belegten Personennamen *Agareht), aus dem Agriswilare geworden wäre. Laut Aebischer (1976: 66) ist die Herkunft des Namens unsicher. Besprechung: Agriswil liegt zwischen → Kerzers FR und → Gempenach FR im Gebiet der deutsch-romanischen Sprachgrenze des 8./9. Jahrhunderts, wo zweifellos über längere Zeit eine verbreitete Zweisprachigkeit geherrscht hat. Da -villāre-Bildungen im romanischen Sprachgebiet vor allem im 7. Jahrhundert entstanden sind, ist eine völlig sichere Zuordnung des Namens zu einer ursprünglich romanischen oder deutschen Sprachschicht kaum möglich. Aus der Wortstellung, die in den Dokumenten seit dem 13. Jahrhundert zu beobachten ist, kann kann kein sicherer Schluss auf eine romanische oder deutschsprachige Bildung gezogen werden, da in den sprachgrenznahen Gebieten der Personenname und das Grundwort -villāre/-wiler leicht umgestellt werden konnten (cf. die historischen Belege für → Wünnewil FR). Darüber hinaus kann selbst in sprachgrenzfernen romanischen Gebieten die Nachstellung von -villāre oft beobachtet werden kann. Auch der germanische Personenname ist kein sicherer Hinweis auf eine romanische oder eine germanische Bildung, da im 7. Jahrhundert germanische Personennamen in der romanischen Bevölkerung weit verbreitet waren. Eindeutig abzulehnen ist hingegen Roths Auffassung, es handle sich um einen villa-Namen aus römischer Zeit (cf. Glatthard 1977a: 69). Roths und Glatthards Deutung des Personennamens beruht auf der sehr späten Form 1405 Agrechtswile, die wahrscheinlich analogisch remotiviert wurde. Als Alternative könnte an den Personennamen Agihar, Agiheri, Agar (Förstemann I, 22) gedacht werden, der auch im galloromanischen Raum gut belegt ist (Morlet I, 21b). Deutung: Da der Name Agriswil erst seit dem späten 13. Jahrhundert belegt ist, kann er nicht völlig sicher gedeutet werden. Er bedeutet wahrscheinlich «Hof, Weiler des Agihar» (oder ähnlich). Es handelt sich dabei vermutlich um eine ursprünglich romanische villāre-Bildung, die an die deutschsprachigen -wiler/-wil-Namen angeglichen wurde, eventuell aber auch um eine deutschsprachige -wiler-Bildung, welche von der romanischen Bevölkerung im damals zweisprachigen Gebiet zwischen Kerzers und Gempenach an die romanischen villār-Formen angepasst wurde. Für ein sehr altes Namenpaar spricht die romanische Form Grevillar (mit Abtrennung des anlautenden A-, welches vermutlich als Präposition à Grévillar aufgefasst wurde; cf. Glatthard 1977a: 69). Grevillar bewahrt im Unterschied zum deutschen Namen das ursprüngliche -villar und kann nicht auf eine junge Anpassung des deutschen Agers-wil (mit -s-) zurückgehen. Das moderne französische Exonym Agrimoine (in gelehrter lateinischer Schreibung auch ager monachorum) ist erst im 16. Jahrhundert belegt; sie kann nicht auf die ursprüngliche Form Agriswil (oder romanisch Grivillar, Grevillar) zurückgeführt werden. Es handelt sich vielmehr um eine klösterliche oder humanistische Umdeutung des Namens, welche auf den Münchenwiler Klostergrundbesitz in Agriswil hinweist (Glatthard 1977a: 69). ks(weniger anzeigen) [1] | ||||
Quellen
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1275: Agerswyle (FRB III, 775)
1340: Grivilliar1 (RDF III, 36)
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1275: Agerswyle (FRB III, 775)
1340: Grivilliar1 (RDF III, 36)
1385: Petrus dictus Zwyris de Ariswile (FRB X, 318)
1405: Uͤllinus Wildrechtz de Agrechtzwile (Ammann (1942: 90))
1413: Agreswil … Grevillar (FR A Murten NReg Theobaldus Loys, n° 3421, f° 29v, 30, 96v, 121)
(weniger anzeigen) [1]
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Kommentar | 1 RDF III, 36 schreibt Grinilliar. Französische Namenform: Agrimoine. [1] | ||||
Datensatz | 802002241 | ||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
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