Name | Tentlingen [1][2][3] | ||||||||||
Mundart | Tentlinge [1] | ||||||||||
Phonetik |
tẹ́ntli᪸ŋə, tẹ́ntli᪷ŋə [1]
|
||||||||||
Sprachatlas der deutschen Schweiz
Fremdbezeichnung:
tẹ́ntli᪷ŋə
(Wengliswil)
tẹ́ntli᪸ŋə
(Fribourg)
|
|||||||||||
Ortstyp | Gemeinde [4] | ||||||||||
Bezirk | Sense [4] | ||||||||||
Kanton | Fribourg [4] | ||||||||||
Deutung | Sammlung aktueller Gemeindenamen des Kantons Freiburg wohl «bei den Leuten des Dandīn/Tentīn». Personenname Dandīn/Tentīn mit Ortsnamenendung -ingōs (nach LSG) [1] | ||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen Bisherige Deutungen: Stadelmann (1902a: 94) vermutet im Namen Tentlingen eine Bildung mit dem hypothetischen althochdeutschen Personennamen *Dindil- oder *Dandil- und der Ortsnamenendung -ingun (> -ingenBisherige Deutungen: Stadelmann (1902a: 94) vermutet im Namen Tentlingen eine Bildung mit dem hypothetischen althochdeutschen Personennamen *Dindil- oder *Dandil- und der Ortsnamenendung -ingun (> -ingen > -igen). Die romanische Form Tinterin wäre zu einem Zeitpunkt entlehnt worden, als im Alemannischen althochdeutsches d- bereits zu t- verhärtet war und der Umlaut von -a- zu -e- stattgefunden hatte. Diese Erklärung wird von Jaccard (1906: 42) übernommen. Muret (1908a: 544; 1908b: 277) zweifelt an einer Herleitung von *Dindil-/*Dandil-, da sich auf dieser Grundlage die historischen Belege Tentenens (mit -n- statt -l-) nur schlecht erklären lassen; eine Assimilation des -l- an das folgende -n- wäre ungewöhnlich. Er zieht deshalb eine Bildung mit dem althochdeutschen Personennamen Dindo oder Tinto (Förstemann I, 410) und dem lateinischen Suffix -incus vor. Es handle sich um eine romanisch beeinflusste Bildung mit dem -n- der schwachen Deklination (*Tintin-incus). Für Aebischer (1944a: 112; 1958b: 69s; 1966: 112) stösst die bisherige Erklärung des Namens durch eine germanische Grundform auf unüberwindbare Schwierigkeiten. Er geht deshalb von einer lateinischen Etymologie aus. Unter Verweis auf Orte wie Tinténiac (Departement Ille-et-Villaine, Frankreich) und Tintigny (Provinz Luxembourg, Belgien) postuliert er einen Ortsnamen, der mit dem lateinischen Gentilnamen Tintinius, Tintenius oder *Tentinius und der Ortsnamenendung -ānum gebildet worden wäre. Glatthard (1977a: 133) fasst die bisherigen Deutungen zusammen und unterstreicht, dass Stadelmanns Hypothese einer Herleitung von einem althochdeutschen Personennamen *Dand- nicht zurückgewiesen werden könne. Derselbe Stamm finde sich auch im Namen von Dändlikon (Gemeinde Hombrechtikon ZH; Kläui/Schobinger 1989: 33 erklären Dändlikon als Bildung mit dem Personen- namen Tantilo/Tandilo). Besse (1997: 271) stellt eine lateinische und eine germanische Deutung zur Auswahl: (1) lateinisch Tintin(n)ius (Schulze, 243) oder Tintenius (Schulze, 243) mit dem Suffix -ānum, (2) germanisch Dandīn, Tentīn (zum Stamm dand-; cf. Kaufmann 1968: 92) mit dem Suffix -ingun. Als Grundform wird in diesem Fall germanisch *Tentīningum > Tent(e)lingen (mit Dissimilation von -n- vor -ng-) > Tentlingen (und für die französische Form Dissimilation von -n- -n- zu -n- -r- > Tinterin) angenommen. Besprechung: Murets Zweifel an Stadelmanns Deutung, die auch für Glatthards Erklärung zutreffen, sind berechtigt. Sein eigener Vorschlag kann jedoch nicht überzeugen: eine hybride Bildung aus einem germanischen Personennamen und einem lateinischen Suffix ist höchst unwahrscheinlich und wäre in der Westschweizer Namenlandschaft völlig isoliert. Aebischers Deutung ist lautlich unmöglich: eine lateinische Grundform vom Typus *Tintinianu/*Tentinianu müsste sich zu *Tintignin/*Tentegnins oder ähnlich entwickeln. Keiner der historischen Belege weist jedoch auf eine Aussprache mit -gn- [ɲ] hin. Deutungsvorschlag: In der germanistischen Forschung wurde bisher meist angenommen, dass der Name Tentlingen/Tinterin von einer germanischen Bevölkerung gebildet wurde (cf. Sonderegger 1963a: 409; Glatthard 1977a: 130). Diese Erklärung ist sprachgeschichtlich indessen schwer haltbar: -ingōs ist ein altes Lehnsuffix, das in den Kantonen Waadt und Freiburg seit dem 6. Jahrhundert ausgesprochen produktiv ist und von der romanischen Bevölkerung meist mit – ebenfalls entlehnten – althochdeutschen Personennamen verwendet wird. Wie für → Düdingen/Guin FR ist deshalb zu vermuten, dass auch Tentlingen/Tinterin auf diese ältere romanische Sprachschicht zurückgeht und anschliessend ins Deutsche entlehnt worden ist; eine deutschsprachige Bevölkerung ist im Raum 6 nicht vor dem 8. Jahrhundert anzunehmen. Tentlingen ist also wahrscheinlich als Bildung aus dem althochdeutschen Personennamen Dandīn, Tentīn und der Ortsnamenendung -ingōs (> -ens, -in, -an) zu betrachten. Eine ursprüngliche Grundform Tentiningōs würde «bei den Leuten des Tentīn» bedeuten; die heutigen Formen Tentlingen und Tinterin können durch Dissimilationserscheinungen (-n- -ng- > -l- -ng- im Deutschen, -n- -n- > -n- -r- im Französischen) erklärt werden. Die Identifizierung der Westschweizer -ingōs-Namen mit dem entsprechenden -ingen-Suffix des Deutschen ist üblich; sie findet sich für Ortsnamen beidseits der heutigen Sprachgrenze (→ Orvin BE, Lamboing BE, Münsingen BE, Mörigen BE etc.). ks (weniger anzeigen) [3] | |||||||||||
Quellen
|
Sammlung aktueller Gemeindenamen des Kantons Freiburg
1201-12 Petrus filius Alberti de Tentenens CartHauter, 257; [...] (weiterlesen)1201-12 Petrus filius Alberti de Tentenens CartHauter, 257;1363 Aber hatt bewyset der egenannte von Tierstein daz von im len ist vier schüppussen ze Pontels, der zenden aber ze Botenwile, die s 1363 Aber hatt bewyset der egenannte von Tierstein daz von im len ist vier schüppussen ze Pontels, der zenden aber ze Botenwile, die schüren und zenden ze Balterswile, der zende aller ze Tintingen RDF III, 173 1434 item ze Tentlingen zwei lehen, me den halben zehenden ze Tentlingen RDF VIII, 44; 1445 Tenterens FR A, Impôt de 1445 (Stadelmann 1902, 93); 1449 von Tentligen ... von Tentlingen ... von Tentlichon FR A, V 423, 427s (Besse 1997, 279) (weniger anzeigen) [1] |
||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen
1434: ze Tentlingen (RDF VIII, 44)
1201-12: Petrus filius Alberti de Tentenens (CartHauter, 257)
[...] (weiterlesen)
1434: ze Tentlingen (RDF VIII, 44)
1201-12: Petrus filius Alberti de Tentenens (CartHauter, 257)
1324 [cop.]: grangia de Tentenens (MDR XXII, 92)
1363: ze Tintingen (RDF III, 173)
1428: Tentenens (FR A, Reg. not. n° 59, 169v)
1445: Tenterens (FR A, Impôt de 1445)
1449: von Tentligen … von Tentlingen … von Tentlichon (FR A, V 423, 427s)
1324 [cop.]: territoriuma de Tentenens (MDR XXII, 92)
(weniger anzeigen) [3]
|
|||||||||||
Kommentar | |||||||||||
Höchster Punkt | 790 m. ü. M. [2] | ||||||||||
Tiefster Punkt | 649 m. ü. M. [2] | ||||||||||
Fläche | 3.61 km² [2] | ||||||||||
Datensatz | 802002307 | ||||||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
|