Name | Killwangen [1][2][3] | ||||||||||||
Mundart | Chelwannge [2] | ||||||||||||
Phonetik |
χi᪸l̄wáŋ̄ə [2]
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Sprachatlas der deutschen Schweiz
Fremdbezeichnung:
χi᪷ɫ̄wáŋŋə
(Würenlos)
χi᪷ɫ̄wá᪷ŋŋə
(Spreitenbach)
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Fragebogenmaterial Georg Wenker Chillwange ( Faksimile | Gewährsperson ) Kas. Dubach, Geburtsort Wolhusen |
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Ortstyp | Gemeinde [4] | ||||||||||||
Bezirk | Baden [4] | ||||||||||||
Kanton | Aargau [4] | ||||||||||||
Deutung | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Alemannischer -wang-Name. GF (im Dat. Pl. Loc.) ahd. *(ze) Chullin-wangun 'bei den Abhängen des Chullo', bzw. (mit frühem Schwund des -n der schwachen Genetiv-Endung vor dem [...] (weiterlesen)Alemannischer -wang-Name. GF (im Dat. Pl. Loc.) ahd. *(ze) Chullin-wangun 'bei den Abhängen des Chullo', bzw. (mit frühem Schwund des -n der schwachen Genetiv-Endung vor dem anlautenden w- des GW) *Chulli-wangun, mhd. (mit Sekundärumlaut -u- > -ü-) Chülle-wangen, bzw. (mit Graphem k- für obdt. zu ch- verschobenes mhd. k- < germ. k-1) Külle-wangen, bzw. (mit graphematisch nicht bezeichnetem Sekundärumlaut) Chülle-wangen, Kulle-wangen), bzw. (mit Umlaut-Schreibvarianten -uͥ-, -iu-, -ú-) Kuͥlli-wangen u. ä., bzw. (mit Schreibung von -i- oder -u- für unbetontes -e- in Mittel oder gedeckten Endsilben2) Külli-wangen, Kulu-wangen, Külli-wangin, bzw. (mit Apokope des -e der schwachen Genetiv-Endung und Abschwächung von -ll-) Chül-wangen, Chul-wangen, Kül-wangen, nhd. (mit Entrundung von -ü- [= Umlaut von -u-] > -i-) Kilwangen.BW ist der PN *Chullo, eine obdt. verschobene und expressiv geminierte Form eines PN *Kulo3. GW ist das Appellativ ahd. wang (mit Auslautverhärtung wanch, wanc) stm. 'Abhang, gekrümmte Fläche (cf. ahd. wanga swn., mhd. wange swstn. 'Wange, Gesichtsseite, Antlitz'), Feld, Wiese, Weide', das in unserer Gegend appellativisch schon früh geschwunden ist, während es etwa im Wallis noch in der Bedeutung 'Weidehang, begraster Abhang' weiterlebt.4 Die Tatsachen, dass das anlautende w- in wang z. T. schon in ahd. Zeit weggefallen5 und dieses Appellativ (demzufolge?) schon zeitig nicht mehr verstanden worden ist6, führten dazu, dass viele -wang-Namen in mhd. Zeit umgedeutet wurden, indem deren GW jeweils an (noch) verständliche GW der Typen -au, -schwanden, -land, -ingen, -hang, -fang etc. angelehnt wurden. (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen Bisherige Deutungen: Killwangen besteht aus einem Bestimmungswort, dessen Deutung nicht völlig sicher ist, und dem Grundwort Wangen, welches auf althochdeutsch wang, mittelhochdeutsch wanc «sanft geneigte Wiese,Bisherige Deutungen: Killwangen besteht aus einem Bestimmungswort, dessen Deutung nicht völlig sicher ist, und dem Grundwort Wangen, welches auf althochdeutsch wang, mittelhochdeutsch wanc «sanft geneigte Wiese, Aue, Halde, Feld, Ebene, Land», eigentlich «Krümmung, Bodensenke» zurückgeht. Formell handelt es sich um einen ursprünglichen Dativ Plural; Wangen bedeutet «bei den sanft geneigten Wiesen, Auen». Als Bestimmungswort kommt ein oberdeutsch verschobener althochdeutscher Personenname *Chullo (zum Stamm col-; cf. Förstemann I, 371) in Frage. Als Grundform wäre in diesem Fall althochdeutsch *(ze) Chullinwangun «bei den Halden des Chullo» anzusetzen (Zehnder 1991: 225). Neben dieser Herleitung erwägt Zehnder (1991: 226) auch Deutungsmöglichkeiten mit einem Gattungswort: (1) ein bei Fischer (Schwäbischen Wörterbuch IV, 829) verzeichnetes mundartliches Külle «Kaninchen» (< mittelhochdeutsch künlīn, küniglīn), oder (2) mittelhochdeutsch kūle «Erdloch, Grube». Im letzteren Fall bereitet die Erklärung der Vokalkürzung jedoch Schwierigkeiten. Besprechung: Wie Zehnder festhält, lässt sich aus lautlichen Gründen eine Deutung durch mittelhochdeutsch kūle «Erdloch, Grube» kaum aufrechterhalten. Eine Bildung mit mittelhochdeutsch künlīn, küniglīn «Kaninchen», mundartlich Külle, ist auf den ersten Blick verlockend, da auch andere Wangen-Namen mit Tierbezeichnungen gebildet sind (cf. → Hüntwangen ZH). Allerdings wird das Kaninchen in der Aargauer Mundart Chünnel oder Chüngel (Id. III, 326), und nicht schwäbisch Külle oder *Chülle genannt. Auch ist uns das Kaninchen als Benennungsmotiv für Ortsnamen sonst nirgendwo bekannt. Wir ziehen deshalb mit Zehnder eine Deutung mit dem althochdeutschen Personennamen *Chullo vor. Deutung: Killwangen geht vermutlich auf eine althochdeutsche Grundform *(ze) Chullinwangun «bei den Abhängen, Wiesen des *Chullo» zurück. gs(weniger anzeigen) [3] | |||||||||||||
Quellen
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Die Gemeindenamen des Kantons Aargau
1227-1234: predium in Chulliwanc emimus (URZürich Nr. 29)
vor 1227 Or K 18. Jh: de Chullewangen Fuschi VIII solidi (URZürich Nr. 28)
[...] (weiterlesen)
1227-1234: predium in Chulliwanc emimus (URZürich Nr. 29)
vor 1227 Or K 18. Jh: de Chullewangen Fuschi VIII solidi (URZürich Nr. 28)
um 1234: et aliud in Culliwanch (ZUB 1 Nr. 497)
1247: quas habetis in de Chulwangen ... villis (ZUB 2 Nr. 699)
1248 (a. 1241?): et aliud i Chulliwage de domino Ruͦm (kl Urb Wettingen S. 23 Z. 31)
1248 (a. 1247): qs habetis i... Gewinden, Cullewange (kl Urb Wettingen S. 8 Z. 2)
1252: acta sunt hec apud Kuluwangen (ZUB 2 Nr. 846)
1261/64: Kuͥlliwangen tritici mod. 1. (Habsb Urb QSG 15.1 S. 34)
1262 Dv 14. Jh: predium ... apud Kiullewangin (ZUB 3 Nr. 1188)
1262: predium situm apud Chulewangen (ZUB 3 Nr. 1188)
1266: quem in Cuͥllewangen a predicto domino (ZUB 4 Nr. 1318)
1266 OrK: mansum situm in Chuͥllewangen (ZUB 4 Nr. 1325)
1279: advocatiam apud Kullewangen (ZUB 5 Nr. 1735)
1281 Or 2 K: et domui.. dicti Chuͥllewanch ex parte altera (ZUB 5 Nr. 1812)
1293 OrK: predium ... situm in Kuͥlwangen (ZUB 6 Nr. 2244)
1298: Kúlliwangin (ZUB 13 Nr. 2447 a (Regest))
nach 1303: de possessionibus in Kúlwangen (URZürich Nr. 92)
1303 Or K: possessiones in Chuͥlwangen (ZUB 7 Nr. 2713)
1303-1308: duͥ wideme ze Kulwangen (Habsb Urb QSG 14 S. 122)
um 1488 Var: zuo Külwangen zwo hofreitin (Urb Grafsch Baden S. 175)
um 1488: ze Nüwenhof vnd Kilwangen buwent (Urb Grafsch Baden S. 163)
(weniger anzeigen) [2]
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Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen
1293: predium … situm in Kuͥlwangen (ZHUB VI, 205)
1227 [vor]: de Chullewangen Fuschi VIII solidi (ZHUr, 24)
[...] (weiterlesen)
1293: predium … situm in Kuͥlwangen (ZHUB VI, 205)
1227 [vor]: de Chullewangen Fuschi VIII solidi (ZHUr, 24)
1227-34: predium in Chulliwanc (ZHUr, 29)
1234 [ca.]: predium … in Culliwanch (ZHUB I, 368)
1247: de Chulwangen … villis (ZHUB II, 182)
1261-64: Kuͥlliwangen tritici mod. 1 (QSG XV/1, 34)
1266: mansum situm in Chuͥllewangen (ZHUB IV, 32)
1488 [ca.]: ze nüwenhof vnd kilwangen (BadenUrb, 163)
(weniger anzeigen) [3]
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Kommentar | Die Gemeinde Killwangen liegt am Fuss des bewaldeten Heitersberges (urkdl. in Auswahl: in Heitirsberc, Heytersperch, als ursprünglicher Siedlungsname), am Ende (bzw. Anfang) zweier Tälchen Hinterbergen und [...] (weiterlesen)Die Gemeinde Killwangen liegt am Fuss des bewaldeten Heitersberges (urkdl. in Auswahl: in Heitirsberc, Heytersperch, als ursprünglicher Siedlungsname), am Ende (bzw. Anfang) zweier Tälchen Hinterbergen und Oberdorf), auf die sich allenfalls auch ein appellativisches GW beziehen könnte. F. X. Bronner meinte: «Der Boden ist dem Feldbau günstig, erlaubt auch an niedem Hügeln etwas Weinbau.»7Die Suche nach einem appellativischen GW führte mich zum Appellativ mhd. ku̅le swstf. 'Erdloch, Grube'. Folgender Ansatz ergäbe sich: GF (als «echte» Zusammensetzung8) mhd. (im Dat. PI. Loc.) *(ze) Ku̅le-wangen 'bei den Abhängen bei der länglichen Vertiefung', bzw. (mit obdt. zu ch- verschobenem k-) Chüle-wangen, bzw. (mit Vokalkürzung von -u̅- und Gemination) Chulle-wangen, bzw. (mit -i- als graphischem Ausdruck des reduzierten Mittelsilbenvokals) Chulli-wan-gen, bzw. (mit sekundärem Umlaut -u- > -ü-) Chülle-wangen, bzw. (mit Apokope des Endsilbenvokals des BW) Chul(l)-wangen, nhd. (mit Entrundung von -ü- [= Umlaut von -u-] > -i-) Chil(l)-wangen. BW wäre in dem Fall das Appellativ mhd. ku̅le swstf. 'Erdloch, Grube', das wohl auch dem schwzdt. Wort Chulle9 (bzw. Kule, Külle) f. 'längliche Vertiefung', bzw. Dim. Kulli, Külli n. 'kleine Vertiefung, Grube, Grübchen' zugrunde liegt und sich im nhd. Begriff Kaule10 f. 'Grube, Loch' zeigt, der jedoch nur fürs Mitteldeutsche belegt ist. Dieses BW stünde dem GW unflektiert voran. Die Erklärung der Vokalkürzung bereitet jedoch Schwierigkeiten. Die Vermutung, dass das BW dieses ON zu ahd. ciulla, chiulla stf. (Lehnwort aus lat. culleus 'Ledersack, Schlauch') 'Ranzen, Sack' zu stellen sei11, halte ich für unwahrscheinlich, da ahd. kiulla nur im Ostfränkischen bei Tatian belegt ist.12 P. Oettli hat meines Wissens als erster die Vermutung geäussert, dass das BW unseres ON einen PN enthalte.13 Kühlewil BE (Gd. Englisberg) hiess a. 1148 Chullenwillare.14 Ein Weiler der Gemeinde Herrenalb (Baden-Württemberg) heisst Kullenmühle.15 In den Zürcher Urkunden erscheint im 13. Jh. ein Hugo Chuillo/Kuillo/Kulle.16 A. Socin führt unter den «Namen auf -a» die PN-Formen Chulla/Chπlla/Kπlla auf.17 Es spricht viel dafür, dass wir auch im Fall von Killwangen von einem PN auszugehen haben. Das Schwäbische Wörterbuch führt in der Schreibform vergleichbare Namen auf (z. B. Killenhof {alt Kullin-), Killberg usw.) und sieht im BW mda. Küllein n. 'Kaninchen', mhd. künlīn, küniglīn (Lehnwort aus lat. cuniculus).18 Eine Deutung in diese Richtung kann auch für unseren ON Killwangen in Betracht gezogen werden. Ein Wort noch zur Entrundung von -ü- (als Umlaut von -u-) zu -i-. H. Meng bemerkt zur Badener Mundart: «Anderseits ist die in deutschen Mundarten weitverbreitete Entrundung von ö>e, ü>i in der Sprache unseres Gebietes nicht feststellbar.»19 Für den Bereich der aargauischen ON beobachte ich eine vergleichbare Entrundung etwa beim ON Gipf (Gúffpha > Gipfe). Während wir bei Gipf den Einfluss des Baseldeutschen geltend machen können, ist es denkbar, dass im Fall des ON Killwangen das BW, das nicht mehr verstanden wurde, im 15./16. Jh. an das geläufige und bildhafte Appellativ mhd. kirche mit der Nebenform kilche, schwzdt. Chilchen, Chile angelehnt wurde. Mit dieser Erklärung erübrigt sich sogar die Begründung einer Entrundung. Im Süden der Siedlung Spreitenbach begegnen die FlN Wil, Wilental und Wilerhau. Ich denke, dass diese FlN mit dem urkundlich verschiedentlich genannten *Hezwil (in Auswahl: de Hezewilare, in Hezziwilare, in Hezewilere, in Hezewiler, in Hezwile) in Zusammenhang gebracht werden müssen. Killwangen ist neben Fahrwangen der zweite und letzte aargauische -wang-Name, der noch in seiner Schreibform und Mundartform als solcher zu erkennen ist. Nur scheint die Dat. Pl. Loc.-Form lediglich bei Killwangen alt zu sein. (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Höchster Punkt | 702 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Tiefster Punkt | 379 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Fläche | 2.434 km² [1] | ||||||||||||
Datensatz | 802004030 | ||||||||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
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