Name | Künten [1][2][3] | ||||||||||||
Mundart | Chönte [2] | ||||||||||||
Phonetik |
χǘ᪸ntə [2]
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Sprachatlas der deutschen Schweiz
Eigenbezeichnung:
kχü᪷n̄tə, χü᪷n̄tə, χü᪷n̄tər [Kommentar]
Fremdbezeichnung:
χü᪸n̄tə, χǘ᪷n̄tə
(Niederrohrdorf)
χü᪷n̄tə,χü᪸n̄tə
(Widen)
[...] (alles anzeigen)
χü᪸n̄tə, χǘ᪷n̄tə
(Niederrohrdorf)
χü᪷n̄tə,χü᪸n̄tə
(Widen)
χü᪸n̄tə, tsχü᪷n̄tə
(Zufikon)
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Fragebogenmaterial Georg Wenker (z) Kǜnte̊ ( Faksimile | Gewährsperson ) Ernst Balbi, 55 Jahre alt, Geburtsort Menzingen ZG |
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Ortstyp | Gemeinde [4] | ||||||||||||
Bezirk | Baden [4] | ||||||||||||
Kanton | Aargau [4] | ||||||||||||
Deutung | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Gallo-romanischer -ācum-Name. GF spätlat. *(praedium) Quintin(i)-ācum oder *(fundus) Quintin(i)-ācus, bzw. elliptisch und mit neutralem Genus1 *Quintin(i)-ācum 'dem Quintin(i)us gehörendes Landgut', ahd. (mit durchgeführter Lautverschiebung von [...] (weiterlesen)Gallo-romanischer -ācum-Name. GF spätlat. *(praedium) Quintin(i)-ācum oder *(fundus) Quintin(i)-ācus, bzw. elliptisch und mit neutralem Genus1 *Quintin(i)-ācum 'dem Quintin(i)us gehörendes Landgut', ahd. (mit durchgeführter Lautverschiebung von -k- > -ch- im Anlaut des PN und zwischen den Vokalen des Suffixes) *Chwintin-acha, spätahd. (mit Übergang von -wi- > -ü-) *Chüntin-acha, mhd. (mit k-Schreibung für ch-2, mit zu -e- abgeschwächtem mittelsilbigem -i- und mit Apokope des Endungs-a) Künten-ach, bzw. (mit Graphem -u- für mhd. -ü- und mit Schwund des Reibelautes -ch- im absoluten Auslaut oder infolge Ferndissimilation) Chuntina, bzw. (mit durch den geschwundenen Reibelaut begünstigtem gänzlichem Schwund des Zugehörigkeitssuffixes) Chünten, Künten.PN ist der röm.-lat. Gentilname Quintin(i)us.3 Das gall. -āko-Adjektivsuffix, das latinisiert als -ācus erscheint, diente dazu, gallo- roman. Gentilnamen zu adjektivieren und so die personelle Abhängigkeit oder die Besitzzugehörigkeit eines Landgutes auszudrücken.4 Die so entstandenen Siedlungsnamen benannten also ursprünglich Latifundien, die den Namen ihrer Besitzer in adjektivischer Formulierung bekamen, und zeigen heute im deutschen Sprachgebiet in der Regel ein zu -ach entwickeltes Suffix. (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen Bisherige Deutungen: In der bisherigen Forschung wird Künten beinahe einhellig als Bildung aus einem lateinischen Personennamen und dem Ortsnamensuffix -acum gedeutet. Studer (1896: 145) schlägt den lateinischen PersonennamenBisherige Deutungen: In der bisherigen Forschung wird Künten beinahe einhellig als Bildung aus einem lateinischen Personennamen und dem Ortsnamensuffix -acum gedeutet. Studer (1896: 145) schlägt den lateinischen Personennamen Quintus vor; Aebischer (1927b: 34) denkt an *Continius, eine Ableitung aus Contus. Zehnder (1991: 236) setzt eine spätlateinische Grundform *(praedium) Quintin(i)ācum «Landgut des Quintin(i)us» an. Nur Kaufmann (1977: 40) ist dezidiert der Ansicht, es handle sich bei Künten nicht um einen -acum-Namen, sondern um eine germanische Bildung *Gundin-aha «Bach des Gundo, *Kunto», mit dem althochdeutschen Personennamen Gundo, *Kunto (Förstemann I, 694s). Besprechung: Kaufmanns Deutungen durch germanische -aha-Bildungen sind oft an den Haaren herbeigezogen, gehen nicht auf die historischen Formen ein und operieren mit unbelegten Personennamen. Mit Gundo, Gundilo etc. gebildete Ortsnamen sind in der Deutschschweiz nicht selten (cf. → Gündlischwand BE, Günsberg SO, Gontenschwil AG); in keinem Fall ist jedoch ein Lautwandel zu *Kunto eingetreten. Der von Aebischer vorgeschlagene Personenname *Continius ist nicht nachgewiesen (Zehnder 1991: 237). Quintinus hingegen ist gut belegt (Morlet II, 95b, III, 165b); diese Deutung ist zweifellos vorzuziehen. Deutung: Künten geht sehr wahrscheinlich auf eine lateinische Grundform *(praedium) Quintin(i)ācum «Landgut des Quint(i)nius» zurück. Der Name ist aus dem lateinischen Personennamen Quintin(i)us und der keltischen Ortsnamenendung -akos/-acum gebildet. Die Mundartlautung und ein Teil der alten Belege zeigen den oberdeutsch verschobenen Anlaut Ch-. Die Lautentwicklung führt von althochdeutsch *Chwintinacha über spätalthochdeutsch *Chüntinacha, mittelhochdeutsch Küntenach zu Chuntina (das -u- steht für mittelhochdeutsch -ü-), gekürzt zu Künten (Zehnder 1991: 236). Künten gehört zur grossen Schicht der Ortsnamen, welche aus einem lateinischen Personennamen als Bestimmungswort und dem keltischen Suffix -akos/-acum gebildet sind. Diese Namen bezeichnen zunächst ein Landgut (lateinisch fundus) mit dem Namen des ursprünglichen Besitzers und widerspiegeln eine Periode, während der die keltische Bevölkerung zur Verwendung von lateinischen Personennamen übergegangen ist. Sie weisen auch auf vermehrten privaten Bodenbesitz hin. In der Deutschschweiz hat sich -acum generell zu -ach entwickelt (→ Dornach SO, Selzach SO, Bülach ZH etc.). In Norditalien und im Tessin wurde -acum zu -ago (→ Brissago TI). Für die Westschweizer Entwicklungen cf. → Erlach/Cerlier BE. ks/gs(weniger anzeigen) [3] | |||||||||||||
Quellen
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Die Gemeindenamen des Kantons Aargau
12. Jh I K 14. Jh: in Sulzo duos diurnales et ad Chünten IIIIor (AFMuri QSG 3 3 1 S. 75)
13. Jh A: ad Chuntina 4 sol. (AGUrk 11 Hermetschw Nr. 2)
[...] (weiterlesen)
12. Jh I K 14. Jh: in Sulzo duos diurnales et ad Chünten IIIIor (AFMuri QSG 3 3 1 S. 75)
13. Jh A: ad Chuntina 4 sol. (AGUrk 11 Hermetschw Nr. 2)
1297: den ... ze Sulz, den zehenden ze Kuͥntenâch (AGUrk 12 Gnadenthal Nr. 5)
1303-1308: zem selben dorfe ze Stetten, [ze] Sultze, ze Kuͥntenach und ze Buͦsenach richtet (Habsb Urb QSG 14 S. 123)
nach 1312: von den guͦtern, die ze Kúnten gelegen sint (Urb I Hermetschwil S. 344)
um 1488: ze Künten sind dieser zit fünf hofreitinen (Urb Grafsch Baden S. 171)
(weniger anzeigen) [2]
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Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen
1001-501: in Sulzo duos diurnales et ad Chünten IIIIor (QSG III/3, 75)
1201 [nach]: ad Chuntina (AGUB XI, 1)
[...] (weiterlesen)
1001-501: in Sulzo duos diurnales et ad Chünten IIIIor (QSG III/3, 75)
1201 [nach]: ad Chuntina (AGUB XI, 1)
1297: den zehenden ze Kuͥntenâch (AGUB XII, 4)
1303-08: ze Kuͥntenach (QSG XIV, 123)
1312[nach]: von den guͤtern, die ze Kúnten gelegen sint (Dubler, 344)
1488 [ca.]: ze Künten (BadenUrb, 171)
(weniger anzeigen) [3]
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Kommentar | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Die Gemeinde Künten liegt neben einer Seitenmoräne auf einer fruchtbaren Ebene am Westfuss des Heitersberges. Ihr Gemeindebann erstreckt sich bis an die Reuss und umfasst noch das [...] (weiterlesen)Die Gemeinde Künten liegt neben einer Seitenmoräne auf einer fruchtbaren Ebene am Westfuss des Heitersberges. Ihr Gemeindebann erstreckt sich bis an die Reuss und umfasst noch das Dorf Sulz (de Sulza, in Sulzo, in villis ... Steten et Sulze, ze Stetten, Sultze, ze Sulz, von Sultz). Bodenfunde (Keramikfragmente und Bruchstücke eines Mosaikbodens) weisen auf römische Gebäude hin.5In der Belegform a. 1297 Kπntenâch fällt das Längezeichen auf. Es weist auf die Quantität des Suffix-a (< gall. -a̅ko-) hin und stützt die Zuordnung des ON Künten zu den gallo-romanischen -a̅cum-Namen. Schon J. Studer vermutete, obwohl ihm nur die Namenform Chünten aus den Acta Murensia bekannt war, im ON Künten den röm.-lat. PN Quintus.6 A. Holder zeigt fast fünfzig moderne ON, die er auf die (in CIL XI 1147 belegte) GF Quinti-a̅cus zurückführt.7 Wenn ich Künten als -a̅cum-Namen anspreche, so muss ich jedoch von einer PN-Form Quintin(i)us ausgehen, um das -n-, das sich bis in die moderne Schreibform erhalten hat, erklären zu können. P Aebischer, dem neben verschiedenen Künten-Belegen aus dem 14./15. Jh. eine Namenform Kuntenach («qui serait une graphie erronée pour Küntenach») aus einer Urkunde a. 1346 bekannt war, denkt an einen röm.-lat. Gentilnamen *Continius («ce nom serait un dérivé de Contus»).8 Lautlich stünde diesem Ansatz nichts im Wege, da sich roman, -o- vor Nasalverbindung > alem. -u- entwickelt hat und sich auch ein sekundärer Umlaut von -u- > -ü- vor dem -i- der Folgesilbe erklären liesse, aber es gelingt mir nicht, den von Aebischer postulierten Gentilnamen nachzuweisen. Wie bei der Namenfügung Kaisten beobachten wir auch im Namenbild des ON Künten einen ziemlich frühen (dissimilatorischen) Schwund des Reibelautes im Suffix, welcher im 14. Jahrhundert dann zum gänzlichen Schwinden des -a̅cum-Suffixes (ahd. -acha) führte. Während die meisten -a̅cum-Namen im deutschen Sprachgebiet ein zu -ach entwickeltes Suffix aufweisen, haben wir für Kaisten und Künten anzunehmen, dass der (aus lat. q- oder c- verschobene) Reibelaut ch- im Anlaut der PN zu einem frühen Schwund des Suffix-Reibelautes beigetragen hat. Ältere Urkunden nennen den Sack (der infang zum Sakken) an der Reuss. (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Höchster Punkt | 535 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Tiefster Punkt | 352 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Fläche | 4.891 km² [1] | ||||||||||||
Datensatz | 802004031 | ||||||||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
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