Name | Niederwil (AG) [1] | ||||||||||||
Variante | Niederwil [2][3] | ||||||||||||
Mundart | Nederwiil [2] | ||||||||||||
Phonetik |
ni᪸dərwị̄́l [2]
|
||||||||||||
Sprachatlas der deutschen Schweiz
Fremdbezeichnung:
ni᪷dərwị̄́l
(Hägglingen)
ní᪷dərwị̄l
(Künten)
|
|||||||||||||
Fragebogenmaterial Georg Wenker Nìderwiil ( Faksimile | Gewährsperson ) Lehrer Ernst Zimmermann, 21 Jahre alt, Geburtsort Fisibach Bez. Zurzach; unter Mithilfe von Schülern |
|||||||||||||
Ortstyp | Gemeinde [4] | ||||||||||||
Bezirk | Bremgarten [4] | ||||||||||||
Kanton | Aargau [4] | ||||||||||||
Deutung | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Alemannischer Nur-Wil-Name (d. h. ursprünglich ohne Bestimmungswort). GF ahd. wīlāri 'Hofsiedlung', bzw. (aufgrund einer auffallend früh einsetzenden Ablösung des ahd. Lehnappellativs wīlāri [< vulgärlat. vīllāre 'Gehöft'] [...] (weiterlesen)Alemannischer Nur-Wil-Name (d. h. ursprünglich ohne Bestimmungswort). GF ahd. wīlāri 'Hofsiedlung', bzw. (aufgrund einer auffallend früh einsetzenden Ablösung des ahd. Lehnappellativs wīlāri [< vulgärlat. vīllāre 'Gehöft'] durch das ahd. Namen-Lehn-wort wīl(l)a [< lat. vīlla 'Gutshof']1) wīl(l)a, mhd. Wīlere, Wīle. Differenzierender Zusatz seit dem 14. Jh.: Adj. mhd. nider(e) 'nieder, niedrig, tief, unter'; in ON zur Bezeichnung der relativen Lage eines Ortes zu einem andern Ort: (ze) nid(e)ren Wīle 'beim unteren Wil'.(weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen Deutung: Wie aus den Belegen hervorgeht, geht der Name Niederwil auf ursprüngliches Wiler (> Wil) zurück. Wiler beruht auf althochdeutsch wīlāri, mittelhochdeutsch wīler «kleinesDeutung: Wie aus den Belegen hervorgeht, geht der Name Niederwil auf ursprüngliches Wiler (> Wil) zurück. Wiler beruht auf althochdeutsch wīlāri, mittelhochdeutsch wīler «kleines Dorf, Weiler, einzelnes Gehöft». Wīler ist ein Lehnwort aus romanisch villāre «Gehöft, Vorwerk»; letzteres ist ein substantiviertes Neutrum des lateinischen Adjektivs villāris «zur villa (Gutsbetrieb, Hof, Landhaus) gehörig» (→ Villiers NE, Villars FR etc.). Das Wort wurde schon früh aus dem Romanischen ins Althochdeutsche entlehnt und diente zur Benennung neu erstellter Hofsiedlungen, Weiler. Seit Beginn des 14. Jahrhunderts wird der Name in den Belegen mit dem mittelhochdeutschen Adjektiv nidere als ze Nid(e)ren Wile «beim unteren, tiefer gelegenen Wil» präzisiert, zur Unterscheidung vom ebenfalls im Reusstal gelegenen → Oberwil-Lieli AG (Zehnder 1991: 304s). gs(weniger anzeigen) [3] | |||||||||||||
Quellen
|
Die Gemeindenamen des Kantons Aargau
924 (Ed 893) Var: de Magenwilare, de Wilo, de Nezzeplinpahc (ZUB 1 Nr. 160)
924 (Ed 893): de Wilare: Tagebert plenum (ZUB 1 Nr. 160)
[...] (weiterlesen)
924 (Ed 893) Var: de Magenwilare, de Wilo, de Nezzeplinpahc (ZUB 1 Nr. 160)
924 (Ed 893): de Wilare: Tagebert plenum (ZUB 1 Nr. 160)
1045 K 16. Jh: ecclesias Chnonouua, Vuila, Reitinouua (UBSGSüd 1 Nr. 124)
12. Jh I Eintr 12. Jh f.: Diethelmus dictus de Wile ob. (Necr Herm QSG 3 33 S. 151)
12. Jh I K 14. Jh: quedam ad Villo ... pertinent (Necr Herm QSG 3 3 1 S. 72)
12. Jh I Eintr 12. Jh f.: Hartmannusmiles, Wilo (Necr Herm QSG 3 33 S. 151)
1178 K 16. Jh: capellam de Chnonoua ... et... ecclesiam Vuilo (UBSGSüd 1 Nr. 192)
1185 K 16. Jh Var: Willare (UBSGSüd 1 Nr. 198)
1185 K 16. Jh: decimas suae ecclesiae Vuillare pertinere (UBSGSüd 1 Nr. 198)
1217-1222: Wilere 24 mod. tritici et siliginis (Eins QW II 2 S. 47)
1281: hat ze pfand die vogtie ze Wil (Habsb Urb QSG 15.1 S. 99)
um 1318: item Wernher von Wyle hat (Habsb Urb QSG 15.1 S. 760)
1329: her Jo., lu̍priester ze Nidren Wile (ZUB 13 Nr. *4211)
1330: her Johans, lu̍priester ze Nideren Wile (ZUB 13 Nr. *4289)
1331: von dem hof ze Niderwile (Eins QW II 2 S. 161)
(weniger anzeigen) [2]
|
||||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen
9241: de Wilare: Tagebert plenum (ZHUB I, 71)
950 [ca.]: de Magenwilare, de Wilo (ZHUB I, 71)
[...] (weiterlesen)
9241: de Wilare: Tagebert plenum (ZHUB I, 71)
950 [ca.]: de Magenwilare, de Wilo (ZHUB I, 71)
10452: ecclesias Chnonouua, Vuila, Reitinouua (SGUBsüd I, 124)
1217-22: Wilere 24 mod. tritici et siliginis (QW II/2, 47)
1329: her Jo., lúpriester ze Nidren Wile (ZHUB XIII, 196)
1330: her Johanas, lúpriester ze Nideren Wile (ZHUB XIII, 200)
1331: von dem hof ze Niderwile (QW II/2, 161)
(weniger anzeigen) [3]
|
|||||||||||||
Kommentar | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Die Gemeinde Niederwil liegt an leicht erhöhter Lage über dem linken Ufer der Reuss. Die Zuordnung der urkundlichen Wil-Nennungen zu den einzelnen Siedlungen bereitet allgemein Schwierigkeiten. Ich [...] (weiterlesen)Die Gemeinde Niederwil liegt an leicht erhöhter Lage über dem linken Ufer der Reuss. Die Zuordnung der urkundlichen Wil-Nennungen zu den einzelnen Siedlungen bereitet allgemein Schwierigkeiten. Ich gebe im Kommentar zum ON der Gemeinde Wil im Bezirk Laufenburg eine Übersicht über die Nur-Wil-Namen des Kt. Aargau. Die heutigen Gemeinden Niederwil und Oberwil liegen beide im Umkreis von nur vier Kilometern von der Gemeinde Bremgarten; Niederwil talabwärts, 405 m ü. M., Oberwil etwas weiter oben im Reusstal und auf einer Höhe von 542 m ü. M., auf dem Plateau des Holzbirrliberges. In den älteren Urkunden heissen beide Siedlungen nur Wil(l)are. Im 13./14. Jh. entstand dann offenbar das Bedürfnis, diese nahegelegenen Ortschaften durch die unterscheidenden Adjektive mhd. nider(e) 'unter' und ober 'ober' deutlich voneinander abzugrenzen.Im Namenbild fallen die zahlreichen Namenformen, die auf -o enden, auf. Sie entsprechen dem ahd. Lautstand der Dat. Sg. Loc.-Form des ahd. Namen-Lehnwortes vtern von der Gemeinde Bremgarten; Niederwil talabwärts, 405 m ü. M., Oberwil etwas weiter oben im Reusstal und auf einer Höhe von 542 m ü. M., auf dem Plateau des Holz- birrliberges. In den älteren Urkunden heissen beide Siedlungen nur Wil(I)are. Im 13./14. Jh. entstand dann offenbar das Bedürfnis, diese nahegelegenen Ortschaften durch die unterscheidenden Adjektive mhd. nider(e) 'unter' und ober 'ober' deutlich voneinander abzugrenzen. Im Namenbild fallen die zahlreichen Namenformen, die auf -o enden, auf. Sie entsprechen dem ahd. Lautstand der Dat. Sg. Loc.-Form des ahd. Namen-Lehnwortes vīl(l)a stf. In dieser Häufigkeit beobachte ich sie sonst nur bei den älteren Belegen des ON Boswil, eines Namens, dessen Fügung direkt zum ahd. Lehnappellativ vīl(l)a erfolgt ist. Diese Beobachtung unterstützt die Vermutung, dass in unserem ON (Nieder-)Wil die Ablösung der wīla̅ri-, wīlere-, wīler-Formen durch die (auf lat. vīlla, ahd. wīl(l)a, mhd. wīle stf. 'Landsitz' zurückgehenden) wīle-, wīl-Formen bereits in spätahd. Zeit eingesetzt hat. Sofern die Belegform de Wilo aus der zweiten Hand der Urkunde a. 924 tatsächlich den gleichen Ort meint wie die Nennung de Wilare in der Schrift der ersten Hand, so haben wir dies als Hinweis darauf zu nehmen, dass dieser Ablösungsprozess bei einzelnen Namen bereits im 10. Jh. einsetzen konnte, stammt die zweite Hand der de Wilo-Form doch eindeutig aus der Mitte des 10. Jh. Es liegt demzufolge nahe, Wilo als Dat. Sg. Loc.- Form von ahd. wīl(l)a zu erklären. Die lat. Präposition de in unserem Beispiel verlangt nach einem separativen Ablativ, der im Lat. mit der Endung -a̅, im Ahd. mit der lokativischen Dativ-Endung der fem. ō-Stämme markiert worden zu sein scheint. Im Bereich der Kirche und des Friedhofs wurden Reste eines römischen Gutshofes entdeckt. In der Flur Riedmatten konnte im vergangenen Jahrhundert ein Bronzegefäss mit etwa 500 römischen Münzen geborgen werden, die mehrheitlich in die zweite Hälfte des 3. Jh. und in die erste Hälfte des 4. Jh. zu datieren sind und somit zeigen, dass sie «in den Wirren der Jahre um 350 n. Chr. im Boden verborgen»2 wurden. Ein Mitarbeiter der aargauischen Kantonsarchäologie hat mir gegenüber einmal die Vermutung geäussert, dass Niederwil diesen ON trage, weil es unten an einer römischen Villa liege, und dass Oberwil seinen differenzierenden Zusatz auf einem unterhalb der Siedlung liegenden Gutshof abstütze. Niederwil hiessen oder heissen im Kt. Aargau auch ein Weiler zwischen dem Chappelerhof (bei Baden) und Turgi (vgl. ON-Artikel Turgi) und ein Weiler der Gemeinde Rothrist (vgl. ON-Artikel Rothrist). Zur politischen Gemeinde Niederwil gehören noch die Ortsteile Nesselnbach (Nezelinispah, Nezzeplinpahc, Nezelibah, Nescilibach, Neslibach) und Gnadenthal (claustrum Gnadonthal, frown von Gnadental, conventus sororum in Gnaduntal). F. X. Bronner schrieb noch «Nieder-Wyl».3 (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen 1 Korrigierte Datierung (QW II/2, 246s); im ZHUB I, 71 auf 893 datiert. – 2 Kopie des 16. Jahrhunderts. [3] | |||||||||||||
Höchster Punkt | 501 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Tiefster Punkt | 348 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Fläche | 6.148 km² [1] | ||||||||||||
Datensatz | 802004072 | ||||||||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
|