Name | Gallenkirch [1][2][3] | ||||||||||
Mundart | Galechelch [2] | ||||||||||
Phonetik |
gáləχi᪸lχ [2]
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Sprachatlas der deutschen Schweiz
Fremdbezeichnung:
ga᪷ləχí᪷ləχ
(Elfingen)
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ehemaliger Ortstyp | Gemeinde [4] | ||||||||||
aufgehoben | 31. Dezember 2012 | ||||||||||
Gemeinde | Bözberg [4] | ||||||||||
Bezirk | Brugg [4] | ||||||||||
Kanton | Aargau [4] | ||||||||||
Deutung | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Alemannischer sekundärer Siedlungsanme. GF ahd. *(ze) Gallin-kirihhūn, bzw. (mit der seit dem 9. Jh. bezeugten ahd.-alem. Nebenform chilicha/chīlicha2) *(ze) Gallin-chili-chūn 'bei der Kirche des (heiligen) Gallus', [...] (weiterlesen)Alemannischer sekundärer Siedlungsanme. GF ahd. *(ze) Gallin-kirihhūn, bzw. (mit der seit dem 9. Jh. bezeugten ahd.-alem. Nebenform chilicha/chīlicha2) *(ze) Gallin-chili-chūn 'bei der Kirche des (heiligen) Gallus', mhd. Gallen-kilchen, bzw. (mit Apokope der Flexionsendung im GW) Gallen-kilch.BW ist der Heiligenname des irisch-alemannischen Glaubensboten Gall, lat. Gallus, Gen. Gallonis, ahd. Gallo, Gen. Gallin, d. h. 'Gallier, von Gallien stammend', schwzdt. Gall, Gallus, Galli3. Der Eindeutschungsprozess des Namens dieses «heilig gesprochenen Missionärs der Ostschweiz und Stifters des nach ihm benannten Klosters SGallen»3 ist von St. Sonderegger umfassend dargestellt worden.4 GW ist das Appellativ ahd. kirihha, chirihha swf. (< westgerm. *kirika, got. kyrikō < griech. κυρικόν, Vulgärform für κυριακόν 'Gotteshaus'), mit der schon ahd. alem. Nbf. chilicha stswf.,mhd. kirche, kilche swf., schwzdt. Chilchen 5f., mda. chile6 'Kirche'. (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen Bisherige Deutungen: Gallenkirch ist eine Bildung mit dem althochdeutschen Gattungswort kirihha, chirihha (mit der altalemannischen Nebenform chilcha), mittelhochdeutsch kirche, kilche, schweizerdeutsch Chilche, Bisherige Deutungen: Gallenkirch ist eine Bildung mit dem althochdeutschen Gattungswort kirihha, chirihha (mit der altalemannischen Nebenform chilcha), mittelhochdeutsch kirche, kilche, schweizerdeutsch Chilche, Chile «Kirche» (Id. III, 229s). Das Bestimmungswort Gallen- kann verschieden gedeutet werden (cf. Zehnder 1991: 168s). Wahrscheinlich handelt es sich um den Namen des heiligen Gallus (→ Sankt Gallen SG). Als Grundform des Namens ist in diesem Fall *(ze) Gallinkirihhūn «bei der Kirche des (heiligen) Gallus» anzusetzen; laut einer Legende soll im Jahr 612 der irische Glaubensbote Kolumban in Begleitung des heiligen Gallus hier gerastet haben. Als alternative Möglichkeiten erwägt Zehnder jedoch auch eine Herleitung (1) vom schweizerdeutschen Adjektiv gallig «fest, lehmig, sodass die Erde schwierig zu bearbeiten ist» (Id. II, 205), (2) von schweizerdeutsch Galle «Niere im Mineralreiche, eine in einen Felsen eingesprengte, fremde, harte Steinart» (Id. II, 204), (3) vom schweizerdeutschen Gattungswort Gale «begraster Bergrücken zwischen zwei Taleinschnitten» (Id. II, 203; in diesem Fall zwischen dem Tobel und dem Taleinschnitt beim Hundruggen) oder (4) von schweizerdeutsch Galm, zu keltisch calmis «Weide». Besprechung: Die Herleitung aus dem schweizerdeutschen Adjektiv gallig oder dem Gattungswort Galle ist wenig wahrscheinlich. Eine ursprüngliche – nicht belegte – Namenbildung mit dem reinen Adjektiv ist kaum anzunehmen; auf eine «Galle» scheint geologisch nichts hinzuweisen. Hingegen ist eine volksetymologische Umdeutung eines ursprünglichen Ortsnamens vom schweizerdeutschen Typus Gale durch die Gallus-Legende durchaus denkbar. Weniger überzeugend scheint die entsprechende Umbildung eines Galm-Namens. Solange aussagekräftige ältere Belege fehlen, die solche Hypothesen bestätigen würden, ziehen wir es wie Zehnder vor, den Namen als Bildung mit dem Grundwort Kirche und dem Heiligennamen Gallus zu deuten. Deutung: Gallenkirch ist wahrscheinlich auf eine althochdeutsche Grundform *(ze) Gallinkirihhūn «bei der Kirche des (heiligen) Gallus» zurückzuführen. Laut einer lokalen Überlieferung soll die Ortschaft ursprünglich Tentlikon geheissen haben; dieser Name ist als Flurname in der Gemeinde Effingen bis ins 16. Jahrhundert fassbar. Da ältere Belege für Gallenkirch fehlen, kann diese Vermutung nicht überprüft werden. Das Gemeindewappen nimmt Bezug auf die Gallus-Legende: ein Bär habe Gallus das Holz für den Bau seiner Einsiedelei gebracht (Zehnder 1991: 168). gs(weniger anzeigen) [3] | |||||||||||
Quellen
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Die Gemeindenamen des Kantons Aargau
1338: ze Gallenkilch (A. Egloff: Als der Heilige Gallus über den Bözberg zog. in:«AT/BT/FT» Nr. 193 v. Freitag, 19. 8. 1988. S. «Brugg I». Urk Kl Säckingen)
1342: gegen Gallenkilch (GLUB 3 Nr. 263 c)
[...] (weiterlesen)
1338: ze Gallenkilch (A. Egloff: Als der Heilige Gallus über den Bözberg zog. in:«AT/BT/FT» Nr. 193 v. Freitag, 19. 8. 1988. S. «Brugg I». Urk Kl Säckingen)
1342: gegen Gallenkilch (GLUB 3 Nr. 263 c)
1406: Cuͦni Gasser von Gallenkilchen (AGUrk 7 Brugg Nr. 55 (Reg))
1537: zu entrichten ab dem hof Gallenkilch (AGUrk 7 Brugg Nr. 407)
1587: Hans Vögtli, gesessen zu Gallenckilch (AGUrk 7 Brugg Nr. 521)
(weniger anzeigen) [2]
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Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen
1338: ze Gallenkilch (Säckingen A Kl)
1342: gegen Gallenkilch (GLUB III, n° 263c)
[...] (weiterlesen)
1338: ze Gallenkilch (Säckingen A Kl)
1342: gegen Gallenkilch (GLUB III, n° 263c)
1406: Gallenkilchen (AGUB VII, 25)
1537: zuͦ Gallenkilch (AGUB VII, 190)
1587: zu Gallenckilch (AGUB VII, 238)
(weniger anzeigen) [3]
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Kommentar | Die Gemeinde Gallenkirch duckt sich auf die Hochebene des Bözbergs. Wie A. Egloff meint, hat der ON den älteren Siedlungsnamen Tentlikon (Tentlikon, Tennttlikon, Tendikon), der noch [...] (weiterlesen)Die Gemeinde Gallenkirch duckt sich auf die Hochebene des Bözbergs. Wie A. Egloff meint, hat der ON den älteren Siedlungsnamen Tentlikon (Tentlikon, Tennttlikon, Tendikon), der noch bis ins 16. Jh. hinein als FlN in der Gemeinde Effingen gebräuchlich war, abgelöst.7 Da ältere Belege für den heute üblichen ON fehlen, fusst die Deutung auf einer Vermutung, bzw. auf einer Legende. Der irische Glaubensbote Gallus soll hier nämlich gerastet haben8, als er 612 mit Kolumban über den Bözberg Richtung St. Gallen zog.Später ist dann ihm zu Ehren eine (heute allerdings abgegangene) Gallus-Kapelle errichtet worden. Vielleicht erinnert das Stück Land mit dem Namen Chappeleguet an jene Gebetsstätte. Diese Kapelle, die angeblich in der zweiten Hälfte des 10. Jh. von Nonnen errichtet worden war9, stand laut Jahrzeitbuch der Gemeinde Hornussen noch 1520 auf dem Hornusser Gandacker. Gallenkirch und Hornussen waren im Mittelalter eng miteinander verbunden, zum einen besitzgeschichtlich (Gallenkirch gehörte zum Hof Hornussen), zum andern kirchlich (die Kirche Hornussen hatte die Jahrzeit derer von Gallenkirch zu feiern).10 Auch das Gemeindewappen nimmt mit seinem braunen Holzstamm neben einem gelben Kreuz Bezug zur Gallus-Legende: Ein Bär soll dem Glaubensboten nämlich Holz für den Bau seiner Einsiedelei zugetragen haben.11 Da mir genaue Kenntnisse über die ehemalige Kapelle fehlen, kann ich nicht entscheiden, ob allenfalls ein Gallus-Patrozinium bei der Ortsnamengebung primär war. Das könnte bedeuten, dass der Legende nur sekundärer Charakter zukommt. Im Kt. Aargau ist ein Gallus-Patrozinium nur für die Kirchen von Kaiseraugst und Kölliken nachgewiesen.12 Eine so direkte Beziehung zwischen Patrozinium und dem ON wie im Falle des österreichischen St. Gallenkirch (Vorarlberg)13 lässt sich für unseren Ort nicht nachzeichnen. F. X. Bronner widmete der schon damals bevölkerungsarmen Gemeinde ganze sechs Zeilen und bemerkte darin: «Der Boden ist steinig und rauh, schwer zu bearbeiten.»14 Diese Feststellung lässt die Vermutung zu, dass im BW unseres ON das schwzdt. Adj. gallig steckt, das das Idiotikon erklärt: «vom Erdreich, fest, lehmig, sodass es schwierig zu bearbeiten ist»15 oder dass es zu schwzdt. Galle 16 n. mit der Bedeutung 'Niere im Mineralreiche, eine in einen Felsen eingesprengte, fremde, harte Steinart', «dahin gehört auch der Fluni. Bach-Galle für einige schwer zu bearbeitende Äcker»16 gestellt werden darf. Vielleicht müssen wir auch daran denken, im BW das schwzdt. Appellativ Gale 17 m. f. 'beraster Bergrücken zwischen zwei Taleinschnitten' (in unserem Fall zwischen dem Tobel und dem Taleinschnitt beim Hundruggen), auch Galm m. (Name hoher Weiden, zu gall. calmis 'Weide') zu suchen. Th. A. Hammer weist im St. Galler Rheintal den Namen Gallenbrunnen (a. 1406: die wiesen ... bi Sant Gallenbrunnen) nach und führt ihn ebenfalls direkt auf den Heiligennamen zurück.18 (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||
Höchster Punkt | 583 m. ü. M. [1] | ||||||||||
Tiefster Punkt | 485 m. ü. M. [1] | ||||||||||
Fläche | 1.405 km² [1] | ||||||||||
Datensatz | 802004098 | ||||||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
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