Name | Oberbözberg [1][2][3] | ||||||||||||
Mundart | Pöözprgg [2] | ||||||||||||
Phonetik |
pọ̈̄́tspr̥k [2]
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Sprachatlas der deutschen Schweiz
Fremdbezeichnung:
bọ̈̄́dſsbrg
(Elfingen)
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Fragebogenmaterial Georg Wenker Oberbözbrg, of em obere Bözbrg ( Faksimile | Gewährsperson ) Lehrer Walter Müller, 21 Jahre alt, Geburtsort Birr AG; mit Schülern |
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ehemaliger Ortstyp | Gemeinde [4] | ||||||||||||
aufgehoben | 31. Dezember 2012 | ||||||||||||
Gemeinde | Bözberg [4] | ||||||||||||
Bezirk | Brugg [4] | ||||||||||||
Kanton | Aargau [4] | ||||||||||||
Deutung | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Alemannischer -berg-Name. GF (als «echte» Zusammensetzung1) ahd. *bozī-bërg 'Bozi-Berg', mhd. (mit sekundärem Umlaut von -o- > -ö- vor ursprünglich folgendem -i- und mit Abschwächung von [...] (weiterlesen)Alemannischer -berg-Name. GF (als «echte» Zusammensetzung1) ahd. *bozī-bërg 'Bozi-Berg', mhd. (mit sekundärem Umlaut von -o- > -ö- vor ursprünglich folgendem -i- und mit Abschwächung von ahd. -ī > -e in der Endsilbe des BW) Böze-berc, bzw. (mit graphe- matisch nicht bezeichnetem Umlaut) Boze-bërc, bzw. (mit Apokope des Endsilben-e im BW) Böz-berc, bzw. (mit seit der 2. Hälfte des 13. Jh. wieder abklingender Auslautverhärtung im GW) Böz-berg, bzw. (mit Schreibung von -tz- für -z-2) Botz-bërg, Bötz-bërg. BW ist der keltische Bergname *vo-cēto-n 'Niederwald', gallo-roman. *vo-cēd(o)3, der in lat. Quelle in der Form eines Zugehörigkeitsadjektivs als (mons) Vocetius4 erscheint. Der Eindeutschungsprozess dieses gallo-romanischen Bergnamens wurde im ON-Artikel Bözen erläutert.Als BW erscheint er in seiner mhd. Lautgestalt Bö-ze etwa in Bachnamen (Bötzerbach), in FlN (Bözenegg, Bözhalden) und in ON (Bözen, Ober- und Unterbözberg, Böttstein). Dass der Bergname Bözberg (bzw. alem.-ahd. Bo-zī, mhd. Bö-ze) in alter Zeit bedeutend weiträumiger verstanden wurde, wird durch dieses Namenbild erhärtet. Unser Berg- und ON Böz-berg präsentiert sich als Zusammensetzung des alten Bergnamens mit dt. -berg, wie dies schon lat. möglich war: mons Vocētius. GW ist das Appellativ ahd. berg, mhd. berc, Gen. -ges stm. 'Berg'. ON vom Typus PN im Genetiv + -berg benennen gerne eine Einzelsiedlung an oder auf einem Berg und lassen nicht generell auf Besitz des Berges durch die im BW genannte Person schliessen.5 ON-Fügungen mit dem GW -berg weisen anstelle eines PN oder FaN im BW häufig ein Appellativ oder ein Adjektiv auf.6 (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen Bisherige Deutungen: Zehnder (1991: 106, 306) leitet Bözberg wie → Bözen AG von einem keltischen Bergnamen *vo-cēto-n «Niederwald, Waldgebiet mit viel Niederholz» her (< keltisch voBisherige Deutungen: Zehnder (1991: 106, 306) leitet Bözberg wie → Bözen AG von einem keltischen Bergnamen *vo-cēto-n «Niederwald, Waldgebiet mit viel Niederholz» her (< keltisch vo «nieder» + keltisch kēto-, cēto- «Wald, Gehölz»); dieser Name wäre zunächst als *vocētum latinisiert worden und hätte – nach der Germanisierung – im Mittelhochdeutschen Böze ergeben. Diese Erklärung geht auf eine Stelle bei Tacitus «in montem Vocetium» (Hist. I, 68) zurück, welche in gewissen Tacitus-Kommentaren (wohl irrtümlich) mit dem Bözberg identifiziert wird (cf. Wuilleumier 1987: 211). Auf dieser Grundlage wird Bözberg als althochdeutsch *bozībërg «Bozi-Berg» gedeutet. Besprechung: Zehnders Deutungsvorschlag ist nicht überzeugend. Anlautendes keltisches v- wird normalerweise im Romanischen und im Deutschen nicht zu b- (Delamarre 22003: 325 erwähnt zu uoceton «Niederwald» die Ortsnamen Voceto in Italien und Vougeot < Voget im Departement Côte-d’Or, Frankreich; cf. daneben auch keltisch uobera «Bach, sumpfiges Gelände, Wald» in den Namen von Wabern (Bern) und → (Thielle-)Wavre NE). Das auslautende -t von *vocētum müsste im Romanischen bis zur Germanisierung der nördlichen Deutschschweiz erhalten bleiben und in den historischen Belegen noch erkennbar sein. Bei einer Herleitung von *vocētum kann auch der deutsche Umlaut zu -ö- kaum erklärt werden. In Analogie zur Deutung, die wir für → Bünzen AG vorschlagen (cf. Kristol 2002: 230), könnte Bözen durch einen lateinischen Besitzernamen *(fundum, praedium) Potianum «Hofgut des Potius» erklärt werden. Ein römischer Gutshof in Bözen ist belegt (HLS), der lateinische Gentilname Potius ebenfalls (Schulze, 216). Durch die Entwicklung von -tianum > [tsin/dzin], welche für das altfrankoprovenzalische Sprachgebiet seit dem 6. Jahrhundert nachgewiesen ist (Chambon/Greub 2000: 170), wird *Potianum zu *[podzin]. Wie im Fall von → Pratteln BL (1101-03 Bratello) wird bei der Germanisierung anlautendes romanisches p- zu b-; der Umlaut zu -ö- wird durch das -i- in der Endung ausgelöst. In Umkehrung von Zehnders Argumentation wäre somit der Bözberg (< *mons Potianum «Berg des Potius», cf. → Guggisberg BE) vom Ortsnamen oder direkt vom Besitzernamen herzuleiten. Deutungsvorschlag: Die Identifizierung des Bözbergs mit dem lateinischen mons Vocetius bei Tacitus ist wahrscheinlich falsch. Bözberg ist vermutlich auf lateinisch *mons Potianum «Berg des Potius» oder eine jüngere deutsche Bildung «Berg bei Bözen» zurückzuführen. Die Trennung der Gemeinde Bözberg in Ober- und Unterbözberg erfolgte 1872; Oberbözberg bezeichnet das höher gelegene Bözberg. ks(weniger anzeigen) [3] | |||||||||||||
Quellen
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Die Gemeindenamen des Kantons Aargau
1189: predium Bozeberch (ZUB 1 Nr. 349)
1212-1239 Or: X modios tritici in villa nostra Boceberg (Urk Olsberg Nr. 1)
[...] (weiterlesen)
1189: predium Bozeberch (ZUB 1 Nr. 349)
1212-1239 Or: X modios tritici in villa nostra Boceberg (Urk Olsberg Nr. 1)
1227 Or K 14. Jh: presentibus ... Vlrico de Bozeberc (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 24)
1248: montes, ... qui dicuntur Bozzeberc et ... (QW I 1 Nr. 596 S. 270)
1253 Ues 16. Jh: das guͦt... im Bötzberg (ZUB 2 Nr. 857)
um 1273: census in Boͤzeberch (Habsb Urb QSG 15.1 S.51)
1281: di eigen uffen Boͤziberge (Habsb Urb QSG 15.1 S. 121)
1290: 5 stukuͥ uf Bozberg (Habsb Urb QSG 15.1 S. 179)
um 1290: in officio Boͤzberg (Habsb Urb QSG 15.1 S. 187)
um 1290: item in Boͤzzberg (Habsb Urb QSG 15.1 S. 184)
um 1293: und uffen Boͤzberk (Habsb Urb QSG 15.1 S. 195)
1302/04: ecclesia Boͦzeberg (Pf Verz Bistum BS S. 152)
1303-1308: officium de Boͤtzberg (Habsb Urb QSG 14 S. 102 ff.)
1303-1308 Var: uffen dem Botzberg (Habsb Urb QSG 14 S. 102 ff.)
1361: die lechen uff dem Bötzberg (Habsb Urb QSG 15.1 S. 539ff)
1388/89: item der Boͤczberg 40 guldin (Habsb Urb QSG 15.1 S.719)
um 1390 Var: 6 mark gelts uff dem Boͤtzperg an korn (Habsb Urb QSG 15.1 S. 673)
(weniger anzeigen) [2]
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Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen
1293 [ca.]: uffen Boͤzberk (QSG XV/1, 195)
1361: uff dem Bötzberg (QSG XV/1, 542)
[...] (weiterlesen)
1293 [ca.]: uffen Boͤzberk (QSG XV/1, 195)
1361: uff dem Bötzberg (QSG XV/1, 542)
1189: predium Bozeberch (ZHUB I, 229)
12271: Vlrico de Bozeberc (BeromUB I, 101)
1248: montes, … qui dicuntur Bozzeberc et … (QW I/1, 270)
1273 [ca.]: census in Boͤzeberch (QSG XV/1, 51)
1281: di eigen uffen Boͤziberge (QSG XV/1, 121)
1290: uf Bozberg (QSG XV/1, 179)
1290 [ca.]: item in Boͤzzberg (QSG XV/1, 184)
(weniger anzeigen) [3]
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Kommentar | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Die Gemeinde Oberbözberg liegt, etwas höher als die Gemeinde Unterbözberg, auf dem zum aargauischen Tafeljura gehörenden und zum grossen Teil bewaldeten Bözberg. Zum nördlichen Teil dieses Bergmassivs [...] (weiterlesen)Die Gemeinde Oberbözberg liegt, etwas höher als die Gemeinde Unterbözberg, auf dem zum aargauischen Tafeljura gehörenden und zum grossen Teil bewaldeten Bözberg. Zum nördlichen Teil dieses Bergmassivs schreibt F. X. Bronner: «... bedecken noch rauhe Wälder aufragende Kuppen und jähe Abgründe.»7 Eine grosse Heerstrasse der Römer führte auf dem Weg von Augusta Rauracorum nach Vindonissa über den Bözberg. Zur Geographie und Bodenbeschaffenheit dieses 'Waldgebietes mit viel Niederholz' vgl. man die Ausführungen unter Bözen.Erst 1872 erfolgte die Trennung der Gemeinde Bözberg, deren ON durch Übernahme des Bergnamens zustande gekommen ist, in Ober- und Unterbözberg. Im Belegteil habe ich keinen Unterschied gemacht zwischen den eindeutigen Nennungen des Berges und denjenigen der Siedlung Bözberg. In unserem Namenbild fällt auf, dass der sekundäre Umlaut erst seit der zweiten Hälfte des 13. Jh. bezeichnet wird. Dieselbe Beobachtung machen wir bei den Belegformen des ON Böttstein. Schon P. Oettli stellte fest, dass sich in Bözberg, Bözen und Böttstein «derselbe gallische Name»8 verbirgt, vermutete dann aber fälschlicherweise den PN eines Eigentümers oder Anwohners in den BW dieser ON. Zur politischen Gemeinde Oberbözberg zählen noch die Weiler Riedacker und Überthal (πbeltal, in ˘beltal) sowie die Hofsiedlungen Adlisberg, Eichhof und Itelen (Ital, Ytal). Das Habsburger Urbar erwähnt einen Hof *Bamberg (ze Babenberg) und eine Hofsiedlung *Homberg (ze Honberg, ze Homberg, ze Hônburg; heute noch als Bergname w Oberbözberg). (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Höchster Punkt | 638 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Tiefster Punkt | 401 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Fläche | 5.45 km² [1] | ||||||||||||
Datensatz | 802004108 | ||||||||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
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