Name | Scherz [1][2][3] | ||||||||||||
Mundart | Schäärz [2] | ||||||||||||
Phonetik |
šē᪸rts [2]
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Sprachatlas der deutschen Schweiz
Fremdbezeichnung:
šē᪸rts
(Lupfig)
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Fragebogenmaterial Georg Wenker Schärz ( Faksimile | Gewährsperson ) Schüler, 13. u. 14 Jahre alt |
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ehemaliger Ortstyp | Gemeinde [4] | ||||||||||||
aufgehoben | 31. Dezember 2017 | ||||||||||||
Gemeinde | Lupfig [4] | ||||||||||||
Bezirk | Brugg [4] | ||||||||||||
Kanton | Aargau [4] | ||||||||||||
Deutung | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Vordeutscher Siedlungsname. GF alteurop. *Skarántia 'Ort, wo es steinig ist/un- [...] (weiterlesen)Vordeutscher Siedlungsname. GF alteurop. *Skarántia 'Ort, wo es steinig ist/un-fruchtbarer Boden', alem.-ahd. (mit Verschiebung von -k- > -ch- nach Konsonant, mit Affrikatenverschiebung von -t- > fruchtbarer Boden', alem.-ahd. (mit Verschiebung von -k- > -ch- nach Konsonant, mit Affrikatenverschiebung von -t- > -z- nach Konsonant -n-, mit german. Erstsilbenbetonung und infolgedessen apokopierter Endung -a) *Scháranzi, bzw. (mit Sekundärumlaut in der Mittelsilbe vor schwerer Ableitung) *Scharänzi, mhd. (mit zusätzlichem sekundärem Umlaut von -a- > -ä- vor ursprünglich in der Schlußsilbe folgendem -i und mit abgeschwächter Mittel- und Schlußsilbe) *Schärinze, bzw. (mit Graphem -e- zur Bezeichnung des Sekundärumlautes) Scherinze, bzw. (mit Apokope des auslautenden Vokals) *Schärenz, bzw. (mit nicht bezeichnetem Umlaut oder mit Graphem -e-1 und bisweilen mit Schreibung von -tz für -z im Auslaut nach Konsonant2) Scharen(t)z, *Scheren(t)z, bzw. (mit Elision des -e- der zweiten Silbe) Schern(t)z, bzw. (mit Sprossvokal -i-, vglb. mit ON mit ahd. bërg, altobdt. bëreg, bërig3) Schernitz, bzw. (mit n- Schwund vor Reibelaut mit Ersatzdehnung) Schaerz. Alteurop. Grundlage ist die GF *Skarantia, eine Ableitung aus der idg. Wurzel *kar- 'hart, steinig; Stein' mit sog. «s mobile»4, die die Ausgangsform für eine ganze Reihe von (mehrheitlich voralpinen) ON darstellt: Scharnitz (Bergpass im Tirol), Scharnitz (Seitengraben im Pustertal, Obersteiermark), Schöritz (Alp der Gd. Eriz BE)5, die aber auch im Flussnamen Schernetz6 erscheint. Zur selben Wurzel gehört auch italien.-venez. scaranto 'nackter Fels, unfruchtbarer Boden, steiniger Bergbach'.7 (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen Bisherige Deutungen: Zehnder (1991: 374) leitet den Namen Scherz von einer hypothetischen Form *skarántia, her, die mit einem sogenannten «s mobile» (sic) von der indoeuropäischen Wurzel *Bisherige Deutungen: Zehnder (1991: 374) leitet den Namen Scherz von einer hypothetischen Form *skarántia, her, die mit einem sogenannten «s mobile» (sic) von der indoeuropäischen Wurzel *kar- «hart, steinig; Stein» gebildet sein soll. Besprechung: Zehnders Erklärung ist eine unbeweisbare etymologische Spielerei, die aus der Sicht der historischen Lautlehre problematisch ist und durch keinen analog gebildeten Ortsnamen gestützt wird. Deutungsvorschlag: In den Kantonen Bern, Aargau und in der Innerschweiz findet sich eine kleine Gruppe von Ortsnamen, deren Endung auf -(i)s, -iz, -tz lautet und deren Deutung bisher auf Schwierigkeiten gestossen ist (→ Köniz BE, Sutz BE, Schötz LU, Kerns OW, Scherz AG). Alle diese Namen lassen sich indessen zwanglos auf eine althochdeutsche Genitiv-Form eines Personennamens zurückführen (cf. Kaufmann 1961: 156s). Wie im Fall von → Lauerz SZ (cf. Weibel 1973: 43 und 66) und Eriz BE, können alle diese Namen durch elliptische Fügungen vom Typ *Louw(h)artes hov > *Lauwerts hov > Lauerz erklärt werden. Scherz könnte somit auf den althochdeutschen Personennamen Scerun zurückgehen, der im 9. Jahrhundert in St. Gallen belegt ist (Förstemann I, 1305); auch ein Diminutiv *Scarin zum Namen Scarius (Förstemann I, 1305) ist nicht ausgeschlossen. Als Ausgangspunkt wäre *Scarinis/Scerunis hov «Hof des *Scarin/Scerun» (oder ähnlich) anzunehmen, wobei das ursprüngliche Grundwort weggefallen wäre. gs/ks(weniger anzeigen) [3] | |||||||||||||
Quellen
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Die Gemeindenamen des Kantons Aargau
1240 Var Ed: Scherznitz (QW I 1 Nr. 419 (Regest))
1240: in villa Shernitz (Gfr 20 Nr. 4 S. 305)
[...] (weiterlesen)
1240 Var Ed: Scherznitz (QW I 1 Nr. 419 (Regest))
1240: in villa Shernitz (Gfr 20 Nr. 4 S. 305)
1273: bona nostra ..., videlicet curiam Schernz (Kopp Urk II 1 S. 728)
1293: in villa Nidernlentz Arnoldus de Scerinze (RQ AG II 1 Nr. 20 S. 653)
nach 1312: dis sint die guͤter ze Scherntz (Urb I Hermetschwil S. 344)
1361: Rudolf von Scharentz (Habsb Urb QSG 15.1 S. 532)
1361: 1 manwerk matten in Scharentzmatten (Habsb Urb QSG 15.1 S. 537)
1467: sine liplichen muͦtter zuͦ Schaͤrtz (RQ AG II 1 Nr. 286 S. 666)
1495: die von Küngsfelden zuͦ Schertz (RQ AG II 1 Nr. 296 S. 694)
(weniger anzeigen) [2]
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Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen
1293: de Scerinze (AGRQ II/1, 653)
1312[nach]: ze Scherntz (Urb I Hermetschwil, 344)
[...] (weiterlesen)
1293: de Scerinze (AGRQ II/1, 653)
1312[nach]: ze Scherntz (Urb I Hermetschwil, 344)
1361: Ruͦdolf von Scharentz (QSG XV/1, 532)
1467: zuͦ Schaͤrtz (AGRQ II/1, 666)
1495: zuͦ Schertz (AGRQ II/1, 694)
1240: in villa shernitz (Gfr 20, 305)
1273: Schernz (Kopp Urk II/1, 728)
(weniger anzeigen) [3]
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Kommentar | Die Gemeinde Scherz («vor Zeiten Scherenz»8) liegt im Eigenamt, eingebettet zwischen dem Wülpelsberg und dem Nordausläufer des Chestenbergs, dem Scherzberg. Der obere oder weisse Jura heisst [...] (weiterlesen)Die Gemeinde Scherz («vor Zeiten Scherenz»8) liegt im Eigenamt, eingebettet zwischen dem Wülpelsberg und dem Nordausläufer des Chestenbergs, dem Scherzberg. Der obere oder weisse Jura heisst Malm. Vielfach bildet diese obere Abteilung in unserer Gegend die Kämme des Kettenjuras: so etwa beim Chestenberg, Scherzberg, Eiteberg (Eitenberg, Etenberg, Etelberg, Eytenberg) und bei der Lägeren. Im Tafeljura legte er sich als oberste Platte auf Geissberg und Bözberg.9 Das Gewässer heisst Scherzbach. Am Scherzberg wurde früher nach Eisenbohnerz gegraben.In diese Juralandschaft passt unser vordt. Siedlungsname, der mit seiner Bedeutung auf den steinigen Boden an der Flanke und am Fuss des Scherzbergs hinweist, gut hinein. Wenn auch die heutige Siedlung von Obstbäumen und Kornfeldern umgeben ist, so war dies, schenkt man F. X. Bronner Glauben, nicht immer so selbstverständlich: «Die Arbeiten des fleissigen Landmannes werden hier von seinem Boden nicht sehr begünstigt.»10 In der näheren und weiteren Umgebung stossen wir noch auf etliche vordt. Namen: Schinznach, Bözberg, Rüfenach, Windisch. Der Beleg a. 1361 nennt die Scher(n)zmatte nordöstlich von Scherz. Im 14. Jh. stand an einer sanft geneigten Waldhalde oberhalb des Mühleweihers ein Bruderhaus. Der Flurname Brudermatt weist heute noch darauf hin.11 A. Nüscheler nennt diese Klause Scherenzberg/Scherntzberg12, während sie von Th. v. Liebenau als Scherenberg bezeichnet wird.13 Schreibformen mit und ohne -n- scheinen lange Zeit nebeneinander gebraucht worden zu sein. So identifizieren etwa die Hg. des Quellenwerks zur Entstehung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, dessen 1. Bd. im Jahr 1933 erschien, die Namenform Schernitz (vgl. Beleg a. 1240) mit «Schernz, südwestl. von Brugg». Das Gemeindewappen zeigt in Weiss ein rotes Herz (mda. 's hærts' 14), aus dem eine rote und zwei gelbe Federn wachsen. (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Höchster Punkt | 540 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Tiefster Punkt | 376 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Fläche | 3.299 km² [1] | ||||||||||||
Datensatz | 802004113 | ||||||||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
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