Name | Schinznach-Bad [1][2] | ||||||||||
Variante | Schinznach Bad [3] | ||||||||||
Mundart | Schinznach Pad [2] | ||||||||||
Phonetik |
ſší᪷ntsna᪷χ pád [2]
[ˈʃːɪntsˌnɑχ ˈpɑd] [3] |
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Fragebogenmaterial Georg Wenker (z) Birreläuf {hiess vor 1938 Birrenlauf} ( Faksimile | Gewährsperson ) Lehrer Ernst Werder, 36 Jahre alt, Geburtsort Teufenthal; mit Hilfe älterer Schüler |
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Ortstyp | Gemeinde [4] | ||||||||||
Bezirk | Brugg [4] | ||||||||||
Kanton | Aargau [4] | ||||||||||
Deutung | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Alemannischer sekundärer Siedlungsname. GF (ursprünglich wohl im Dat. Pl. Loc.) ahd. *(ze) bir(i)ch-o-loufeōn '(bei den) Birken-Wasserfälle(n)', bzw. (mit einem BW zum ON Birr ohne appellativischen Charakter) [...] (weiterlesen)Alemannischer sekundärer Siedlungsname. GF (ursprünglich wohl im Dat. Pl. Loc.) ahd. *(ze) bir(i)ch-o-loufeōn '(bei den) Birken-Wasserfälle(n)', bzw. (mit einem BW zum ON Birr ohne appellativischen Charakter) '(bei den) Stromschnellen von Birr', mhd. *Birch-e(n)-loufen, bzw. (mit vereinfachter Schreibung von -o- statt -ou-1 und mit Apokope der Flexionsendung im GW) Birch-e(n)-lof, bzw. (mit Schwund des aus urdt. -k- entwickelten Reibelautes -ch- im Sinne einer Konsonantenerleichterung2) Bir-e-lof, Bir-e-louf bzw. (mit Fugenvokal -a- oder ohne Fugenvokal und mit Vokal -o- als gedecktem Endsilbenvokal in der Nominalflexion3 sowie mit Schreibung von -ph- für mhd. -f- in Vertretung von germ. -p-) Bir-(a)-lophon, bzw. (mit Fugenvokal -o-) Bir-o- louf bzw. (mit hypokoristischer, d. h. nicht auf Lautgesetzen beruhender, Konsonantengemination4 im BW) Birr-e-lof.BW ist entweder das Appellativ ahd. birka (< germ. *berk(j)ō f., zur idg. Wz. *bherəg 'glänzen, weiss'), obdt. (verschoben) bir(i)cha, mhd. birke, obdt. birche swf., schwzdt. Birch I (Bilche neben Birche)5 swf. 'Birke' (einer der wenigen Baumnamen von idg. Alter), schwzdt. auch (als Kollektivbildung) Birch II swn. 'Birkengehölz', oder dann liegt vielleicht die alte Namenform des ON Birr (s. dort) zugrunde. GW ist das Appellativ ahd. *loufeo (jan-Stamm6), mhd. loufe, schwzdt. Laufen 7 swm. 'Wasserfall, Stromschnelle', das in unserem ON ursprünglich wohl im Dat. Pl. Loc. stand. (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen Deutung: Seit Aebischer (1927b: 37) wird Schinznach als Bildung aus dem lateinischen Personennamen *Scentinius und dem keltischen Ortsnamensuffix -acum gedeutet (cf. Zehnder 1991: 378s). Die nicht belegteDeutung: Seit Aebischer (1927b: 37) wird Schinznach als Bildung aus dem lateinischen Personennamen *Scentinius und dem keltischen Ortsnamensuffix -acum gedeutet (cf. Zehnder 1991: 378s). Die nicht belegte Form *Scentinius leitet sich laut Aebischer vom Namen Scentius (Schulze, 143) her. Als Grundform ist *(praedium) Scentiniācum «Landgut des *Scentinius» anzunehmen. Schinznach gehört zur grossen Schicht der Ortsnamen, welche aus einem lateinischen Personennamen als Bestimmungswort und dem Suffix -akos/-acum gebildet sind. Diese Namen bezeichnen zunächst ein Landgut (lateinisch fundus) mit dem Namen des ursprünglichen Besitzers und widerspiegeln eine Periode, während der die keltische Bevölkerung zur Verwendung von lateinischen Personennamen übergegangen ist. Sie weisen auch auf vermehrten privaten Bodenbesitz hin. Der Name Schinznach Bad weist auf die Schwefelquelle hin, die 1651 auf dem linken Ufer der Aare (im Gebiet der heutigen Gemeinde Schinznach Dorf) entdeckt wurde. Nach einer Überschwemmung durch die Aare verlagerte sich die Quelle und das dazugehörige Bad nach 1670 auf das Gebiet der rechtsufrigen Gemeinde Birrenlauf, dem heutigen Schinznach Bad (Zehnder 1991: 377). Der ursprüngliche Name Birrenlauf ist eine Zusammensetzung, deren erstes Element auf zwei Weisen gedeutet werden kann. Es handelt entweder sich um das althochdeutsche Gattungswort birka (oberdeutsch biricha, bircha > schweizerdeutsch Birch) «Birke» (Id. IV, 1536s) oder um den Namen der Nachbargemeinde → Birr AG. Das Grundwort -lauf geht zurück auf althochdeutsch (h)louf, mittelhochdeutsch loufe(n) «Wasserfall, Stromschnelle». Der Name bedeutet somit entweder «bei den Birken-Wasserfällen» oder «bei den Stromschnellen von Birr» (Zehnder 1991: 376). Eine volksetymologische Umdeutung interpretiert den Namen Schinznach unter Anlehnung an «Nacht» als schiint z Nacht. Sie ist für den Mond und die Sterne im Gemeindewappen verantwortlich (Zehnder 1991: 378s). ks (weniger anzeigen) [3] | |||||||||||
Quellen
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Die Gemeindenamen des Kantons Aargau
12. Jh I K 14. Jh: Anselmus, nauderus de Pirlophon, dixit (AFMuri QSG 3 3 1 S. 90)
12. Jh I K 14. Jh: Bruggo, Biralophon, Böllikon (AFMuri QSG 3 3 1 S. 29)
[...] (weiterlesen)
12. Jh I K 14. Jh: Anselmus, nauderus de Pirlophon, dixit (AFMuri QSG 3 3 1 S. 90)
12. Jh I K 14. Jh: Bruggo, Biralophon, Böllikon (AFMuri QSG 3 3 1 S. 29)
1254 K 15. Jh: bona ... sita in ... Husen, Birhart et Biroloͮf (ZGO 18 (1876) S. 115)
1254: possessiones ... in Birharth, ... in Birreloft (Gfr 4 Nr. 9 S. 270)
um 1273: C[onradus] de Bireloͧf (Habsb Urb QSG 15.1 S. 49)
1281: ein müli ze Birchenlof und ein owe (Habsb Urb QSG 15.1 S. 114)
14. Jh I: si gab in ouch die owe ze Birelof (ARGOVIA 5 (1866) S. 191)
1361 Var: ligent ze Birolf
1361: daz guͦt zuͦ Birolaf
(weniger anzeigen) [2]
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Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen
1101-501: Biralophon (QSG III/3, 29)
1101-501: Pirlophon (QSG III/3, 90)
[...] (weiterlesen)
1101-501: Biralophon (QSG III/3, 29)
1101-501: Pirlophon (QSG III/3, 90)
12542: Biroloͮf (ZGO 18, 115)
1254: possessiones sitas … in birreloft (Gfr 4, 270)
1273 [ca.]: C[onradus] de Bireloͧf (QSG XV/1, 49)
1281: ze Birchenlof (QSG XV/1, 114)
1301-50: ein müli ze Birelof (Argovia 5, 191)
1361: daz guͦt zuͦ Birolaf, ligent ze Birolf (QSG XV/1, 528s)
(weniger anzeigen) [3]
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Kommentar | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Die Ortschaft Birrenlauf lag im Eigenamt, nordwestlich und keine drei Kilometer von Birr am Westrand des Birrfeldes (urkdl. in Auswahl: uffen Birvelde) entfernt. Nach F. X. [...] (weiterlesen)Die Ortschaft Birrenlauf lag im Eigenamt, nordwestlich und keine drei Kilometer von Birr am Westrand des Birrfeldes (urkdl. in Auswahl: uffen Birvelde) entfernt. Nach F. X. Bronner war das Birrfeld im Mittelalter eine dürre Heide.8 Wir dürfen also annehmen, dass Birken in einer solchen Landschaft gut gediehen. Die Birke führte neben den bereits erwähnten ON und FlN noch zu etlichen anderen Namenbildungen im Kt. Aargau. Man vergleiche meine Ausführungen zu den Gemeindenamen Birr und Birrhard. Bei J. Hunziker heisst die Birke noch birch, und i de birche bedeutet 'im Birkenwald'.9 Das Idiotikon belegt Biren für den Pl. «Birken» nur für die Mda. der Gemeinde Leerau.10 Das «Aargauer Wörterbuch» verzeichnet jedoch nur die Form birch, bringt aber beim Stichwort wërche 'anstrengende Arbeit verrichten' noch die Nebenform wëre.11Leider fehlen ältere Original-Belege aus der Zeit vor dem 13. Jh. Die mhd. GF birchen-lo(u)f von der die Deutung ausgeht, ist mir urkundlich nur ein einziges Mal begegnet, wie mir übrigens auch für die Deutung des ON Birr nur eine Namenform mit inlautendem -ch- zur Verfügung steht, notabene ebenfalls aus dem Habsburger Urbar und zudem noch aus dem gleichen Rodel.12 Wir dürfen also auch für den ON Birrenlauf ohne weiteres annehmen, dass er bereits im 13. Jh. nicht mehr verstanden und deshalb «volksetymologisch» zum Appellativ ahd. bira, mhd. bir(e) stswf. 'Birne' gestellt wurde. Diese Frucht zierte denn auch das alte Birrenlaufer Wappen. Birrenlauf war ein kleines Bauerndorf mit einer schon im Beleg a. 1281 erwähnten Mühle am rechten Ufer der Aare. 1651 wurde auf der anderen Seite des Flusses eine Schwefelquelle entdeckt. Im Bereich des Weinbaudorfes Schinznach (heute Gd. Schinznach-Dorf) entstand in den folgenden Jahren eine kleine Badeanstalt. Mit einer grossen Überschwemmung spülte die Aare 1670 sämtliche Gebäude dieser Badeanlage weg und brachte durch die Verlagerung ihres Flussbettes auch die vielbesuchte Schwefelquelle zum Verschwinden. Erst rund zwanzig Jahre später sprudelte das Heilwasser erneut an die Oberfläche; jetzt aber plötzlich auf dem rechten Flussufer, eben bei unserer Siedlung Birrenlauf. Da sich der Name Schinznacher Bad bereits gut eingebürgert hatte, blieb er denn erhalten. Der Gemeindename Birrenlauf wurde 1937 durch Grossratsbeschluss in Schinznach-Bad, wie Bahnstation und Post bezeichnenderweise schon vorher hiessen, umgeändert. Dieser administrative Verwaltungsakt setzte einem langen Namenswirrwarr ein Ende, hiess doch damals die Bahnstation der Bözberglinie beim Dorf Schinznach schon seit rund 50 Jahren nicht mehr Bözenegg, sondern Schinznach-Dorf während die SBB den Bahnhof an der Strecke Brugg-Aarau in Birrenlauf schon seit ebenso geraumer Zeit Schinznach nannten. Auch die PTT verhielt sich äusserst innovativ, stempelte die Birrenlaufer Poststelle doch schon seit 1913 mit Schinznach-Bad.13 Das alte Birrenlaufer-Wappen, das mit einem von zwei Birnen überhöhten Fährmann, der mit seinem Ruder in einem Kahn stand, noch auf die enge Beziehung der Siedlung zum Fluss hinwies, wurde dem Wappen von Schinznach-Dorf angenähert und zeigt nun über drei weissen Wellen zwei Sterne und eine liegende gelbe Mondsichel. Der Mond entsprang wohl volksetymologischer Namendeutung, denn er 'schiint z' Nacht'. Die Ortschaft Birrenlauf lag nur gut zwei Kilometer westlich von Birr. Wie beim ON Birrhard können wir auch für Birrenlauf vermuten, dass das BW birr- nicht mehr mit appellativischem Charakter an der Bildung unseres ON beteiligt war und Birrenlauf einfach 'Stromschnellen bei Birr' heisst. (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen 1 Kopie des 14. Jahrhunderts. – 2 Kopie des 15. Jahrhunderts. Der ursprüngliche Name von Schinznach Bad ist Birrenlauf. Der heutige Name wurde erst 1938 amtlich eingeführt. [3] | |||||||||||
Höchster Punkt | 498 m. ü. M. [1] | ||||||||||
Tiefster Punkt | 339 m. ü. M. [1] | ||||||||||
Fläche | 1.895 km² [1] | ||||||||||
Datensatz | 802004114 | ||||||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
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