Name | Windisch [1][2][3] | ||||||||||||
Mundart | Wendisch [2] | ||||||||||||
Phonetik |
wí᪸ndịš [2]
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Sprachatlas der deutschen Schweiz
Fremdbezeichnung:
wí᪷n̄di᪷ſš
(Birmenstorf (AG))
wí᪷n̄di᪷ſš
(Brugg)
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Fragebogenmaterial Georg Wenker (z) Wendisch ( Faksimile | Gewährsperson ) Lehrer Fritz Keller, 43 Jahre alt, Geburtsort Untersiggenthal; mit Schülern und einem von Windisch gebürtigen und seit 50 Jahre hier ansässigen Bauersmann |
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Ortstyp | Gemeinde [4] | ||||||||||||
Bezirk | Brugg [4] | ||||||||||||
Kanton | Aargau [4] | ||||||||||||
Deutung | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Vordeutscher Siedlungsname, der mit dem kelt. Suffix -issa1 derivativ gebildet wurde zum PN Vindon(i)us2, einer Ableitung vom Adj. kelt. vindo-s3 'weiss'. Dieses kelt. Adj. gehört vermutlich zur [...] (weiterlesen)Vordeutscher Siedlungsname, der mit dem kelt. Suffix -issa1 derivativ gebildet wurde zum PN Vindon(i)us2, einer Ableitung vom Adj. kelt. vindo-s3 'weiss'. Dieses kelt. Adj. gehört vermutlich zur gleichen Wurzel wie das damit urverwandte nhd. Appellativ Winter (< ahd. wintar < idg. *u̯indṛ- 'weisse Zeit').Da ein -ss-Suffix öfters auch in alten Gewässernamen anzutreffen ist4, dürfen wir die Möglichkeit eines ursprünglichen Flussnamens nicht ganz ausschliessen. Benennungsmotiv wäre in dem Fall die weisse Farbe der Schaumkronen auf den Stromschnellen, die beim Zusammenfluss der Aare und der Reuss entstehen. Der PN Vindon(i)us ist allerdings bei Ausonius überliefert.5 GF kelt. Vindon-issa 'Ort des Vindon(i)us', lat.-roman. Vindon-issa6, bzw. (mit dem lat. Kompositionsvokal -i- anstelle des kelt. -o-) Vindin-issa, bzw. (mit unter dem Einfluss der germanischen Erstsilbenbetonung noch weitergehender Abschwächung des Mittelsilbenvokals) Víndenissa, alem.-ahd. (mit germanischer Erstbetonung, mit Ersetzung von kelt./lat. v- durch w- [eine Substitution, die nur in frühen Lehnwörtern vorkommt7] und bald lediglich mit Abschwächung, bald mit gänzlichem Schwund der lat.-roman. Nominativendung8) *Wíndin-is(se), mhd. (mit Schwund des -n der Mittelsilbe und Apokope des -i) Wind-is(se), bzw. (mit Palatalisierung der stimmlosen Spirans -s- > -š-) Wind-isch, bzw. (mit Abschwächung der zweiten Silbe) Wind-esch, wobei entweder Kürzung (Schwund des dentalen Verschlusslautes im Rahmen einer Konsonantenerleichterung) Vins oder Erweiterung (in Anlehnung an die lat.-roman. Formen) Vindisso, Windenscho, Windischo, Windische oder beides in Kombination Vinse erfolgen konnte, sofern wir nicht (s. unten) überhaupt von einer früh eingedeutschten alem.-ahd. Nbf. *Windinse auszugehen haben, die für die gekürzte Form Wins(e) verantwortlich gemacht werden kann. (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen Deutung: Windisch geht auf den schon im Altertum gut belegten Namen Vindonissa zurück. Dieser wird in der Forschung übereinstimmend als Bildung aus dem keltischen Personennamen Vindos, Deutung: Windisch geht auf den schon im Altertum gut belegten Namen Vindonissa zurück. Dieser wird in der Forschung übereinstimmend als Bildung aus dem keltischen Personennamen Vindos, Vindius (latinisiert Vindonius) und dem Suffix -is(s)a gedeutet. Letzteres ist keltischer oder alteuropäischer Herkunft (und wäre in diesem Fall durch das Keltische vermittelt worden; cf. Greule 1985b: Zehnder 1991: 469; Grossenbacher Künzler 1999: 66). Der Name Vindos entspricht dem keltischen Adjektiv uindos «weiss» (Delamarre 22003: 320). Das Suffix -is(s)a (cf. → Chexbres VD) dient wie -us(s)a (→ Biberist SO) zur Bildung von Orts- und Flussnamen (Zehnder 1991: 468; Grossenbacher Künzler 1999: 66). Grundsätzlich kann Vindonissa deshalb als «Ort des Vindos» oder als «Weissbach» gedeutet werden. Als Benennungsmotiv wäre laut Zehnder in diesem zweiten Fall die weisse Farbe der Schaumkronen auf den Stromschnellen beim Zusammenfluss von Aare und Reuss anzunehmen. Allerdings ist der Personenname Vindos so gut belegt, dass wohl der ersten Deutung der Vorzug zu geben ist. ks(weniger anzeigen) [3] | |||||||||||||
Quellen
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Die Gemeindenamen des Kantons Aargau
um 1050 K 12 Jh E: Vindinissa ... haereditas erat (Ekk IV CsG S. 33)
um 1050 K 12 Jh E: Windinissa (Ekk IV CsG S. 33)
[...] (weiterlesen)
um 1050 K 12 Jh E: Vindinissa ... haereditas erat (Ekk IV CsG S. 33)
um 1050 K 12 Jh E: Windinissa (Ekk IV CsG S. 33)
12. Jh I K 14. Jh: scilicet ad Windesch (AFMuri QSG 3 3 1 S. 66)
12. Jh I K 14. Jh: decimas omnium ecclesiarum penet usque ad Windisso sitarum cis fluvium (AFMuri QSG 3 3 1 S. 29)
12. Jh I: qui dedit nobis Vindenissam (MGH SS XVI S. 731)
12. Jh I K 14. Jh: Winterswile, Vinse, Miarchimos (AFMuri QSG 3 3 1 S. 28)
1175 K 16. Jh ff.: W. de Reinun, H. de Windisse (ZUB 1 Nr. 328)
1185 K 16. Jh: Noggerus decanus de Vuindis (UBSGSüd 1 Nr. 198)
1185 K 16. Jh Var: de Vindonissa (UBSGSüd 1 Nr. 198)
1185 K 16. Jh Var: de Windis (UBSGSüd 1 Nr. 198)
1227 Or K 14. Jh: presentibus ..Rvdegero de Windenscho (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 24)
1248 (a. 1232): R. pleban[us] de Windischo (kl Urb Wettingen S. 25 Z. 5)
um 1273: summa ville in Wins et in Obemburch (6 Mal) (Habsb Urb QSG 15.1 S. 47f.)
1303-1308 Var: ze Windichs ist ein hof [so auch noch in Dv] (Habsb Urb QSG 14 S. 134)
1303-1308: zwo schuͦppotze ze Windische gent (Habsb Urb QSG 14 S. 127)
1332 K 16. Jh Randnotiz: Windisch (Eins QW II 3 S. 368)
1332 K 16. Jh: D. Ita coniunx comitis Ratbotonis de Windonissa (Eins QW II 3 S. 368)
(weniger anzeigen) [2]
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Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen
104-109: atque interim unaetvicesima legio Vindonissa (Tacitus, Historien, IV)
280 [ca.]: Vindonissa (ItinAnt)
[...] (weiterlesen)
104-109: atque interim unaetvicesima legio Vindonissa (Tacitus, Historien, IV)
280 [ca.]: Vindonissa (ItinAnt)
310-400: Vindonissa (TabPeut)
1050[ca.]1: Vindinissa … haereditas erat Windinissa (Ekk IV CsG, 33)
1101-50: qui dedit nobis Vindenissam (MGH SS XVI, 731)
1101-502: Winterswile, Vinse (QSG III/3, 28)
1101-502: usque ad Windisso (QSG III/3, 29)
1101-502: scilicet ad Windesch (QSG III/3, 66)
12272: Rvdegero de Windenscho (BeromUB I, 101)
1248: de Windischo (AG A n° 3115, 25)
1273 [ca.]: ville in Wins (QSG XV/1, 48)
1303-08: ze Windische (QSG XIV, 127)
(weniger anzeigen) [3]
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Kommentar | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Die Gemeinde Windisch liegt im Schnittpunkt zweier äusserst alter Fernverkehrswege (Rhone - obere Donau / Oberrhein - Bündner Pässe), auf einer Schotterterrasse im Bereich des [...] (weiterlesen)Die Gemeinde Windisch liegt im Schnittpunkt zweier äusserst alter Fernverkehrswege (Rhone - obere Donau / Oberrhein - Bündner Pässe), auf einer Schotterterrasse im Bereich des Zusammenflusses von Aare und Reuss. Die spätkeltische Siedlung Vindonissa lag als helvetisches oppidum auf dem Ostsporn des Plateaus und war gegen Westen durch einen 400 Meter langen, 20 Meter breiten und 6 Meter tiefen Halsgraben (den sog. Keltengraben) gesichert. Sie muss nach der Rückkehr der Helvetier von der gegen Caesar verlorenen Schlacht bei Bibracte (58 v. Chr.) gegründet worden sein.9Ein erster römischer Militärstützpunkt scheint dann im Rahmen des Alpenfeldzuges unter Kaiser Augustus (15 v. Chr.) in die keltische Befestigungsanlage hineingesetzt worden zu sein10, da man von dieser topographisch günstigen Lage aus den Aaredurchbruch durch den Tafeljura Richtung Hochrhein und Schwarzwald kontrollieren konnte. 16./17 n. Chr. entstand dann auf dem Plateau von Windisch das südlichste Legionslager der Rheingrenze, das in den folgenden Jahrzehnten verschiedentlich umgebaut und erweitert, im Jahre 101 n. Chr. dann von der Legion verlassen wurde. Damit war zivilen Siedlern die Gelegenheit gegeben, von bestimmten Bereichen innerhalb des Lagers Besitz zu ergreifen. Zuvor hatten sie hauptsächlich südlich und östlich des Lagers gewohnt. Im Südwesten befanden sich ja auch ein grosser Marktplatz und das Amphitheater. Vor der Südfront des Lagers und in Unterwindisch standen zwei gallorömische Vierecktempel. Militärische Präsenz war aber in Vindonissa weiterhin gewährleistet, ab 101 durch einen von Angehörigen der in Strassburg stationierten 8. Legion unterhaltenen Bewachungsposten, später wieder durch grössere militärische Einheiten, die bis kurz nach 400 auf dem Platz anwesend waren. Aus dieser Zeit stammen auch verschiedene ältere Erwähnungen unseres ON Vindonissa. In der Form Vindonissa11 erschien er im Itinerarium Antonini (bald nach 286 n. Chr.), einer Sammlung von Listen der Raststationen an wichtigen Strassen mit Angabe der dazwischenliegenden Distanzen, und in der Tabula Peutingeriana, der mittelalterlichen Kopie einer im 4. Jh. n. Chr. redigierten römischen Strassenkarte. Die Notitia Galliarum, ein Provinzialverzeichnis der zivilen Verwaltung, das im Zusammenhang mit der Neuordnung der gallischen Provinzen in der zweiten Hälfte des 4. Jh. n. Chr. bergestellt wurde12, bezeichnet unseren Ort als castrum Vindonissense13, wobei das lat. Appellativ castrum 'Kastell, fester Platz, Lager' auf die offenbar auch in der späteren Zeit noch wahrgenommene militärische Aufgabe hinweist. In einer Inschrift von 79 n. Chr. (CIL XIII 5195) werden die vicus-Bewohner genannt: vicani Vindonissenses14. Die Form Vindonissa kommt durch das ganze Namenbild hindurch immer wieder zum Vorschein. Daneben begegnen uns aber die auffälligen Kurzformen Wins und Vinse. Die Namenform Wins kommt in einer habsburgischen Aufzeichnung (allerdings nur dort im Habsburger Urbar) gerade sechs Mal vor. Man wird mit gutem Gewissen auch die Belegform Vinse in den AFMuri, die vom Herausgeber nicht eindeutig lokalisiert werden konnte, zum ON Windisch stellen dürfen. Für die Erklärung dieser Beleglage können wir auch von zwei Grundformen, der kelt./lat. Namenform Vindonissa (> ahd. Windinisse > Windisse > Windisch) und einer vermutlich relativ früh eingedeutschten alem.-ahd. Namenform *Windinse (> Winse > Wins), ausgehen. Beide Namenformen - die ältere, die während längerer Zeit an ihrer Viersilbigkeit erkennbar ist, und die jüngere, kürzere - haben sich während Jahrhunderten nebeneinander erhalten, wobei sich die alemannische Form verständlicherweise weiter entwickelt hat und sogar noch weiter gekürzt worden ist, sich schliesslich aber nicht durchsetzen konnte. Die moderne Namenform auf -sch entspricht dem modernen Gewand vordeutscher Namen, die in der deutschen Schweiz die Endung -s, -z oder -sch als Reflex romanischer Flexion beibehalten haben.15 Für unser Gebiet denke man etwa an Sins, Koblenz und Niederlenz. Nach F. X. Bronner war die Siedlung mit dem Namen Windisch («ist nur der verdeutschte Name von Vindonissa»16) früher bedeutend grösser und erstreckte sich in römischer Zeit über das ganze Gebiet der heutigen Orte Brugg, Altenburg, Königsfelden (ze Kπngsfelt, ze Chüngesvelt), Windisch (-Dorf und -Fahr; ze Ubbenvar, Uppfar?), Oberburg (Obrunburk, in Obrunburg, ze Oberenburg) und Hausen. Nach ihm standen einige «Vorwerke der Festung» sogar noch auf dem Gebiet der Gemeinde Gebenstorf. Der Name des Kastells Vindolanda, das im Norden Englands und heute etwa vier Kilometer südlich des Hadrianswalles liegt, birgt das gleiche kelt. Adj. wie der PN oder FlussN in unsem ON Vindonissa/Windisch. Das erste Fort dieses Namens soll um 90 n. Chr., also noch deutlich vor Baubeginn des Walles, ebenfalls auf einem leichten Plateau über einem Flusstal errichtet worden sein. Auch Flurnamen weisen mit ihrem BW auf den Ort Vindonissa/Windisch hin: u. a. das Windischtal (bei Effingen) und die Windischmatt (bei Densbüren). (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen 1 Kopie des 12. Jahrhunderts. – 2 Kopie des 14. Jahrhunderts. [3] | |||||||||||||
Höchster Punkt | 441 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Tiefster Punkt | 327 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Fläche | 4.907 km² [1] | ||||||||||||
Datensatz | 802004123 | ||||||||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
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