Name | Oberkulm [1][2][3] | ||||||||||||
Mundart | Oberchulm [2], Oberchoom [2] | ||||||||||||
Phonetik |
óbərχu᪷lm, óbərχū᪸m [2]
|
||||||||||||
Sprachatlas der deutschen Schweiz
Fremdbezeichnung:
ó᪷bərχọ̄m
(Teufenthal (AG))
ó᪷bərχọ̄m
(Zetzwil)
[...] (alles anzeigen)
ó᪷bərχọ̄m
(Teufenthal (AG))
ó᪷bərχọ̄m
(Zetzwil)
χọ̄m
(Menziken)
ó᪷bərχọ̄m
(Gränichen)
(weniger anzeigen)
|
|||||||||||||
Fragebogenmaterial Georg Wenker Òberchoom ( Faksimile | Gewährsperson ) Lehrer Adolf Huber, 37 Jahre alt, Geburtsort Oberkulm |
|||||||||||||
Ortstyp | Gemeinde [4] | ||||||||||||
Bezirk | Kulm [4] | ||||||||||||
Kanton | Aargau [4] | ||||||||||||
Deutung | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Vordeutscher Siedlungsname. GF lat.-roman. *(villa) columbāria 'Hof mit einem Taubenschlag, Taubenhof' oder *columbārium 'Grabmonument, Friedhof', alem.-ahd. (mit Lautverschiebung von k- [für lat. c-] > [...] (weiterlesen)Vordeutscher Siedlungsname. GF lat.-roman. *(villa) columbāria 'Hof mit einem Taubenschlag, Taubenhof' oder *columbārium 'Grabmonument, Friedhof', alem.-ahd. (mit Lautverschiebung von k- [für lat. c-] > ch-, was auf Übernahme des lat.-roman. Etymons durch alemannische Sprachträger spätestens im 8. Jh. oder schon früher schliessen lässt, und mit germanischer Erstsilbenbetonung) Chólumbar-i, Chólumbar-e, bzw. (mit dissimilatorischer Entwicklung von -m- > -n- vor -b) Cholunbar-i, Cholunbar-e, bzw. (mit graphematisch auffällig spät auftretender Substitution von roman. -o- durch alem. -u- und mit abgeschwächter Mittelsilbe) Chulenbar-e, mhd. (mit synkopiertem mittelsilbigem -e) Chulnbar-e, bzw. (mit Apokope des Endungs-e) Chulnbar, bzw. (mit Abschwächung der Endsilbe) Chulnber, bzw. (mit Wegfall des auslautenden -r im Sinne einer Konsonantenerleichterung) Chulnbe, bzw. (bisweilen wieder dreisilbig infolge Sprosslaut oder Reflex der alten Mehrsilbigkeit) Chulenbe u. ä., bzw. (mit Assimilation von -nb- > -mb-) Chul(u)mbe, bzw. (mit Assimilation von -mb- > -m-) Chulme, bzw. (mit ab 13. Jh. M auftretender Schreibung von k- für die aus k- verschobene Spirans ch-1) Kulme, bzw. (mit Apokope) Kulm. Dem ON liegt entweder ein lat. Adj. der Zugehörigkeit zugrunde, gebildet aus dem lat. Tiernamen columba, -ae f.2 'Taube', (besonders die zahme) 'Haustaube' und dem derivierenden Suffix -ārius, mit der Bedeutung 'Lebensraum für Tauben, Taubenschlag' (man vgl. etwa lat. viv-ārium 'Behälter für Tiere', das sich zu dt. Weiher entwickelt hat), oder dann aber direkt das neutrale substantivische Etymon lat. columbārium3 'Taubenkäfig; Ruderöffnung in der Schiffswand (einem Tauben-Schlupfloch ähnlich); Nische in einer Hauswand, die zur Aufnahme von Urnen diente'. Es ist denkbar, dass diese letzte Bedeutung als Pars pro toto auch eine ganze Begräbnisstätte (ein Urnenhaus oder einen Friedhof) bezeichnen konnte.Differenzierender Zusatz seit dem Ende des 13. Jh.: Adj. mhd. ober 'ober'; in ON zur Bezeichnung der relativen Lage eines Ortes zu einem andern Ort: (ze) ober(e)n Kulme 'beim oberen Kulm'. (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen Deutung: Schon Brandstetter (1919: 73) führt den Namen (Ober-)Kulm richtig auf lateinisch cŏlumbārium zurück. Diese Deutung ist allgemein anerkannt (Bruckner 1945: 8, 28; Schmid 1980: 159; Zehnder 1991:Deutung: Schon Brandstetter (1919: 73) führt den Namen (Ober-)Kulm richtig auf lateinisch cŏlumbārium zurück. Diese Deutung ist allgemein anerkannt (Bruckner 1945: 8, 28; Schmid 1980: 159; Zehnder 1991: 319s; cf. auch → Kulmerau LU und Colombier VD, NE). Lateinisch cŏlumbārium hat zwei völlig verschiedene Bedeutungen: (1) Taubenschlag, und (2) »Grabstätte; Ort, wo die Urnen für die Asche der Verstorbenen aufbewahrt wurde». Für (Ober-)Kulm ist die zweite Deutung wahrscheinlicher (Schmid 1980: 159). Die Unterscheidung von Ober- und Unterkulm (1303-08 ze Nideren-Kulme) findet sich seit ca. 1300; Oberkulm liegt talaufwärts im Wynental. Die noch nicht differenzierenden älteren Belege beziehen sich laut Zehnder (1991: 319s) auf Oberkulm, da in dieser Gemeinde beachtliche Mauerüberreste eines im ersten Jahrhundert erbauten römischen Gutshofes entdeckt wurden. ks(weniger anzeigen) [3] | |||||||||||||
Quellen
|
Die Gemeindenamen des Kantons Aargau
1045 Or K 14. Jh: in Manzinchouen, mansum I in Chulenbare (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 3)
1045 Or Var K: in Chvlembe (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 3)
[...] (weiterlesen)
1045 Or K 14. Jh: in Manzinchouen, mansum I in Chulenbare (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 3)
1045 Or Var K: in Chvlembe (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 3)
1045 K 16. Jh Ues: et ecclesiae ... Barra, Cholunbari, Vuettingun (UBSGSüd 1 Nr. 124)
1045 K 16. Jh Var Ed: Cholumbari (UBSGSüd 1 Nr. 124)
1045 Or Var K: in Chvlenbe (UBSO Nr. 10)
12. Jh IK 14. Jh: ad Kulm dimidium mansum (AFMuri QSG 3 3 1 Nr. 29 S. 88)
1173 Or Var K: Chulumbe (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 8)
1173 Or K 14. Jh: predium in Toͮfendal. predium Chulbare. (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 8)
1178 K 16. Jh Ues Var Ed: in Cholenbare (UBSGSüd 1 Nr. 192)
1178 K 16. Jh Ues: et praedium tributale in Cholembare (UBSGSüd 1 Nr. 192)
1179: predium Cholunbare, predium Cholunbronwo (ZUB 1 Nr. 334)
1184-1190: de Chulimbare libram et (Engelb QW II 2 S. 224)
1189: predium Cholumbrowo, predium Cholumbare (ZUB 1 Nr. 349)
12./13. Jh: Waltherus von Chunlber (Necr Herm QSG 3 3 3 S. 157)
1212-1224 K 15. Jh I: schuͦpp, ze Chulme (UBSO 1 Nr. 289)
1223 Or K 14. Jh ff.: Chulnbare (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 20)
1247: de Wilperc, de Columbari, de Columbrongo (ZUB 2 Nr. 657)
1249: curiam in Columber, et quamdam ... in Suron (Gfr 1 Nr. 16 b S. 179)
13. Jh M: Walther von Kulembe (AGUrk 11 Hermetschw Nr. 4)
1265 K 13./14. Jh Var Ed: decimam quamdam apud Chulmbe (Trouillat II Nr. 113 S. 152)
1265 Var Titel K 14. Jh: de bonis et decimis in Culme, Gundoltzwile et (Herrgott II Nr. 472 S. 389)
1265 K 13./14. Jh: decimam quamdam apud Chulinbe (Herrgott II Nr. 472 S. 389)
1266: decimam in villa Kulmbe, ..., Ruͤdegerus de Columbaria (UBBS 1 Nr. 471)
1266 Var Ed: decimam in villa Kulumbe (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 115)
1270 Or K 14. Jh: decimam in uilla de Kulnbe, que (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 125)
1273 Or K 13./14. Jh: de decima in Kulembe reddente (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 133)
1273 Or K 13./14. Jh Var im Or Doppel: Culembe (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 133)
1274-1326 K 14. Jh f.: cuiusdam possessionis site in Kolumbe (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 140)
1280: in ecclesia Kvlumbe (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 171)
1283: item Chulenbe von Chiburg und duͥ guͤter ze Winnun, die da heissent des Joders und Berwartz. (Hünenb QW II 2 S. 305 f.)
1283 Var: item Chulnbe nit der kilchen (Hünenb QW II 2 S. 305 f.)
1286 K 14. Jh: bonum de Steinachberg, situm in barrochia ecclesie in Chulunbe (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 192)
1295-1310 Var: so het er zu Kulme ein eigun guͦt (Rinach QW II 3 S. 360)
1295-1310: so het er in Obern Chulnbe ein guͦt (Rinach QW II 3 S. 358)
1303-1308: ze Oberen-Kulme ligent guͦeter (Habsb Urb QSG 14 S. 162)
1361: item ze Obern-Kulmen der hof und die muͥli (Habsb Urb QSG 15.1 S. 569)
um 1380: die kilhen: ... item Kulm 6 guldin (Habsb Urb QSG 15.1 S. 735)
(weniger anzeigen) [2]
|
||||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen
1045: in Chulenbare mansum I (SOUB I, 18)
10451: et ecclesiae … Barra, Cholunbari (SGUBsüd I, 124)
[...] (weiterlesen)
1045: in Chulenbare mansum I (SOUB I, 18)
10451: et ecclesiae … Barra, Cholunbari (SGUBsüd I, 124)
1101-502: ad Kulm dimidium mansum (QSG III/3, 88)
1173: predium Chulbare (SOUB I, 104)
1179: predium Cholunbare (ZHUB I, 210)
1184-90: de Chulimbare (QW II/2, 224)
1223: Chulnbare (BeromUB I, 93)
1247: de Columbari (ZHUB II, 162)
1249: curiam in Columber (Gfr 1, 179)
1266: in villa Kulumbe (BeromUB I, 164)
1270: decimam in uilla de Kulnbe (BeromUB I, 170)
1280: in ecclesia Kvlumbe (BeromUB I, 213)
1295-1310: in Obern Chulnbe ein guͦt (QW II/3, 358)
1303-08: ze Oberen-Kulme (QSG XIV, 162)
1361: ze Obern-Kulmen (QSG XV/1, 569)
(weniger anzeigen) [3]
|
|||||||||||||
Kommentar | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Die Nachbargemeinden Ober- und Unterkulm befinden sich im Tal der Wyna (ze Winnun, in der Winnen, an der Wynen). Die differenzierenden Zusätze mhd. [...] (weiterlesen)Die Nachbargemeinden Ober- und Unterkulm befinden sich im Tal der Wyna (ze Winnun, in der Winnen, an der Wynen). Die differenzierenden Zusätze mhd. ober und nider erscheinen Ende 13. Jh./anfangs 14. Jh. und grenzen die Lage im Flusstal ein. Oberkulm liegt talaufwärts.Ich gebe die älteren Kulm-Belege, die noch keinen differenzierenden Zusatz aufweisen, an dieser Stelle, da man im Gebiet der heutigen politischen Gemeinde Oberkulm 1756 auf dem Murhübel beachtliche Mauerüberreste eines im ersten Jahrhundert erbauten römischen Gutshofes (im Volksmund villa Columbaria) entdeckt hat. Es handelte sich um eine reich ausgestattete Portikus villa mit angebautem Bad und einem beheizbaren Westflügel, die noch im vierten Jahrhundert bewohnt war.4 Unser Ortsname Kulm scheint mit diesem Gebäude zusammenzuhängen. Zu jeder Römersiedlung gehörten Friedhöfe, die ausserhalb der Siedlungen entlang den Strassen, vor allem bei einzelnen Gutshöfen jedoch in unmittelbarer Nähe der Hofmauern, angelegt waren. In der früheren und mittleren Kaiserzeit herrschte in unserer Gegend die Brandbestattung vor. Die Überreste der Verstorbenen wurden in einer Urne gesammelt, die dann mit verschiedenen Grabbeigaben bestattet wurde.5 Entweder zeichnete sich dieser Gutshof durch einen besonders prächtigen Friedhof aus, was bei der Herrschaftlichkeit dieser Hofanlage durchaus wahrscheinlich ist, oder dann wurde er bei einem bereits bestehenden Friedhof, nach dem er dann auch benannt wurde, errichtet. Südlich von Oberkulm wurde beim Ausheben eines Kanalisationsgrabens ein römisches Strassenbett entdeckt. Man darf annehmen, dass diese Strasse (als Gräberstrasse?) auch an unserem Gutshof vorbeiführte.6 Falls der Ortsname nichts mit dem Totenkult der Römer zu tun hat, wird er ursprünglich einfach eine Taubenfarm bezeichnet haben. Ob die dort gezüchteten Tauben zu kulinarischen Genüssen beitrugen oder anderswie Verwendung fanden, bleibe der Phantasie des Lesers anheimgestellt. Der gleiche Landgutsname *Columbarium o. ä. liegt noch in anderen Ortsnamen vor. Ich gebe nur eine willkürliche Auswahl: Kulmerau LU (ebenfalls lautverschoben7; cf. Belege oben a. 1179, a. 1189 und a. 1247), Chlummere BE (ebenfalls lautverschoben8), Colmar im Elsass F (cf. Beleg oben a. 1266), Colombier NE, Colombier VD. In Oberkulm wurde auch eine keltische Münze entdeckt. Ihr Aufbewahrungsort ist heute allerdings unbekannt.9 Der Beleg a. 1283 erwähnt zwei Güter an der Wyna, die da heissent des Joders und Berwartz. (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen 1 Kopie des 16. Jahrhunderts. – 2 Kopie des 14. Jahrhunderts. [3] | |||||||||||||
Höchster Punkt | 756 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Tiefster Punkt | 461 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Fläche | 9.413 km² [1] | ||||||||||||
Datensatz | 802004140 | ||||||||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
|