Name | Reinach (AG) [1] | ||||||||||||
Variante | Reinach [2][3] | ||||||||||||
Mundart | Riinech [2] | ||||||||||||
Phonetik |
rī́nəχ [2]
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Sprachatlas der deutschen Schweiz
Fremdbezeichnung:
rī́nəχ, ọvrī́nəχ̄, rīnəχ
(Menziken)
rī᪷́nəχ
(Seengen)
[...] (alles anzeigen)
rī́nəχ, ọvrī́nəχ̄, rīnəχ
(Menziken)
rī᪷́nəχ
(Seengen)
rị̄nəχ̄
(Fahrwangen)
rị̄nəχ
(Teufenthal (AG))
rị̄́naχ̄, rị̄́nəχ̄
(Schmiedrued)
rī́nəχ̄, o̤vrị̄́nəχ
(Zetzwil)
rīnəχ, rīnəχ̄
(Birrwil)
(weniger anzeigen)
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Fragebogenmaterial Georg Wenker Riinǝch ch ist immer als kräftiger Kehlreibelaut zu lesen, härter als der hd. Ach-Laut ( Faksimile | Gewährsperson ) Hr. Hediger, Werkführer, 56 Jahre alt |
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Ortstyp | Gemeinde [4] | ||||||||||||
Bezirk | Kulm [4] | ||||||||||||
Kanton | Aargau [4] | ||||||||||||
Deutung | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Ich sehe zwei mögliche Deutungen: [...] (weiterlesen)Ich sehe zwei mögliche Deutungen:I. Gallo-romanischer -ācum-Name. GF spätlat. *(praedium) Renni-ācum oder *(fundus) Renni-ācus, bzw. elliptisch und mit neutralem Genus1 *Renni-ācum 'dem I. Gallo-romanischer -ācum-Name. GF spätlat. *(praedium) Renni-ācum oder *(fundus) Renni-ācus, bzw. elliptisch und mit neutralem Genus1 *Renni-ācum 'dem Rennius gehörendes Landgut', ahd. (mit Erhöhung von -e- > -i- und mit Lautverschiebung von -k- > -ch- zwischen den Vokalen des Suffixes) *Rinni-acha, bzw. (mit synkopiertem mittelsilbigem -i-) Rinn-acha, spätahd. (mit fem. Dat. Sg. Loc.-Endung) Rin-acho, mhd. (mit Apokope des Endungs-a) Rinn-ach, bzw. (mit Schreibung von -y- für -i-) Ryn(n)-ach, nhd. (mit neuhochdt. Diphthongierung) Rein-ach. PN ist der gallo-romanische Gentilname Rennius.2 Das gall. -āko-Adjektivsuffix, das latinisiert als -ācus erscheint, diente dazu, gallo- roman. Gentilnamen zu adjektivieren und so die personelle Abhängigkeit oder die Besitzzugehörigkeit eines Landgutes auszudrücken.3 Die so entstandenen Siedlungsnamen benannten also ursprünglich Latifundien, die den Namen ihrer Besitzer in adjektivischer Formulierung bekamen, und zeigen heute im deutschen Sprachgebiet in der Regel ein zu -ach entwickeltes Suffix. II. Alemannischer sekundärer Siedlungsname. GF ahd. *(ze) Rīn-ahu 'beim Rīn-Bach', spätahd. (mit Graphem -ch- für inlautendes germ. -h-4) Rīn-acha, Rīn-acho, mhd. *Rīn-ahe, bzw. (mit Apokope des Schluss-e) Rīn-ach, nhd. (mit Diphthongierung) Rein-ach. BW ist in dem Fall das schwzdt. Flussnamenwort Rīn, das mit appellativischem Charakter als Name verschiedener Bäche auftritt, die z. T. offiziell andere Namen tragen, und dem wohl ein dem Keltischen und Germanischen ursprünglich gemeinsames voreinzelsprachliches *reinos zugrundeliegt, dessen -e- alemannisch > -i- gewandelt wurde.5 Schwzdt. Rīn hängt also etymologisch mit dem Namen des Rheins (in keltisch-antiker Tradition R(h)ënus, in germanischer Überlieferung Rīn) zusammen. GW ist das Appellativ ahd. aha (< germ. *ahwō 'fliessendes Wasser', urverwandt mit lat. aqua, - ae f.), mhd. ahe stf. 'Wasser, Flut, Fluss'. Das ahd. Appellativ aha wurde in dt. Zeit immer mehr als Ableitungssilbe empfunden und erschien in dieser Funktion häufig als zweites Kompositionsglied eines Flussnamens, wobei es jedoch auch in jüngerer Zeit noch selbständig vorkommt.6 So ist auch im Kt. Aargau altes aha noch heute selbständiger Gewässername: Der Bach, der den Hallwilersee verlässt und bei Wildegg, zusammen mit der Bunz, in die Aare fliesst, heisst jetzt Aa (a. 1312: super fluvium qui dicitur A) oder pleonastisch Aabach. Ahd. -aha erscheint in modernem Gewand etwa als -ach, -a, wird durch -au ersetzt oder durch -bach verdrängt oder ist aber ganz geschwunden.7 (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen Bisherige Deutungen: Zehnder (1991:341s) sieht für Reinach AG zwei mögliche Deutungen: (1) Eine vordeutsche Bildung aus dem lateinischen Personennamen Rennius und dem keltischen Ortsnamensuffix -akos/-acum. Grundform wäre Bisherige Deutungen: Zehnder (1991:341s) sieht für Reinach AG zwei mögliche Deutungen: (1) Eine vordeutsche Bildung aus dem lateinischen Personennamen Rennius und dem keltischen Ortsnamensuffix -akos/-acum. Grundform wäre in diesem Fall *(praedium) Renni-ācum «dem Rennius gehörendes Landgut». (2) Ein sekundärer alemannischer Siedlungsname aus der althochdeutschen Gewässerbezeichnung rīn (zur indoeuropäischen Wurzel *rei-/*roi- «fliessen») und dem Gattungswort aha «Fluss, Bach, Wasser, Strömung». In diesem Fall wäre als Grundform ein lokativisches *(ze) Rīn-ahu «beim Rīn-Bach» zu erschliessen. Diese zweite Erklärung wird dadurch gestützt, dass die Wyna in den Flurnamen Rintel und Rintelhübel (zwischen Suhr und Gränichen) ebenfalls als rīn erscheint. Besprechung: Wie in vielen anderen -ach-Namen (cf. → Egnach TG, Herznach AG, Küsnacht ZH, Maisprach BL, Reinach BL) widerspiegelt sich in Reinach AG die Problematik, dass in Deutschschweizer Ortsnamen das keltische Ortsnamensuffix -akos > -acum und das althochdeutsche Gattungswort aha lautlich zusammenfallen. Auch wenn die onomastische Umgebung (Rintel, Rintelhübel) und die häufigen Belege für Reinach auf -acha eher an eine Bildung mit -aha denken lassen, kann nicht abschliessend zwischen den beiden Hypothesen entschieden werden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die heute gleichlautenden Namen Reinach AG und → Reinach BL nicht auf dieselbe sprachliche Grundlage zurückgehen. Falls von einer -acum-Bildung ausgegangen werden sollte, müssten neben dem gut bezeugten Personennamen Renius, Rennius (Schulze, 281, 367, 424, 519) – entsprechende Ortsnamen wie Regny, Rigné, Rigny etc. (< Reniacum, Renniacum) finden sich mehrfach in Frankreich (cf. Morlet III, 169) – auch Rinnius (Schulze, 426) und eventuell Reginius (Schulze, 220; cf. auch TGF, n° 3222) in Betracht gezogen werden. po (weniger anzeigen) [3] | |||||||||||||
Quellen
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Die Gemeindenamen des Kantons Aargau
1036 K 14. Jh Var: Rynacha (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 1)
1036 K 14. Jh Var: Rinach (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 1)
[...] (weiterlesen)
1036 K 14. Jh Var: Rynacha (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 1)
1036 K 14. Jh Var: Rinach (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 1)
1036 K 14. Jh: hec curtes, id est Rinacha, Beinwile (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 1)
1045 Or Var K: in Rinnacha (UBSO 1 Nr. 7)
1045 Or K 14. Jh: in Sura mansum I, in Rinacha mansum (UBSO 1 Nr. 7)
1045 Or Var K: in Rinnahcha (UBSO 1 Nr. 7)
1173 Or K 14. Jh: predia in Rinacho, ... in Manchinchouen (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 3)
1249: Henricus de Rinacha (UBSO 2 Nr. 41)
1250 Or K 14. Jh: Heinricus et Hesso de Rinnach (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 75)
1257 sp K: Ruodolpho de Reinac (ZUB 3 Nr. 1023)
1272: Arnoldus de Rinnâch (ZUB 4 Nr. 1490)
1274: dominus J. miles de Rinasche (UBBerom Gfr 58/62 Nr. 138)
1281 Or sp K: Cuono vnd Henrich von Rynach (ZUB 5 Nr. 1816)
1288 K 18. Jh: domini Heinrici de Rynnach (UBBS 2 Nr. 636 (Regest))
1295 Eintrag 15. Jh: 3 juhart aker ze Rynah ob dem Banholtz (Rinach QW II 3 S. 360)
(weniger anzeigen) [2]
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Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen
1045: in Rinacha mansum (BeromUB I, 70)
10361: hee curtes, id est Rinacha, Beinwile (SOUB I, 14)
[...] (weiterlesen)
1045: in Rinacha mansum (BeromUB I, 70)
10361: hee curtes, id est Rinacha, Beinwile (SOUB I, 14)
1173: predia in Rinacho (SOUB I, 104)
1249: Henricus de Rinacha (SOUB II, 24)
1250: Hesso de Rinnach (BeromUB I, 134)
(weniger anzeigen) [3]
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Kommentar | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Die aargauische Gemeinde Reinach, bei F. X. Bronner auch noch Reynach und Rynach geschrieben8, bildet heute mit den Gemeinden Burg und Menziken zusammen eine grosse [...] (weiterlesen)Die aargauische Gemeinde Reinach, bei F. X. Bronner auch noch Reynach und Rynach geschrieben8, bildet heute mit den Gemeinden Burg und Menziken zusammen eine grosse Siedlungsgemeinschaft an der Wyna in der Nähe der Grenze zum Kt. Luzern.Verschiedene Grafengeschlechter lösten sich als Grundbesitzer ab. Zum Geschlecht der Herren von Rinach, deren Wappen die Gemeinde heute führt, gehörten zuerst kiburgische, seit dem Übergang dieser Gegend im Jahre 1273 an Rudolf habsburgische Dienstleute.9 Oben sind nur diejenigen Belege aufgeführt, die sich zweifelsfrei auf den ON der aargauischen Gemeinde beziehen und nicht Reinach BL nennen. Das basellandschaftliche Reinach gilt eindeutig als gallo-romanischer -a̅cum-Ort.10 Die urkundlichen Belege entsprechen denen der aargauischen Siedlung: 1164-76 Rinacho, 1194 Rinake, 1290 Rinach.11 In der Chilenbreiti, an der Strasse nach Beinwil, wurden im Jahre 1900 Überreste eines römischen Gebäudes entdeckt. In der Nähe fand man 1950 in einem freigelegten Strassenbett auch noch Ziegelreste und zwei Münzen aus dem 2. Jahrhundert.12 A. Holder zählt eine ganze Reihe von modernen ON auf, die er auf die GF *Renni-a̅cus zurückführt.13 Es spricht jedoch einiges dafür, unseren ON als alemannischen -aha-Namen zu deuten. Th. Geiger weist nach, dass (neben Rein bzw. ragn im Bündnerromanischen) auch schwzdt. Rīn verschiedentlich als Appellativ auftritt und 'Bach, Fluss' bedeutet. Sie erwähnt Rībrügg als Name einer Brücke über die Kander und Rīfeld als Bezeichnung für ein Feld an der Simme.14 Zwischen Suhr und Gränichen leben in unmittelbarer Nähe zur Wyna die Flurnamen Rintel und Rintelhübel fort. Die Vermutung liegt also nahe, dass die Wyna umgangssprachlich auch einfach Rīn geheissen und mit dieser Bezeichnung zur Bildung unseres ON beigetragen hat. Ältere Urkunden nennen die Weiler Eien oder *Eich(en) (in Eiche, von Eychen), Homberg (de Homberg) am Berg gleichen Namens (an dem Homberge), die Fluren *Horwen (in dem Horwe, in Horwen) und *Holz (in Holz, in dem Holtz), die Höfe *Fronhof (dicta Fronhof), Geisshof (heute s Gontenschwil: zem Geisshus, zem Geishuse), *Güpfen (der hof in der Gπpphen), *Hühnersbühl (predium H¥nrsp¥le, Hvenrisbvele) und *Huntlein (dicta bona Huntlein). (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Höchster Punkt | 783 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Tiefster Punkt | 510 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Fläche | 9.475 km² [1] | ||||||||||||
Datensatz | 802004141 | ||||||||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
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