Name | Möhlin [1][2][3] | ||||||||||||
Mundart | Meeli [2] | ||||||||||||
Phonetik |
mẹ̄́li [2]
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Sprachatlas der deutschen Schweiz
Eigenbezeichnung:
mẹ̄li᪷
Fremdbezeichnung:
mẹ̄lị, mẹ̄li᪷
(Maisprach)
mẹ̄li᪷, tſsmẹ̄əli᪷
(Magden)
[...] (alles anzeigen)
mẹ̄lị, mẹ̄li᪷
(Maisprach)
mẹ̄li᪷, tſsmẹ̄əli᪷
(Magden)
mẹ̄li᪷
(Obermumpf)
mẹ̄li᪷
(Wegenstetten)
(weniger anzeigen)
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Fragebogenmaterial Georg Wenker (z) Mēli ( Faksimile | Gewährsperson ) Lehrer Fritz Wirthlin, 32 Jahre alt, Geburtsort Möhlin |
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Ortstyp | Gemeinde [4] | ||||||||||||
Bezirk | Rheinfelden [4] | ||||||||||||
Kanton | Aargau [4] | ||||||||||||
Deutung | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Vordeutscher Siedlungsname auf der Grundlage des alteurop. Flussnamens *Malīnā, welcher zum Etymon gall. malina1 'Flut' (man vgl. lat. malina2 'Springflut', mfrz., nfrz. la maline 'Springflut', span. [...] (weiterlesen)Vordeutscher Siedlungsname auf der Grundlage des alteurop. Flussnamens *Malīnā, welcher zum Etymon gall. malina1 'Flut' (man vgl. lat. malina2 'Springflut', mfrz., nfrz. la maline 'Springflut', span. malina 'grosser Sturm') zu stellen ist.3 GF des Siedlungsnamens im Nom. Sg. ahd. *Malīnā 'anschwellendes Wasser', bzw. (mit Primärumlaut von -a- > -e- vor dem -i- der Folgesilbe und mit germanischer Erstsilbenbetonung) Mélīnā, bzw. (mit Anlehnung an Subst. mit īn-/ī-Stamm) Melīn, Melī, mhd. (urkundlich bis ins 16. Jh. hinein sehr häufig belegt) Melī, bzw. (mit Graphem -y, um die Länge zu bezeichnen4) Mely, nhd. (mit Rundung von -e- < -a- [Primärumlaut] vor -l-5, aber nur in der Schrift) Moͤli, Möl(l)in.(weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen Bisherige Deutungen: Seit Bach II/2, 53s (cf. auch Boesch 1965a: 1; Geiger 1965: 237s; Greule 1973: 139, 205s; Zehnder 1991: 274s) wird Möhlin als ursprünglicher Gewässername gedeutet, der sekundärBisherige Deutungen: Seit Bach II/2, 53s (cf. auch Boesch 1965a: 1; Geiger 1965: 237s; Greule 1973: 139, 205s; Zehnder 1991: 274s) wird Möhlin als ursprünglicher Gewässername gedeutet, der sekundär auf die Siedlung übertragen worden ist. Anschliessend sei der Bach zur Unterscheidung von der Ortschaft zu Möhlinbach umbenannt worden. Möhlin (in saltu Svarzwald juxta fluvium Melia, SGUB II, 147) ist auch ein Gewässername in Baden-Württemberg; die Möhlin fliesst bei Alt-Breisach in den Rhein. Greule und Zehnder erklären dazu, die Belege für Möhlin AG und den Gewässernamen Möhlin seien «völlig identisch» und verlangten dieselbe Deutung, was in dieser absoluten Form aber nicht zutrifft. Für die süddeutsche Möhlin sind keine historischen Belege vom Typus Melina, Melin bekannt; für Möhlin AG fehlt ein Beleg wie Melia. Nur die späteren Formen Meli, Mely finden sich für Möhlin AG und die Möhlin (D). Unterschiedlich ist bei den verschiedenen Autoren die Deutung des Gewässernamens. Bach stellt ihn zum keltischen Farbadjektiv melinos «gelb, lohfarben»; die *Melina wäre also die «gelb- oder goldfarbene». Geiger postuliert auf dieser Grundlage eine ursprüngliche Form *Melana. Das Nebeneinander der Formen Melia, Melin und Meli führt Geiger auf eine Vermischung der alten ī-, īn- und jō-Stämme des Althochdeutschen zurück. Diese morphologische Erklärung wird von Greule (1973: 205) übernommen. Hingegen lehnt er den Ansatz *Melana ab; die historischen Belege und die heutige Lautung können nur durch eine ursprüngliche Grundform *Malina oder Malīnā (mit anschliessendem Primärumlaut zu Melina etc..) erklärt werden. Greule stellt den Gewässernamen Malīnā zu einem keltischen *malina «Flut» und vergleicht ihn mit spätlateinisch malina (> französisch maline «Springflut»; cf. FEW VI/1, 109); die Grundbedeutung des Flussnamens müsse auf das anschwellende Wasser gezielt haben. Diese Deutung wird von Zehnder (1991: 274) übernommen. Besprechung: Greules Erklärung ist zweifellos der beste bisher vorliegende Deutungsversuch. Er ist jedoch nicht unproblematisch. Er überträgt einen maritimen Begriff, der im frühen Mittelalter in Spanien (bei Isidor von Sevilla) und am Atlantik belegt ist, auf einen nicht sehr bedeutenden Bach, der allerdings gemäss Zehnder in früheren Zeiten für seine Überschwemmungen berüchtigt war. Auch die Identifizierung der süddeutschen Möhlin (< Melia) mit Möhlin (< Melina) ist nicht ganz unbedenklich. Für Möhlin AG wäre deshalb zumindest auch eine Erklärung in Betracht zu ziehen, die von einem ursprünglichen Ortsnamen ausgeht, der anschliessend zur Benennung des Möhlinbachs gedient hat; die süddeutsche Möhlin würde in diesem Fall nicht auf derselben Grundlage beruhen. In Analogie zur Deutung, die wir für → Bünzen AG (1259 Bunzina) und Herznach AG (1143 Hercina) vorschlagen, könnte Möhlin (< Melina) zur Gruppe der Aargauer Ortsnamen gestellt werden, welche auf einen lateinischen Besitzernamen auf -ianum/-ianam zurückzuführen sind. Für Möhlin wäre in diesem Fall von einer lateinischen Grundform *(villa) Mal(l)iana «Hofgut des Malius, Mallius» auszugehen. Der lateinische Gentilname Malius, Mallius ist gut belegt (Schulze, 188, 124) und findet sich mehrfach auch in Nordfrankreich und in Trier (Morlet III, 126). Ein römisches Herrenhaus in Möhlin ist ebenfalls belegt (Zehnder 1991: 275). Durch die Entwicklung von -ianum > [in], welche für das altfrankoprovenzalische Sprachgebiet seit dem 6. Jahrhundert nachgewiesen ist (Chambon/Greub 2000: 170), würde *Mal(l)iana zu *Malina. Der Beleg 794 Melina und die späteren Formen erklären sich auch auf dieser Grundlage durch den Primärumlaut des anlautenden -a- zu -e- vor -i- und die germanischen Vorverlegung des Tonakzents auf die erste Silbe. Die offizielle Schreibweise auf -ö- ist jüngeren Datums.Deutungsvorschlag: Die klassische Erklärung des Namens Möhlin betrachtet den Ortsnamen als sekundär und führt ihn auf einen keltischen Gewässernamen *Malina «Flut, anschwellendes Wasser» zurück. Im Gegensatz dazu vermuten wir einen ursprünglich lateinischen Besitzernamen *(villa) Mal(l)iana «Hofgut des Malius, Mallius», der sich gut in die Gruppe der Aargauer Ortsnamen auf -ianum/-ianam einfügen könnte (cf. Kristol 2002: 233). Das lateinische Suffix -ānum bildet Ortsnamen, deren Bestimmungswort auf den Namen des ersten Besitzers eines römischen Landgutes zurückgeht. Ortsnamen auf -ānum sind in Regionen mit starker römischer Siedlungstätigkeit (Italien, Tessin, Südfrankreich) sehr häufig, nördlich der Alpen aber eher selten. In der Schweiz finden sie sich vor allem in der Umgebung der römischen Kolonie Nyon, in der Nähe von Avenches, der römischen Hauptstadt Helvetiens, um Studen/Petinesca und anscheinend auch im Hinterland von Augst und Windisch (→ Ziefen BL, Bözen AG, Bünzen AG, eventuell auch Herznach AG). Diese Namen sind ein Indiz für die Niederlassung einer lateinischsprachigen Bevölkerung (römische Beamte, Armeeveteranen etc.) neben der einheimischen keltischen Bevölkerung, auf deren Güter die mit -acum(> -ach) gebildeten Ortsnamen hinweisen. Die Korngarbe im Gemeindewappen von Möhlin verweist vermutlich auf eine populäre Identifikation des Namens mit Mühle oder Mehl (Zehnder (1991: 275). ks(weniger anzeigen) [3] | |||||||||||||
Quellen
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Die Gemeindenamen des Kantons Aargau
794: ad villam Melina (UBBL 1; II 1; II 2 Nr. 3 (Regest))
972-976 F 16. Jh: dedit ... in Buͦas et huͦbam in Meli (UBSGSüd 1 Nr. 85)
[...] (weiterlesen)
794: ad villam Melina (UBBL 1; II 1; II 2 Nr. 3 (Regest))
972-976 F 16. Jh: dedit ... in Buͦas et huͦbam in Meli (UBSGSüd 1 Nr. 85)
1048: in pago Sysgowe in villis Melin et Gurbulin (UBBL 1; II 1; II 2 Nr. 13)
1293: dominus Henr. dictus Meli (ZUB 13 Nr. 2266 b)
1314 K: den kilchensatz ze Meli und wz by dem Melibach gelegen ist (ZGO 29 (1878) S. 210 f.)
um 1390: item Mely 10 guldin (Habsb Urb QSG 15.1 S. 736)
1552: zu Moͤli, Nider- und Ober Hofmöli (AGUrk 5 St M Rheinf Nr. 570 (Regest))
1613: zu Möllin (AGUrk 5 St M Rheinf Nr. 615 (Regest))
1613 Var: zu Mölin vf Obermatt und an Ober Mölin pünten ein (AGUrk 5 St M Rheinf Nr. 615 (Regest))
(weniger anzeigen) [2]
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Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen
794: ad villam Melina (BLUB I, 1)
1048: in villis Melin et Gurbulin (BLUB I, 5)
[...] (weiterlesen)
794: ad villam Melina (BLUB I, 1)
1048: in villis Melin et Gurbulin (BLUB I, 5)
1222: Melin (AGUB IV, 2)
1227: Heinricus de Meli (ZHUB I, 320)
1256: rector ecclesie de Meli (ZHUB III, 49)
1389: ze Nidern Melin … ze Meli (AGUB V, 82)
1390 [ca.]: item Mely 10 guldin (QSG XV/1, 736)
1455: Melin (AGUB V, 171)
1552: Moͤli (AGUB V, 214)
1613: zu Möllin, zu Mölin (AGUB V, 230)
(weniger anzeigen) [3]
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Kommentar | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Die aargauische Gemeinde Möhlin liegt auf der beachtlichen Länge von etwa vier Kilometern am Möhlinbach (Melibach, am Melybach, Melnbach), der östlich von Hemmiken BL entspringt [...] (weiterlesen)Die aargauische Gemeinde Möhlin liegt auf der beachtlichen Länge von etwa vier Kilometern am Möhlinbach (Melibach, am Melybach, Melnbach), der östlich von Hemmiken BL entspringt und durch das Wegenstettertal dem Rhein zufliesst. Kurz vor seiner Mündung durchfliesst er die Ortsteile Ober- (cf. Beleg a. 1613), Unter-Möhlin und Riburg (ze Rπburg, zur Rinburg). Die Hochterrasse im Osten der Siedlung heisst Möhliner Feld (uf dem Melivelde, uf dem Melifelt). Mit *Hof-Möhlin (in Hoffmelin, ze Hofmeli, zu Hoffmely) wurde eine Hofsiedlung südlich des heutigen Dorfes bezeichnet. Östlich von Ober-Möhlin befindet sich, am Weg nach Wallbach und Mumpf die Meelerhöchi.Möhlin (in saltu Svarzwald juxta fluvium Melia) ist auch der Name eines Gewässers in Baden-Württemberg BRD. Die Belege für die badische Möhlin und diejenigen für Möhlin AG sind identisch und verlangen auch nach derselben Deutung. A. Greule bemerkt: «die Grundbedeutung muss auf das anschwellende Wasser gezielt haben.»6 Dazu passt die Beobachtung von F. X. Bronner: «Der Möhlinbach,...; er bringt in jedem Jahrhundert ein paar Mal durch Wasserfluthen Zerstörungen mit sich.»7 Nach A. Bach liegt im Flussnamen Möhlin «nach herkömmlicher Auffassung kelt. melinos 'gelb, lohfarben' vor.»8 Über die Zuordnung der Namenbelege in der Urkunde a. 972-976 ist sich der Bearbeiter des Urkundenbuches der südlichen Teile des Kantons St. Gallen nicht ganz im klaren.9 Mit B∑as und Meli sind jedoch kaum Buchs im Bez. Werdenberg SG und Mels im Bez. Sargans SG gemeint, sondern eben unser On Möhlin AG und die Ortschaft Buus im Bez. Sissach BL, die nur gut fünf Kilometer auseinander liegen. Im Beleg a. 1048 begegnen wir dem Sisgau, einem alten Teilgau des älteren Augstgaus. Trotz der Nähe zur Sissle ist die Etymologie des Flussnamens von der des Gaunamens zu trennen. Der Sisgau (a. 835 Sisigaugensis) leitet seinen Namen eher vom ON Sissach BL her.10 Meli oder Melinus kamen schon früh auch als PN vor; man vgl. den Beleg a. 1293. In der Flur Chleematt in Niederriburg konnte der Grundriss eines ab der Mitte des 1. Jh. besiedelten römischen Herrenhauses freigelegt werden. Unter den römischen Mauern Hessen sich noch alemannische Gräber aus der Spätbronzezeit um 900 v. Chr. ausmachen. Römische Wachttürme standen im Fahrgraben, bei den Unteren Wehren und auf dem äussersten Sporn des Burkli.11 «Mit 'Riburg' (Rhein-Burg) wurde offensichtlich anfänglich die grosse Erdbefestigung mit Wällen und Gräben samt den späteren Mauerbauten, mit 'Bürkli' oder 'Bürgli' aber die Ruine des einst auf dem höchsten Punkt, auf dem NW-Sporn der Hochfläche stehenden röm WT bezeichnet.»12 Das Gemeindewappen zeigt eine gelbe Korngarbe. F. X. Bronner bezeichnete die Umgebung von Möhlin als «wahres Getreideland».13 Vielleicht glaubte man bei der Gestaltung des Wappens, im ON Möhlin eine Mühle zu erkennen, oder dann hörte man noch ahd. mëlo, mhd. mel, nhd. Mehl stn. heraus. (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen Der von Zehnder (1991: 273) auf Möhlin bezogene Beleg 972-76 in Meli stammt aus einer verunechteten Kopie des 16. Jahrhunderts und bezieht sich laut SGUBsüd I, 89 wegen [...] (weiterlesen)Der von Zehnder (1991: 273) auf Möhlin bezogene Beleg 972-76 in Meli stammt aus einer verunechteten Kopie des 16. Jahrhunderts und bezieht sich laut SGUBsüd I, 89 wegen der im Dokument erwähnten Besitzverhältnisse vermutlich auf Mels SG. (weniger anzeigen) [3] | |||||||||||||
Höchster Punkt | 634 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Tiefster Punkt | 280 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Fläche | 18.795 km² [1] | ||||||||||||
Datensatz | 802004254 | ||||||||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
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