Name | Kirchleerau [1][2][3] | ||||||||||||
Mundart | Chelchlèrb [2] | ||||||||||||
Phonetik |
χí᪸lχ̄le᪷rb [2]
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Sprachatlas der deutschen Schweiz
Eigenbezeichnung:
χ̄i᪷u᪷χlẹ̄rb, ts lẹ̄rb, əlẹ̄rbər
Fremdbezeichnung:
χí᪷u᪷χlẹ̄rb
(Reitnau)
lẹ̄́rb, χi᪷u᪷χlẹ̄rb
(Schöftland)
[...] (alles anzeigen)
χí᪷u᪷χlẹ̄rb
(Reitnau)
lẹ̄́rb, χi᪷u᪷χlẹ̄rb
(Schöftland)
χí᪷u᪷χlẹ̄rb
(Schmiedrued)
(weniger anzeigen)
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Fragebogenmaterial Georg Wenker 1. (z) Chìuwchleerb, 2. (z) Chìwchlērb ( Faksimile | Gewährsperson ) 1. Lehrer Willy Fischer, 27 Jahre alt, Geburtsort Hottwil Bez. Brugg; mit Schüler, 14 Jahre alt; 2. Schüler des Seminars Wettingen, Hans Baumberger, 18 Jahre alt, Geburtsort Kirchleerau |
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Ortstyp | Gemeinde [4] | ||||||||||||
Bezirk | Zofingen [4] | ||||||||||||
Kanton | Aargau [4] | ||||||||||||
Deutung | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Alemannischer -au-Name. GF ahd. (als eigentliche Zusammensetzung mit nominativischem BW und GW) *lēwir-ouwa 'Gräber-Au' oder (mit BW im Gen. Pl. und mit GW im Dat. Sg. Loc.) [...] (weiterlesen)Alemannischer -au-Name. GF ahd. (als eigentliche Zusammensetzung mit nominativischem BW und GW) *lēwir-ouwa 'Gräber-Au' oder (mit BW im Gen. Pl. und mit GW im Dat. Sg. Loc.) *(ze) lēwiro-ouwo 'beim wassernahen Land der Gräber', mhd. *Lēwer-ouwe, bzw. (mit intervokalischem w-Schwund1) Lēr-ouwe, bzw. (mit vereinfachter Schreibung von -o- statt -ou- vor -w-2) Lēr-owe.BW ist das Appellativ ahd. lēwir, n. PI. zu ahd. (h)lēo, Gen. (h)lēwes, Pl. (h)lēwa stm. (urverwandt mit lat. clīvus 'Abhang, Hügel'; ursprünglich neutr., wovon noch die vereinzelte neutr. Pl.-Nbf. lēwir zeugt3) 'Erdhügel, Grab(hügel)', dazu auch mhd. lewer stm. 'Hügel, hügelartiger Aufwurf als Grenzzeichen', schwzdt. Lēweren, Lēberen 4 f. «von einem Gute, das einen Hügel bildet, sagt man geringschätzig, im Vergleich mit der Ebene, es sei nu so ne hohi L. Sonst nur noch in Orts- und Flurnamen.» Das Id. weist daraufhin, dass «in mehreren Hügeln dieses Namens alte Gräber gefunden worden sind». GW ist das Appellativ ahd. ouwa, auwia (< germ. *agwjō-, einer jō-Ableitung zu germ. *ahwō [> ahd. aha stf. 'Wasser, Flut, Fluss']5), urverwandt mit lat. aqua, mhd. ouwe stf. 'Wasser, Strom; (seit frühmhd. Zeit:) von Wasser umflossene(s) Land, Insel oder Halbinsel; Land, Gelände am Wasser; Landstrich längs einem Bach oder Fluss; sumpfiges, feuchtes Gelände'.6 Als Appellativ ist Au im Schweizerdeutschen nicht mehr lebendig, vorarlbergisch und tirolisch jedoch noch im Sinne von 'mit Gebüsch bewachsenes, meist als Weide dienendes Gelände an einem Bach oder Fluss', bzw. 'Wald am Bach, Feld am Bach' vorhanden.7 Als differenzierender Zusatz tritt seit dem 14. Jh. das Appellativ mhd. kirche, Nbf. kilche, schwzdt. Chilchen 8 'Kirche' auf und führt zur Bedeutung 'Gräber-Au bei der Kirche'. (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen Bisherige Deutungen: Oettli (1945: 71) vermutet, der Name Leerau könnte als Bildung mit dem Vogelnamen Lerche (< althochdeutsch lēricha, mittelhochdeutsch lērche, lērke) erklärt werden. DieseBisherige Deutungen: Oettli (1945: 71) vermutet, der Name Leerau könnte als Bildung mit dem Vogelnamen Lerche (< althochdeutsch lēricha, mittelhochdeutsch lērche, lērke) erklärt werden. Diese Deutung wird von Zehnder (1991: 228s) mit lautlichen Argumenten klar verworfen. Auch an eine Herleitung vom Baumnamen Lärche (< althochdeutsch *larihha, *lericha, mittelhochdeutsch larche, lerche) könne aufgrund der urkundlichen Belege nicht gedacht werden. Weitere Ansätze wie *(ze dero) lārero ouwo «bei der öden Au» oder *(ze dero) lāwirūn ouwo «bei der milderen Au» scheitern ebenfalls an der Mundartlautung. Deutung: Zehnder (1991: 227s) deutet den Namen Leerau überzeugend als Bildung aus den althochdeutschen Gattungswörtern lēwir «Erdhügel, Grabhügel» (> mittelhochdeutsch lēwer «Hügel, hügelartiger Aufwurf als Grenzzeichen» > schweizerdeutsch Lēweren, Lēberen; cf. Id. III, 1544) und ouwa, mittelhochdeutsch ouwe «Land am Wasser». Als althochdeutsche Grundform wird *lēwir-ouwa «Gräber-Au» (Au bei den Grabhügeln) im Nominativ oder *(ze) lēwiro-ouwo «beim wassernahen Land der Gräber» im lokativischen Dativ Singular angesetzt. Als differenzierender Zusatz tritt nach der Entstehung der benachbarten Ortschaft → Moosleerau AG im 14. Jahrhundert das Gattungswort Kirche (mittelhochdeutsch kirche, kilche) zum ursprünglichen Namen. ks(weniger anzeigen) [3] | |||||||||||||
Quellen
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Die Gemeindenamen des Kantons Aargau
1248 Or K: Ruͦdolfo de Lerowe (ZUB 2 Nr. 754)
1257: decano in Lerowo ipsa (ZUB 3 Nr. 1008)
[...] (weiterlesen)
1248 Or K: Ruͦdolfo de Lerowe (ZUB 2 Nr. 754)
1257: decano in Lerowo ipsa (ZUB 3 Nr. 1008)
1303-1308: ze Kilchlerowe hat duͥ heirschaft (Habsb Urb QSG 14 S. 160)
1306: sorores, residentes in Kylchleren (Habsb Urb QSG 15.1 S. 283)
1306 Var: residentes in Kylclerowe (Habsb Urb QSG 15.1 S. 283)
1306 Var: residentes in Kylchlerowe (Habsb Urb QSG 15.1 S. 283)
1361: item ze Kilchlerw 3 schuͦpossen (Habsb Urb QSG 15.1 S. 570)
(weniger anzeigen) [2]
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Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen
1248: Ruͦdolfo de Lerowe (ZHUB II, 227)
1257: in Lerowo (ZHUB III, 91)
[...] (weiterlesen)
1248: Ruͦdolfo de Lerowe (ZHUB II, 227)
1257: in Lerowo (ZHUB III, 91)
1303-08: ze Kilchlerowe (QSG XIV, 160)
1306: in Kylchleren … in Kylchlerowe … in Kylclerowe (QSG XV/1, 283)
1361: ze Kilchlerw (QSG XV/1, 570)
(weniger anzeigen) [3]
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Kommentar | Die Gemeinde Kirchleerau liegt am Ausgang eines von Osten her in das früher häufig überschwemmte und entsprechend versumpfte Suhrental einmündenden Seitentälchens, am Südfuss der bewaldeten Anhöhe Nack. [...] (weiterlesen)Die Gemeinde Kirchleerau liegt am Ausgang eines von Osten her in das früher häufig überschwemmte und entsprechend versumpfte Suhrental einmündenden Seitentälchens, am Südfuss der bewaldeten Anhöhe Nack.Zum Typus der Leberen-FlN äussere ich mich im ON-Artikel Mooslerau, wo ich auch auf die Grabfunde hinweise. Hier seien lediglich noch einige Hinweise angebracht auf etwelche Deutungsversuche, die z. T. in der Literatur vorgeschlagen wurden, aber (vorwiegend aus sprachlichen Gründen) kaum haltbar sind. So kann ich etwa die Deutungsversuche, die von einem BW ahd. le̅richa, mhd. le̅rche, le̅rke 'Lerche' (Vogelname) ausgehen9, sprachlich nicht nachvollziehen. Auch an die 'Lärche' (Baumname), ahd. *larihha, *lericha, mhd. larche, lerche ist wohl im Hinblick auf die urkundlichen Belege und die Mundartlautung kaum zu denken. Ansätze wie *(ze dero) la̅rero ouwo 'bei der öden Au' oder *(ze dero) la̅wiru̅n ouwo 'bei der laueren (i. e. milderen) Au' scheitern an der Mundartlautung, die keinen sekundären Umlaut hören lässt. Im Namenbild fällt die Belegform Kylchleren auf, die im Namenbeleg Mosleren (s. unter Moosleerau) eine Entsprechung findet. Die -leren-Belege stehen im gleichen Rödel und kommen unmittelbar neben Namenformen, die (neben einem gekürzten BW) das GW -owe deutlich zeigen, vor. Wir können wohl davon ausgehen, dass diese -leren-Belege nicht ein abgeschliffenes GW bergen, sondern dass in diesen Belegen das GW gänzlich weggelassen wurde: -leren steht dann für leweren/leberen 'bei den Gräbern (am Moos, bzw. bei der Kirche)'. Der differenzierende Zusatz wurde nötig, um die Siedlung Leerau vom vermutlich etwas später gegründeten, talaufwärts gelegenen Mooslerau (so seit 1243 belegt) abzugrenzen. Der Zusatz ist sinnvoll gewählt, da Mooslerau offenbar nie über eine Kirche verfügte. Eine Kirche ziert heute auch das Gemeindewappen. Die Einwohner von Kirchleerau werden Ler(e)ber oder Chilchlerber genannt. Zur Gemeinde gehört der Weiler Weiertal (urkdl. in Auswahl: im Werental). (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Höchster Punkt | 712 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Tiefster Punkt | 482 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Fläche | 4.357 km² [1] | ||||||||||||
Datensatz | 802004275 | ||||||||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
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