Name | Murgenthal [1][2][3] | ||||||||||||
Mundart | I dr Morgete [2] | ||||||||||||
Phonetik |
i dr mú᪸rgətə [2]
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Sprachatlas der deutschen Schweiz
Fremdbezeichnung:
mu᪷rgədə, mu᪷rgətə
(Oensingen)
mú᪸rgətə
(Riken)
[...] (alles anzeigen)
mu᪷rgədə, mu᪷rgətə
(Oensingen)
mú᪸rgətə
(Riken)
mu᪷rgətāu᪷
(Brittnau)
mu᪷rgədə, i᪷dr mu᪷rgədə, mu᪷rkədə
(Wolfwil)
(weniger anzeigen)
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Fragebogenmaterial Georg Wenker Mùrgèthauw, (i dr) Mùrgèthe ( Faksimile | Gewährsperson ) Lehrer Oskar Bolliger, 31 Jahre alt, Geburtsort Gontenschwil AG; mit Schülern, 13-15 Jahre alt |
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Ortstyp | Gemeinde [4] | ||||||||||||
Bezirk | Zofingen [4] | ||||||||||||
Kanton | Aargau [4] | ||||||||||||
Deutung | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Keltischer -dūnon-/(latinisiert:)-dūnum-Name. GF kelt. *Morgio-dūnon/spätlat. *Morgio-dunum 'befestigte Anlage an der *Morgia/Murg' frühahd. (mit Entwicklung von kelt. -o- vor dem -i- der Folgesilbe zu [...] (weiterlesen)Keltischer -dūnon-/(latinisiert:)-dūnum-Name. GF kelt. *Morgio-dūnon/spätlat. *Morgio-dunum 'befestigte Anlage an der *Morgia/Murg' frühahd. (mit Entwicklung von kelt. -o- vor dem -i- der Folgesilbe zu alem. -u-, mit «Fugenvokal» -a- für kelt. -o-1, sofern dieses -a- nicht einfach als Angleichung vorgermanischer Namen im Ahd. hinsichtlich des Vokals der Kompositionsfuge an den häufigsten Mittelsilbenvokal, nämlich -a-, zu interpretieren ist2) *Murgia-dūnum, ahd. (mit elidiertem -i- der Mittelsilbe, Verschiebung von -d- > -t- und Verlust der Endung -um) Murga-tūn, bzw. (mit -ō- in Vertretung von ahd. -u- in der Endsilbe) Murga-tōn, mhd. Murga-tūn.GW ist das kelt. Appellativ dūnon3 'umzäunte Siedlung, befestigte Anlage, umwallte Burg', das sich im altirischen Wort dūn 'castrum, Burg' zeigt und mit dem auch das dt. Appellativ Zaun (< ahd. zun stm.) urverwandt ist. Das in der latinisierten Form -dūnum überlieferte Namen wort muss also einst eine palisadenbestandene Burg bezeichnet haben.4 BW ist der vorgerm. Flussname *Morgiā 'Grenzbach', der mit Hilfe des Suffixes -jā von kelt. *morga 'Grenze', bzw. (als Wasserwort:) 'Grenzbach' abgeleitet ist und ahd. Murga, nhd. Murg heisst.5 (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen Murgenthal: Bisherige Deutungen: Hubschmied (1938c: 143), wie immer gefolgt von Oettli (1945: 128), stellt Murgenthal zu keltisch *morga, *murga «Grenze». Als ursprüngliche Grundform wird ein «spätgallischer» GewässernameMurgenthal: Bisherige Deutungen: Hubschmied (1938c: 143), wie immer gefolgt von Oettli (1945: 128), stellt Murgenthal zu keltisch *morga, *murga «Grenze». Als ursprüngliche Grundform wird ein «spätgallischer» Gewässername *Murgatta, älter *Murgetta, in der Bedeutung «Grenzbächlein» vorgeschlagen. Laut Grüninger (1955: 42) ist der Ortsname aus keltisch *morga und dem lateinischen Suffix -ētum «umliegendes Gelände» zusammengesetzt und soll «an der Grenze liegendes Land» (an der Grenze von Burgund und Alemannien) bedeuten. Boesch (1982: 245) sieht für das erste Wortelement zwei Deutungsmöglichkeiten: alteuropäisch *-merg/*-morg «Sumpf» oder keltisch *morga «Grenze». Die beiden Erklärungen seien untrennbar, da Sümpfe und Flüsse seit ältester Zeit der Grenzziehung dienten. Zehnder (1991: 293s) und Greule (1996: 101) deuten Murgenthal als keltischen -dūnum-Namen: keltisch *Morgio-dūnon «befestigte Anlage am Fluss Morgā (oder Morgia)» habe sich über *Morgiadūnum zu althochdeutsch *Murg(i)atuna und der später dokumentierten Form Murgatun weiterentwickelt. Besprechung: Die Bedeutung des weit verbreiteten Worttyps *morgā war in der Forschung lange umstritten (cf. die zusammenfassende Darstellung von Grossenbacher Künzler 1999: 72). Namen mit dem Grundwort *morgā (> Morge, Murg, Mürg) sind als Fluss- und Flurnamen häufig. Da viele Flüsse im Lauf der Geschichte Grenzen bildeten, postulierte Hubschmied (1938c: 139) dazu ein keltisches Etymon *morgā «Grenze», das mit lateinisch margo «Rand» und germanisch marka verwandt sein sollte. Aus inhaltlichen Gründen wird diese Deutung jedoch bereits von Pokorny (1948/49: 264s) klar abgelehnt: mehrere von Hubschmied zur Rechtfertigung seines Vorschlags erwähnte Grenzen sind viel jünger als die entsprechenden Gewässernamen. Geiger (1965: 128s) schlägt vor, die Murg-Namen mit einer indoeuropäischen Wurzel *mer(e)g-, mer(e)k- «Sumpf» zu identifizieren, die erklärt, warum diese Namen nicht nur Bäche oder Flüsse, sondern auch Fluren bezeichnen können. Greule (1973: 208) scheut davor zurück, Hubschmieds Vorschlag zu verwerfen und will von Fall zu Fall entscheiden, ob die Bedeutung «Sumpf(bach)» oder «Grenze» vorliegt. Boesch (1982: 245) und Müller (1994a: 846) schlagen zur Basis *mer(e)g- eine gleichbedeutende indoeuropäische Ablautvariante *morgh vor; *morgā bedeutet demnach «Sumpf, Sumpfbach». Hubschmieds und Grüningers Erklärung ist lautlich und sachlich unhaltbar. Eine Herleitung von *Murgatta oder eine Bildung mit dem lateinischen Suffix -ētum kann die historischen Belege vom Typ Murgatun nicht befriedigend erklären; das Suffix -ētum bezeichnet zudem vor allem Orte, wo Pflanzen (und andere Objekte) gehäuft auftreten. Schliesslich ist die Grenze zwischen Burgund und Alemannien erst mehrere Jahrhunderte nach der Bildung dieses ursprünglich keltischen Ortsnamens entstanden. Die Gemeinde Murgenthal liegt an der Einmündung der Murg in die Aare. Die Murg ensteht aus der Vereinigung der Flüsschen Rot und Langete(n) und ist nur etwa zwei Kilometer lang. Die Bedeutung «Grenze» wäre gerade in diesem Fall völlig unsinnig. Zehnders und Greules Deutung ist grundsätzlich beizupflichten, doch ist aus lautlichen Gründen (Erhaltung des intervokalischen-g- ohne Palatalisierung vor [j]) wohl eher von einer Form *Morgā-dūnum auszugehen. Deutung: Murgenthal ist eine Bildung aus keltisch *Morgā-dūnon «befestigter Ort am Fluss Morgā»; morgā bedeutet «Sumpf, Sumpfbach». Funde aus der Latènezeit stützen die Erklärung als keltische Namenzusammensetzung. Das zweite Wortelement entspricht dem keltischen dūnos (> latinisiert dūnum) «Hügel, Hügelfestung, befestigter Ort». Mit -dūnum gebildete Ortsnamen sind zahlreich. In der Deutschschweiz wurde die nicht mehr verständliche Endung im Mittelalter manchmal zu -thal umgedeutet (→ Langenthal BE, Turbenthal ZH). Ryken: Besprechung: Ryken, der ursprüngliche Name der Gemeinde Murgenthal, findet sich auch für andere Ortschaften in der Deutschschweiz (z.B. Rikon bei Effretikon ZH, Rikon im Tösstal ZH), aber für keine aktuelle politische Gemeinde. Er kann auf zwei Arten gedeutet werden: (1) als ursprüngliche Geländebezeichnung Rick, Ricken «lange Bergflanke, Geländeeinschnitt» (< althochdeutsch ric; cf. Boesch 1958: 13; Kläui/Schobinger 1989: 81), oder (2) als Bildung aus dem althochdeutschen Personennamen Rihho, Rico (Förstemann I, 1256; cf. Boesch 1952: 270) und der Ortsnamenendung -(i)kofen/-(i)kon. In diesem Fall wäre von einer althochdeutschen Grundform *Rickininghovun (> *Rickinhovun > *Rickovon > *Rickon > Ricken) «bei den Höfen der Leute des Rihho, Rico» auszugehen. Da keine älteren Belege vorliegen, ist eine sichere Entscheidung zwischen diesen beiden Vorschlägen nicht möglich. ks (weniger anzeigen) [3] | |||||||||||||
Quellen
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Die Gemeindenamen des Kantons Aargau
1254 f. Or Var K: Murgathun (UBSO 2 Nr. 101)
1254 f. Or Dv 14. Jh: Mvrgaton (UBSO 2 Nr. 101)
[...] (weiterlesen)
1254 f. Or Var K: Murgathun (UBSO 2 Nr. 101)
1254 f. Or Dv 14. Jh: Mvrgaton (UBSO 2 Nr. 101)
1254 f. Or K 15. Jh: bona iuxta Murgatun sita (UBSO 2 Nr. 101)
1255 Or K 15. Jh: Conradus de Mvrgatvhn (UBSO 2 Nr. 108)
1516 sp K: dem alten Mennewäg nach gegen Morgenthal (AGUrk 10 StiA Zofingen Nr. 626)
1516 Var: zu Gadlingen an der anderen ägerten gegenMurgenthal ob dem Mennewäg (AGUrk 10 StiA Zofingen Nr. 626)
(weniger anzeigen) [2]
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Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen
1255: juxta Murgatum (FRB II, 407)
12541: bona juxta Murgatun (SOUB II, 61)
[...] (weiterlesen)
1255: juxta Murgatum (FRB II, 407)
12541: bona juxta Murgatun (SOUB II, 61)
1255: Conradus de Mvrgatvhn (SOUB II, 67)
15162: dem alten Mennewäg nach gegen Morgenthal … zu Gadlingen an der anderen ägerten gegen Murgenthal (AGUB X, 351)
1303-09: ze Richen (QSG XIV, 490)
1390 [ca.]: item Rych (QSG XV/1, 735)
1394: ze Riken (QSG XV/1, 752)
1430: ze Rikon (AGUB XV, 42)
1441-45: ze Ricken (AGUB XV, 52)
1668: zu Ryken (AGRQ II/1, 65)
(weniger anzeigen) [3]
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Kommentar | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Die Gemeinde Murgenthal liegt an der Einmündung der Murg in die Aare, wobei Ober-Murgenthal sich heute auf Berner Kantonsgebiet befindet. Die Aargauer Murg, die aus [...] (weiterlesen)Die Gemeinde Murgenthal liegt an der Einmündung der Murg in die Aare, wobei Ober-Murgenthal sich heute auf Berner Kantonsgebiet befindet. Die Aargauer Murg, die aus der Vereinigung der Flüsschen Rot und Langete(n) entsteht, ist nur etwa zwei Kilometer lang.F. X. Bronner erläutert: «Morgenthal, Unter-, wohlgebauter Weiler an der steinernen Gränzbrücke über die Murg, in der Gemeinde und Pfarre Ryken, im Kreise Nieder-Wyl, Bezirkes Zofingen, mit einer GränzzollStätte, einer Sägmühle und einer Oelpresse. An der nahen Aar ist eine Fähre. Der Weiler besteht nur aus wenigen Häusern.»6 Die Murg bildete im Mittelalter mit der Rot die Grenze zwischen den alemannischen Gauen und dem transjuranischen Burgund, später schied sie Ober- (a. 1040: Oberargeuue) und Unteraargau, um dann 1803 in der Mediationsakte als Kantonsgrenze der Kantone Bern und Aargau bestätigt zu werden. Der Siedlungsname Murgenthal ist in engem Zusammenhang mit dem Flussnamen Murg zu sehen. Der Fluss erscheint urkundlich im 13. Jh.: 1262-63 OrK 15. Jh molendinum situm super rivum qui Mvrgathun nominatur (MB a. a. O.) UBSO 2 Nr. 197; Dv ca 1295 Littere super molendino in Murgatun Stellen wir diesen Namenbelegen je eine ältere und eine jüngere Nennung der thurgauischen Murg zur Seite: 837-839 super fluvium Murgha mansum UBSG 1 Nr. 857 1387 K die mülli ennenthalben der Murg ThUB 7 Nr. 3988 Daraus erhellt: 1. Mit dem Flussnamen vorgerm. *Morgia̅ wurde im Falle des aargauischen ON Murgenthal ein keltischer -du̅non/-du̅num-Name gebildet. 2. Dieser ON *Morgio-du̅non/-du̅num wurde in späterer Zeit auf den Fluss übertragen, wodurch Siedlung und Fluss einstweilig den gleichen Namen trugen und der ursprüngliche Flussname vorübergehend in den Hintergrund treten konnte. Dieselbe Beobachtung machte A. Greule für den Flussnamen/ON Langenthal BE, wo ebenfalls der Siedlungsname in der Form Langatun (zum rekonstruierten Flussnamen *Langa) auf den Bach übertragen wurde. Allerdings wurde dieser Prozess nicht mehr rückgängig gemacht, heisst der Bach doch heute noch Langete(n).7 Murgenthal AG und Langenthal BE - in beiden Fällen wurde der Siedlungsname später zu einem -tal-Namen uminterpretiert - liegen nur etwa sieben Kilometer auseinander. Eine vergleichbare Umdeutung liegt auch im ON Turbenthal ZH vor.8 W. Bruckner scheint unseren ON Murgenthal als erster als -du̅num-Namen erkannt zu haben.9 P Zinsli lehnt diese Deutung für Murgenthal und Langenthal entschieden ab. Er erklärt die Form auf -tun als Dativ oder Akkusativ eines Namens vom Typus fem. n- Stämme und sieht so hinter der Namenform Murgatun einen Nominativ *Murgata.10 Schon J. U. Hubschmied setzte gall. *Murgetta mit der Bedeutung 'Grenzbächlein' an.11 Verschiedentlich sah man im Flussnamen Murg ein Etymon zur Wurzel *merg-, *merk- ' Sumpf'.12 Die Regelmässigkeit der Belegreihen lässt mich nicht daran zweifeln, die ON Bremgarten (Bremegaton, Bremegartun), Magden (Magaton, Magethun) und Murgenthal (Mvrgaton, Murgathun) als -du̅num-Namen auf Aargauer Boden anzusprechen. Auch die Lage der Siedlungen an einem Fluss passt ausgezeichnet zu diesem Namentypus, dessen BW meist Flussnamen sind.13 Die heutige Gemeinde Murgenthal nannte sich bis 1901 Ryken. Zu ihr gehören die Weiler Walliswil und Gadligen (ze Gadelingen) sowie die Dörfer Riken (ze Richen, ze Riken), Balzenwil (Balzeuiler) und Glashütten, die das Bild einer mit grossen Waldgebieten durchsetzten Streusiedlung erkennen lassen. Murgenthal war ursprünglich nur der Name einiger weniger Häuser der Gemeinde Ryken, wurde dann aber mit dem Bau der Bahnlinie Olten-Bern 1857 und der Errichtung der Aarebrücke 1863 zum eigentlichen Gemeindezentrum. Murgenthal war von Anfang an auch der Name der Bahnstation. In Glashütten wurden neben einer Frühlatènefibel auch ein Halsring und zwei Armringe aus der La-Tène-Zeit gefunden.14 (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen 1 Dorsualnotiz des 14. Jahrhunderts: Mvrgaton; Variante in Kopie des 15. Jahrhunderts: Murgathun. – 2 Späte Kopie. Die von Grüninger (1955: 42) erwähnte Form 1225 juxta Murgatun [...] (weiterlesen)1 Dorsualnotiz des 14. Jahrhunderts: Mvrgaton; Variante in Kopie des 15. Jahrhunderts: Murgathun. – 2 Späte Kopie. Die von Grüninger (1955: 42) erwähnte Form 1225 juxta Murgatun entspricht dem Beleg von 1254. Ryken: Murgenthal war ursprünglich nur der Name einer Häusergruppe in der Gemeinde Ryken, wurde aber mit dem Bau der Bahnlinie Olten-Bern 1857 und der Aarebrücke 1863 zum eigentlichen Gemeindezentrum. Der offizielle Namenwechsel fand 1901 statt; heute ist Riken ein Weiler der Gemeinde Murgenthal. (weniger anzeigen) [3] | |||||||||||||
Höchster Punkt | 520 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Tiefster Punkt | 398 m. ü. M. [1] | ||||||||||||
Fläche | 18.615 km² [1] | ||||||||||||
Datensatz | 802004279 | ||||||||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
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