Name | Kaiserstuhl [1][2][3] | ||||||||||
Mundart | Chäiserstuel [2] | ||||||||||
Phonetik |
χé᪸isərštuəl [2]
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Sprachatlas der deutschen Schweiz
Eigenbezeichnung:
χâ̤i᪷sərštûəl
Fremdbezeichnung:
χâ̤i᪷sərštûəl, χā̤́i᪷sərštuəl
(Fisibach)
kχḗ᪸i᪷sərštụ̂əl
(Bad Zurzach)
[...] (alles anzeigen)
χâ̤i᪷sərštûəl, χā̤́i᪷sərštuəl
(Fisibach)
kχḗ᪸i᪷sərštụ̂əl
(Bad Zurzach)
χæi᪷sərštụ̂əl
(Glattfelden)
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Ortstyp | Gemeinde [4] | ||||||||||
Bezirk | Zurzach [4] | ||||||||||
Kanton | Aargau [4] | ||||||||||
Deutung | Die Gemeindenamen des Kantons Aargau Alemannischer sekundärer Siedlungsname. GF ahd. *keisures-stuol 'Stuhl des Kaisers', mhd. Keisers-stuol, bzw. (mit Schreibung von -ai- für mhd. -ei-) Kaisers-stuol, bzw. (mit Schwund des [...] (weiterlesen)Alemannischer sekundärer Siedlungsname. GF ahd. *keisures-stuol 'Stuhl des Kaisers', mhd. Keisers-stuol, bzw. (mit Schreibung von -ai- für mhd. -ei-) Kaisers-stuol, bzw. (mit Schwund des Flexions-s des BW in genetivischer Zusammensetzung) Keiser-stuol, bzw. (mit Abschwächung von k- > ch- (mda. 'x') Cheiser-stuol, bzw. (mit Abschwächung von ahd. -uo- > -ue-) Keiser-stuel, Keiser-stvͤl, Cheiser-stvͤl, bzw. (mit graphematisch nur durch -u- wiedergegebenem Abschwächungsprodukt) Keiser-stul.BW ist das Appellativ ahd. keisur, keisar (ein sehr altes Lehnwort aus dem Griech./Lat., mit c- als Verschlusslaut auch vor Palatal und diphthongischer Aussprache des -ae-), mhd. keiser, mda. cheiser1 stm. 'Kaiser, Herrscher'. Dieses BW stand dem GW ursprünglich wohl im attributiven Gen. Sg. voran. GW ist das Appellativ ahd. mhd. stuol, schwzdt. Stuel2 stm. 'Stuhl, (Hoch-)Sitz, Thron, Richterstuhl; (in Namen mit Hinweis auf eine stuhlähnliche Geländeform:) stuhlähnlicher Felsabsatz'. (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen Deutung: Der Name Kaisterstuhl (< althochdeutsch *keisures-stuol «Stuhl des Kaisers») ist ein ursprünglicher Flurname, welcher in der Folge auf eine Burg, und von dieser später auf die SiedlungDeutung: Der Name Kaisterstuhl (< althochdeutsch *keisures-stuol «Stuhl des Kaisers») ist ein ursprünglicher Flurname, welcher in der Folge auf eine Burg, und von dieser später auf die Siedlung übergegangen ist. Gemäss Zehnder (1991: 217) bezieht sich der Name zunächst auf eine stuhlähnliche Geländeform; alt- und mittelhochdeutsch stuol «Stuhl, Hochsitz, Thron» (> schweizerdeutsch Stuel; cf. Id. I, 28s) ist auch sonst in Geländebezeichungen belegt. Die Bezeichnung Kaiser oder König hat in Ortsnamen häufig nichts mit bestimmten Herrschern zu tun, sondern dient nur zur symbolischen Hervorhebung (cf. Bach II/1, 358s). Es kann nicht überraschen, dass der bildhafte Name zu einer Gründungssage Anlass gegeben hat: «Als der Cäsar Tiberius und sein Bruder Drusus gegen die vordringenden Germanen zu Felde zogen, Tiberius durch Helvetien, Drusus durch Rätien, soll der Erste hier zu Gerichte gesessen sein und der Ort daher den Namen Solium oder Tribunal Caesaris erhalten haben» (Zehnder 1991: 217s). ks (weniger anzeigen) [3] | |||||||||||
Quellen
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Die Gemeindenamen des Kantons Aargau
1227-1234: a domino Arnoldo de Keiserstuͦl (URZürich Nr. 29)
1236: R[uodolfus] de Kayserstule (UBSG 3 Nr. 875)
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1227-1234: a domino Arnoldo de Keiserstuͦl (URZürich Nr. 29)
1236: R[uodolfus] de Kayserstule (UBSG 3 Nr. 875)
1243 Or K: et R. de Keisirsstuͦl (ZUB 2 Nr. 584)
1244 Or K: Ruͦdolfus de Kaisirstuͦl (ZUB 2 Nr. 596)
1245: Ruͦdolfo de Kaiserstuͦl (ZUB 2 Nr. 634)
1248 (a. 1243): et R. de Keisirstuͦl (kl Urb Wettingen S. 40 Z. 14 f.)
1254 Var Index: dominus R. de Keisirstul (ZUB 2 Nr. 882)
1258 Dv: der froͧwen von Keiserstul (ZUB 3 Nr. 1041)
1262: de Cheiserstvl militibus (UBBS 1 Nr. 409)
vor 1264 K: Ich Heinrich von Kaiserstul (ZUB 3 Nr. 1251)
1265-1287 Or spK: Johannes dictus Brotpeko de Cheiserstuͦl (URZürich Nr. 57)
1269: Arnoldus de Keiserstvͦl (UBBS 2 Nr. 17)
1279 Or unvollst K: Arnoldo de Keyserstvͤl (UBBS 2 Nr. 273)
1280: nobilis viri.. dicti de Keisirstoͮl (UBBS 2 Nr. 34)
1287 K 16. Jh ff.: datum et actum Keyserstuͦl (ZUB 13 Nr. 1995 a)
1294 Or glzt K: mit der stat ze Kayserstuͦl noh der burg (ZUB 6 Nr. 2280)
1300 K 17. Jh: brief wart besigelt zue Kaiserstuol (ZUB 12 Nr. 2566 a)
1302/03 K 15. Jh A: item de novalibus in Kayserstûl 17 frusta (ält Urb Bist Konstanz S. 75)
1312 K 18. Jh Var: herren Heinrichen von Keyserstul (ZUB 13 Nr. *3145)
1333 K 18. Jh: die Äscher von Keyserstull (ZUB 12 Nr. 4535 a)
1361: hat enpfangen Bertzschine von K[e]iserstuͦle (Habsb Urb QSG 15.1 S. 514)
(weniger anzeigen) [2]
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Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen
1227-34: domino Arnoldo de Keiserstuͦl (ZHUr, 31)
1236: de Kayserstule (CSG III, 215)
[...] (weiterlesen)
1227-34: domino Arnoldo de Keiserstuͦl (ZHUr, 31)
1236: de Kayserstule (CSG III, 215)
1243: de Keisirsstuͦl (ZHUB II, 90)
1254: de Keisirstuͦl (ZHUB II, 341)
1258: von Keiserstuͦl (ZHUB III, 127)
1265-87: Johannes dictus Brotpeko de Cheiserstuͦl (ZHUr, 67)
1310: die da gat gen Keiserstuͦl (ZHUr, 153)
(weniger anzeigen) [3]
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Kommentar | Die aargauische Gemeinde Kaiserstuhl liegt, als Schulbeispiel für eine Hangsiedlung, am Rand einer Ebene, die sich zum Rhein absenkt. Vom obern Turm liefen früher zwei sich spreizende Mauerschenkel [...] (weiterlesen)Die aargauische Gemeinde Kaiserstuhl liegt, als Schulbeispiel für eine Hangsiedlung, am Rand einer Ebene, die sich zum Rhein absenkt. Vom obern Turm liefen früher zwei sich spreizende Mauerschenkel zum Fluss hinab. Das Rheinufer bildete die Dreiecksbasis und brauchte nicht befestigt zu werden.F. X. Bronner hat eine zwar hübsche, aber wissenschaftlich nicht belegte Erklärung dafür, wie die Stadt zu ihrem Namen kam: «Als der Cäsar Tiberius und sein Bruder Dru- sus gegen die vordringenden Germanen zu Felde zogen, Tiberius durch Helvetien, Drusus durch Rhätien, soll der Erste hier zu Gerichte gesessen sein und der Ort daher den Namen Solium oder Tribunal Caesaris behalten haben. Im Mittelalter gab es hier Schenken von Kaiserstuhl.»3 Angehörige der Freiherren von Kaiserstuhl sind in vielen Namenbelegen genannt. Von ihnen ist auch das Wappen der Gemeinde entlehnt. Ich gehe davon aus, dass die stuhlähnliche Geländeform bei der Namengebung ausschlaggebend war. Kaiserstuhl ist somit ein ursprünglicher Flurname. Auch das Idiotikon weist schwzdt. Stuel in Geländebzeichnungen nach.4 Dazu passt auch die Beobachtung von A. Bach, dass Kaiser und König in ON häufig mit bestimmten Kaisern oder Königen gar nichts zu tun haben, sondern nur zur «symbolischen» Hervorhebung dienen.5 Der primäre Flurname scheint in der Folge dann auf eine Burg, von dieser später auf die Siedlung übergegangen zu sein. Eine Burg stand sicher im 12. Jh. am Rand dieser Hochebene.6 Zu ihr passte der Name der Flur zweifellos, konnte sich das GW -stuol doch auf ihren Standort auf dem stuhlähnlichen Felsabsatz beziehen und das BW keiser- auf ihr erhabenes Thronen auf dem Kopf des abschüssigen Hanges hinweisen, von wo aus sie auch die alte und wichtige Brücke kontrollieren konnte. (weniger anzeigen) [2] | ||||||||||
Höchster Punkt | 368 m. ü. M. [1] | ||||||||||
Tiefster Punkt | 332 m. ü. M. [1] | ||||||||||
Fläche | 0.319 km² [1] | ||||||||||
Datensatz | 802004308 | ||||||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
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