Name | Bad Zurzach [1] | ||||||
Variante | Zurzach [2] | ||||||
Phonetik |
[ˈtsurˌtsɑχ], älter [ˈtsʊːrˌtsi] [2]
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Ortstyp | Gemeinde [3] | ||||||
Bezirk | Zurzach [3] | ||||||
Kanton | Aargau [3] | ||||||
Deutung | Bisherige Deutungen: Wanner (1893: 477s), erwähnt bei Wartburg (1915: 46), erklärt Zurzach als Bildung aus einem angeblich keltischen *dur «Wasser» und althochdeutsch ach «Bach, Fluss». Oettli (1945:Bisherige Deutungen: Wanner (1893: 477s), erwähnt bei Wartburg (1915: 46), erklärt Zurzach als Bildung aus einem angeblich keltischen *dur «Wasser» und althochdeutsch ach «Bach, Fluss». Oettli (1945: 23) vermutet aufgrund eines Hinweises von Hubschmied im Stamm von Zurzach lateinisch torta «die sich Krümmende, die sich Windende»; wie bei Hubschmied üblich, wird der Name mythologisch als «die aus scheuer Furcht nicht mit Namen genannte in dem Flusse hausende Schlange» interpretiert. Eine erste ernst zu nehmende Deutung findet sich bei Zehnder (1991: 491s), der Zurzach als -ācum-Bildung mit dem lateinischen Personennamen Ortius erklärt. Als Grundform wird ein spätlateinisches *(praedium) Ortiācum oder *(fundus) Ortiācus «dem Ortius gehörendes Landgut» angenommen. Daraus entwickelt sich laut Zehnder ein frühalthochdeutsches *Urziacha; als lautliche Entwicklungen erwähnt Zehnder althochdeutsch -o- vor -i- > -u-; -t- > -z- nach Konsonant -r-, und -k- > -ch- zwischen den Vokalen des Suffixes. Dazu tritt die agglutinierte Präposition ze/z’ «zu», woraus sich althochdeutsch *ze Urziacha > *Zurziacha > Zurzacha entwickelt hätte. Besprechung: Wanners kuriose Herleitung des Namens aus einer keltisch-deutschen Hybridbildung hat keine seriöse sprachhistorische Grundlage. Auch Hubschmieds mythologisierende Interpretation ist völlig veraltet. Zudem werden in der Regel vorgermanische Gewässernamen bei uns nicht mit dem Suffix -aha verbunden. Zehnders Erklärung ist lautgeschichtlich nicht völlig richtig. Die Entwicklung von -ti- [tj] zu -z- [ts] findet auf jeden Fall lange vor der Germanisierung bereits im Spätlatein statt. Auch ist in den verfügbaren Dokumentationen nicht *Ortius, sondern Orcius belegt (Schulze 364, Morlet III, 151). Davon abgesehen ist Zehnders Deutung durchaus vertretbar; die lautliche Entwicklung von *Ortius und Orcius ist im Spätlateinischen völlig identisch. Eine gewisse Schwäche von Zehnders Deutung besteht in der Tatsache, dass sie vom isolierten Beleg Wrzacha beim notorisch unzuverlässigen Geographen von Ravenna ausgeht. Es fragt sich deshalb, ob es notwendig ist, die relativ umständliche Erklärung mit einer agglutinierten Präposition ze anzunehmen. Als Alternative bietet sich der häufige lateinische Personenname Tŭrcius (Schulze, 161) an; mit Tŭrcius gebildete Ortsnamen (Turciācum > Torcy) sind in Frankreich ausgesprochen häufig (13 Namen bei Morlet III, 197). Die Entwicklung des Anlauts von t- zu z- würde in diesem Fall auf der zweiten deutschen Lautverschiebung beruhen; die übrige Entwicklung verläuft analog zu jener von Orcius. Deutung: Zurzach ist zweifellos aus einem lateinischen Personennamen – Orcius oder Tŭrcius – und dem Ortsnamensuffix -acum gebildet. Als Grundform ist *Orci-acum oder *Turci-acum «Landgut des Orcius/Tŭrcius» anzunehmen. Im ersten Fall wurde in althochdeutscher Zeit die Präposition ze «zu» mit dem Namen verbunden; im zweiten Fall wurde in einzelnen historischen Formen das anlautende Z- als Präposition ze interpretiert und vom Namen abgetrennt (diese Entwicklung findet sich auch im Namen von → Erlach BE). Aufgrund der Verbreitung der beiden vorgeschlagenen Personennamen scheint eine Bildung mit Tŭrcius etwas wahrscheinlicher. Zurzach gehört zur grossen Schicht der Ortsnamen, welche aus einem lateinischen Personennamen als Bestimmungswort und dem keltischen Suffix -akos/-acum gebildet sind. Diese Namen bezeichnen zunächst ein Landgut (lateinisch fundus) mit dem Namen des ursprünglichen Besitzers und widerspiegeln eine Periode, während der die keltische Bevölkerung zur Verwendung von lateinischen Personennamen übergegangen ist. Sie weisen auch auf vermehrten privaten Bodenbesitz hin. In der Deutschschweiz hat sich -acum generell zu -ach entwickelt (→ Dornach SO, Selzach SO, Bülach ZH etc.). In Norditalien und im Tessin wurde -acum zu -ago (→ Brissago TI). Für die Westschweizer Entwicklungen cf. → Erlach/Cerlier BE. ks (weniger anzeigen) [2] | ||||||
Quellen
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301-4001: Tenedone (TabPeut)
601-700: Wrzacha (GeogrRavenn)
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301-4001: Tenedone (TabPeut)
601-700: Wrzacha (GeogrRavenn)
830-834[ca.]: nomina fratrum, qui in Zuriaca sunt (AGRQ II/5, 20)
901-11001: oppidum Zurziaca (MGH SS IV, 457)
923 [ca.]: locum, qui Zurzacha vocitatur (AGRQ II/5, 21)
1150-1200: Zurtzach (AGRQ II/5, 21)
1228: plebanum in Zurzach (ZHUB I, 327)
1257: Heinricus plebanus de Zurzacho (AGRQ II/5, 2)
1257: in domo Uͦlricus de Zuͦrza (ZHUB III, 114)
1259: magister Heinricus de Zurza (ZHUB III, 135)
1265: possessiones apud Zvrzacum (AGRQ II/5, 221)
1301: korherre ze Zuͦrzach (ZHUB VII, 182)
(weniger anzeigen) [2]
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Kommentar | 1 Kopie des 12. Jahrhunderts. [2] | ||||||
Höchster Punkt | 517 m. ü. M. [1] | ||||||
Tiefster Punkt | 317 m. ü. M. [1] | ||||||
Fläche | 6.52 km² [1] | ||||||
Datensatz | 802004323 | ||||||
Datenherkunft | ortsnamen.ch vereint Ortsnamen, Siedlungsnamen und Flurnamen von verschiedenen Schweizer Ortsnamenprojekten und weiteren relevanten Quellen in einer zentralen Datenbank, verknüpft diese Daten und bereitet sie für die Online-Publikation auf (Details).
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