Nom | Oberlunkhofen [1][2] | ||||||||||
Dialecte | Lunkofe [2] | ||||||||||
Phonétique |
lúŋkχo᪷fə [2]
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Sprachatlas der deutschen Schweiz
Exonyme:
ọ́bərɫu᪷ŋ̄kχọvə, tsóbərɫu᪷ŋ̄kχọvə
(Unterlunkhofen)
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Fragebogenmaterial Georg Wenker (z) Oberlunkhofe ( Fac-similé | Informateur-trice ) Lehrer L. Merki, 53 Jahre alt, Geburtsort Würenlingen; mit Schülern |
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Catégories de lieu | habitat [3] lieu [3] | ||||||||||
Commune | Oberlunkhofen [3] | ||||||||||
District | Bremgarten [3] | ||||||||||
Canton | Aargau [3] | ||||||||||
Interprétation | Vordeutscher Siedlungsname. GF gallo-roman. *Lundā-cumb-eta 'Hochtälchen an der *Lunda (i. e. die vorgerm. Namenform des Flusses Reuss)' spätroman. (mit Abschwächung oder Apokope der vokalischen Endung) [...] (afficher tout)Vordeutscher Siedlungsname. GF gallo-roman. *Lundā-cumb-eta 'Hochtälchen an der *Lunda (i. e. die vorgerm. Namenform des Flusses Reuss)' spätroman. (mit Abschwächung oder Apokope der vokalischen Endung) *Lundā-cumb-et(e), alem.-ahd. (mit -g- in Vertretung von infolge relativ später Übernahme nicht mehr verschobenem roman. -c-/-k-, mit germanischer Erstsilbenbetonung und infolgedessen abgeschwächter Endsilbe) *Lúndā-gumb-t, ahd. (mit Wechsel von -b- > -w-) *Lúndā-gumw-t, bzw. (mit Elision des mittelsilbigen -ā-) *Lúnd-gumw-t, bzw. (mit Assimilation von -ndg- > -ngk-1) *Lúng-kumw-t, bzw. (mit Substitution von -mw- durch -mf-) *Lúng-kum-ft, mhd. (mit Assimilation von -gk- > -k- und mit dissimilatorischer Entwicklung von -m- > -n- vor labiodentaler Spirans -f-) Lun-kunf-t, Lun-cunf-t, bzw. (mit Schreibung von -ch- für -k- nach Nasal -n-2) Lun-chunf-t, bzw. (mit n-Schwund vor Reibelaut) Lun-chuf-t, Lun-cuf-t, Lun-kuf-t, bzw. (mit Abschwächung von ahd. -u- > -o- in der Endsilbe3) Lun-chof-t, Lun-kof-t, bzw. (mit Schwund von auslautendem -t als Konsonantenerleichterung) Lun-kof, Lun-chof(f), bzw. (mit durch den n-Schwund und die abgeschwächte Endung begünstigter sekundärer Anlehnung an das Appellativ mhd. hof Gen. -ves stm. 'eingehegter Raum, Garten, Gehöft, Hof, Wohnstätte, Fürstenhaus, Besitz' als neues GW) Lun-ch-hof(f), Lun-k-hof, bzw. (mit dem neuen GW im Plural) Lun-k-(h)ofen 'bei den Höfen an der *Lunda'. Differenzierender Zusatz seit dem Anfang des 14. Jh. bisweilen: Adj. mhd. ober 'ober'; in ON zur Bezeichnung der relativen Lage eines Ortes zu einem andern Ort: (ze) ober(e)n Lunchu(n)ft 'beim oberen Lunchu(n)ft'.Vordeutsche Grundlage des BW ist der Flussname *Lu-nd-ā, der der alteurop. Hydronymie zuzurechnen ist und in unserem Fall als vorgerm. Namenform der Reuss betrachtet werden darf.4 *Lu-nd-ā kann als eine -nt-Bildung zur Wurzel *lu-, einer Schwundstufe der Wurzel *leu-5 'schwärzlich, Sumpf', betrachtet und etwa als 'Fluss im Sumpftal' verstanden werden. So ist z. B. illyr. lugas m. oder luga f. in der Bedeutung 'Sumpf' belegt.6 Vordeutsche Grundlage des GW ist das Etymon gallo-roman. cumb-eta7 'Hochtälchen', eine Diminutivform zu gall. cumbā8 'Tal, Talkessel, Trog', das als Lehnwort über das Frankoprovenzalische ins Alemannische gelangte, aber auch in roman. Sprachen weiterlebt (ital. comba, frz. combe9). An Diminutivformen sind belegt: combette (Pontarlier), kumbetta (Montana), combetta (Aosta) u. w.10 Nach den ON zu schliessen, hat gall. cumbā einmal fast im ganzen gallo-roman. Gebiet gelebt.11 Mlat. ist cumba in der Bedeutung 'Schiffsboden' überliefert.12 Als Lehnappellativname meint Gumme bzw. (mit Verschiebung von k- > ch-) Chumme13 'Hang- oder Bergmulde, schluchtartige Eintiefung, Engpass zwischen Felsen; Rundhügel, Bergkopf'. (afficher moins) [2] | ||||||||||
Sources
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9. Jh. K 11. Jh: incipiens a predio meo Lunchunft (ZUB 1 Nr. 67)
12. Jh I K 14. Jh: partem de fare ad Lunkof (AFMuri QSG 3 3 1 S. 74)
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9. Jh. K 11. Jh: incipiens a predio meo Lunchunft (ZUB 1 Nr. 67)
12. Jh I K 14. Jh: partem de fare ad Lunkof (AFMuri QSG 3 3 1 S. 74)
1185 Or K 16. Jh ff.: Rodulfus de Lonquust (ZUB 1 Nr. 340)
1225 Var: C. de Lunguft (ZUB 1 Nr. 432)
1225 Or K: H. de Lungunft (ZUB Nr. 429)
1225 Or K: et C. de Lunkunfth et fratres eius (ZUB Nr. 426)
1229 Or K: C. et Heinricus fratres de Lunkuft milites (ZUB 1 Nr. 449)
1230 Or K: et H. de Lunkunft et (ZUB 1 Nr. 453)
1232: presentibus ... et Hugone de Lunchuft (ZUB 1 Nr. 478)
1240 Or K: C. et Hu. de Lunchft (ZUB 2 Nr. 542)
1243 K 15. Jh: servicium in ecclesia Lunchopht (ZUB 2 Nr. 583)
1247: Hugo de Luncuft (ZUB 2 Nr. 651)
1249: Heinricus de Lunkhufth (ZUB 2 Nr. 758)
1252: Henricus de Lunkuht (ZUB 2 Nr. 836)
1255 Siegel: +S.. VGONIS DE LVNKVNFT (ZUB 3 Nr. 927)
1256: militis filii de Lunchupth (ZUB 3 Nr. 956)
1259 K 14. Jh: advocaciam in ..., in Luncunft, in Haiderwange (QW I 1 Nr. 858)
1261 Or K: Rudolfus scultetus dictus de Lunkofth (ZUB 3 Nr. 1148)
1262: Ruͦdolfus de Lunghuft scultetus (ZUB 3 Nr. 1183)
1270 K: Cunradus de Lunghufft (AGUrk 4 Johk Rheinf Nr. 26)
1271 Or glzt K: Ůlricus de Lunchulft (ZUB 4 Nr. 1457)
1272: Iohannes de Luͥnkunft (ZUB 4 Nr. 1490)
1275 Or K: her Ruͦdolf von Lunkoͧft (ZUB 4 Nr. 1600)
1275 K 14. Jh I: de redditibus curie in Luntcof (URZürich Nr. 61)
1277: her Ruͦdolf von Luͥnchopft (ZUB 5 Nr. 1669)
1282 K 14. Jh. ff.: famule R. de Lunkoft, militis, (ZUB 13 Nr. 1844 a)
1285: Ruͦdolfus de Lunchoft (ZUB 5 Nr. 1939)
1289 Or K: testes ..., H. de Lunkuf milites et alii (ZUB 6 Nr. 2081)
1290 glzt und sp K: Rudolfo et Iohanne fratribus de Lunchoff (ZUB 6 Nr. 2098)
1300 K 15. Jh: her Ruͦd. von Luntkunfft ritter (ZUB 7 Nr. 2533)
1301 sp K: her Rudolff von Lunkufft (ZUB 7 Nr. 2623)
1303: von hern Johans von Lunchhof (ZUB 7 Nr. 2679)
1306: Jacobus servus domini de Lunghoft (Habsb Urb QSG 15.1 S. 287)
1309: datz obern Lunchuft (ZUB 8 Nr. 3000)
1313: Her Ruodolf von Lunkhuft (Gfr 1 Nr. 10 S.71)
1333 f. sp Nachtrag: wirtin von Lungoft (URZürich Nr. 162)
um 1380 Var Ed: ze Lunkouf (Habsb Urb QSG 15.1 S. 595)
um 1380 Var Ed: ze Lunkhof (Habsb Urb QSG 15.1 S. 595)
um 1380: uf dem kelnhof ze Lunkofen (Habsb Urb QSG 15.1 S. 595)
um 1380 Var Ed: ze Lunkhoff (Habsb Urb QSG 15.1 S. 595)
1424: an die kilchen ze Lunkhoffen (AGUrk 8 Bremgarten Nr. 248)
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Commentaire | Die Gemeinde Oberlunkhofen liegt im Kelleramt am südlichen Ausläufer des Heltersbergs. Die heutige Siedlung liegt etwa fünfzig Meter über der feuchten und früher oft überschwemmten Ebene der [...] (afficher tout)Die Gemeinde Oberlunkhofen liegt im Kelleramt am südlichen Ausläufer des Heltersbergs. Die heutige Siedlung liegt etwa fünfzig Meter über der feuchten und früher oft überschwemmten Ebene der Reuss. Im Osten schliesst sich ein sachte ansteigender Hang an.Lunkhofen gehörte mit seinen Reussterrassen und langgestreckten Waldrücken zum ältesten Güterbezirk des Klosters Luzern. Auf unserem heutigen Kantonsgebiet standen vier solcher murbachisch-luzernischer Dinghöfe: in Elfingen, Rein, Holderbank und eben in Lunkhofen. Im Jahre 1259 erschien unser Hof dann im Lehensverzeichnis der Habsburger, die den Kelnhof (man vgl. den Beleg a. 1380) zum Zentrum eines Verwaltungsbezirks, für den sich der verfassungsmässige Begriff Kelleramt Lunkhofen durchsetzte, machten.14 Nun aber zum ON, der m. E. bis jetzt nicht überzeugend gedeutet worden ist. Folgende Beobachtungen und Überlegungen bewogen mich, die obenstehende Deutung zur Diskussion zu stellen: 1. Wir befinden uns hier auf Altsiedelland. Im Schalchmatthau, hoch über dem Dorf, liess sich der Grundriss eines nach Süden ins Reusstal orientierten römischen Gutshofes freilegen.15 Ganz in der Nähe wurden alemannische Skelettgräber mit Grabbeigaben aus dem 7. Jh. entdeckt. 2. Die Namenbelege für den ON Lunkhofen sind äusserst zahlreich und im Belegteil nicht vollständig berücksichtigt. «Von diesem Orte schrieben sich ehemals die Schultheissen von Lunghunft. Rudolf soll 1260 Schultheiss am Stadtgerichte in Zürich gewesen sein. Das Geschlecht erlosch 1360.»16 Das mag ein Grund für die Vielzahl der Belege gewesen sein. Nun fällt weiter auf, dass der orthographischen und graphematischen Phantasie der einzelnen Schreiber keine Grenzen gesetzt waren, Grenzen, wie sie etwa ein alemannischer ON, den man verstehen konnte, doch umrissen hätte. Einige Formen sind ganz offensichtlich verschrieben: Lonquust, Lunchft, Luncuf. 3. Versucht man, aus den Namenformen des 12./13. Jh. eine Art «Normalform» zu destillieren, so erhält man die ON-Form Lunchu(n)ft, die sich aus den Konstanten Lun- im Vorderglied, einem velaren Laut (-g-, -k-, -ch-, -ngk-) im Bereich der Fuge, dem bis zur Mitte des 13. Jh. allein vertretenen Vokal -u- im Hinterglied und dem konsonantischen Ende -ft zusammensetzt. Der Nasal -n- scheint in etwa der Hälfte der Fälle geschwunden (vor Spirans -f-). Ein solcher ON muss vordeutsch sein. 4. Das Bedürfnis, über einen halbwegs verständlichen ON zu verfügen, wird schuld daran gewesen sein, dass man unserem ON seit der zweiten Hälfte des 13. Jh. mit der Angleichung an -(ing)hof/-hofen-Namen wieder zu einem alemannischen Aussehen verholfen hat («Kleider machen Namen»). Der bekannte Kelnhof wird auch noch seinen Beitrag geleistet haben. 5. Ein Gemeindeteil der Gd. Obfelden ZH (etwa sieben Kilometer südlich) heisst Lunnern. Südlich des Lunnerfeldes und der Lunnerallmend mündet die Lorze, die bei Cham (ebenfalls ein vordt. ON) den Zugersee verlässt, in die Reuss. Ch. Koch, der die Idee brachte, aufgrund der ON Lunnern, Lunkhofen usw. den Flussnamen *Lunda̅ als alte vordt. Namenform für die Reuss anzusetzen, sieht auch im Flussnamen Lorze (< *Lu-r-antia) eine Ableitung zur Wurzel *lu- (s. o.).17 Da ein alter Flussname *Lunda̅ sowohl von der Lautgestalt als auch von der Benennungsmotivik her zum ON Lun-chu(n)ft passt, suchte ich für das GW ein Etymon, das seinerseits ursprünglich nicht der alem. Sprache angehörte und nach Möglichkeit ebenfalls einen Hinweis auf die Lage der Siedlung zu geben vermochte. Da das Konsonantengerippe ch-ft durch die Belegformen ausreichend abgesichert ist, durfte ich mich nicht mit einfachem gall. cumba̅ zufrieden geben, wiewohl die dazu gebildeten Namen Legion sind. Mit der ebenfalls in ON und FlN bezeugten Diminutivform cumb-eta glaube ich ein mögliches GW gefunden zu haben. Die einzige sprachliche Schwierigkeit besteht in der Erklärung der Spirans -f-, die ich mir nur als Substitut von ahd. -w- (als Resultat eines -b-/-w-Wechsels) erklären kann. So begreift P. Glatthard das doppelsprachige Namenpaar Barberêchel/Bärfischen auch aus einer Substitution heraus, die von roman, -rb- über dt. -rw- zu -rf- (roman, barb- > dt. berf-) führte.18 7. E. Förstemann stellt den ON Lunkhofen AG zum Stamm LUN: «Ein teil der f. namen kann aus mhd. lun, ahd. lun f., achsnagel, in einer älteren bedeutung 'runder stock' erklärt werden. ... Der achsnagel heisst ahd. auch luninc. Also etwa stelle, wo runde hölzer in flache flüsse gelegt waren, um lasten herüber zu rollen.»19 8. Auch folgende Versuche von mir hielten der sprachlichen Beurteilung nicht stand: a) *Lunda̅-luninc 'Überfahrt über die *Lunda̅, vglb. Haselünne (a. 1107 Lunni) 'Überfahrt über die Hase'.20 b) *Lewinun-chunft 'Ort, wo ein Sturzbach ankommt' (ahd. lewina swf., Lehnwort aus lat. *la̅bīna > lavīna, schwzdt. Lauwene(n), Lauwi21 f. usw. 'Erdrutsch, Schneerutsch, Sturzbach' - ahd. c(h)umft stf. 'Ankunft, Kommen'). c) *Lunda̅-chunft 'Ankommen der *Lunda̅ (i. e. die Reuss)' oder 'Ankommen (der Jone) bei der *Lunda̅. 9. Die komplizierten lautlichen Veränderungen im Bereich der Fuge machen es m. E. unmöglich, eindeutig zu entscheiden, ob der ON früh oder spät von alemannischen Sprachträgern übernommen worden ist, da aus den relativ spät einsetzenden urkundlichen Belegen nicht mehr durchsichtig ist, ob roman. -c-/-k- in Vertretung durch germ. -g- oder verschoben zu -kch-/-ch- erschien. Immerhin zeigt sich seit den ältesten Belegen eine ganze Reihe von -(k)ch-Belegen, sodass eine k-Verschiebung wahrscheinlich ist, während die späteren Formen Angleichung an den Typus -kofen (< -inghofun) erkennen lassen. In einer älteren Urkunde ist mir ein Hof *Hagenbuch (predium Hagenb∑chun) begegnet. Auch das Fahr wird urkundlich früh erwähnt (vgl. a. 12. Jh I K 14. Jh). (afficher moins) [2] | ||||||||||
Point culminant | 519 m [1] | ||||||||||
Point le plus profond | 401 m [1] | ||||||||||
Surface | 0.512 km² [1] | ||||||||||
ID | 13000149 | ||||||||||
Origine des données | toponymes.ch réunit dans une base de données centrale des toponymes provenant de divers projets suisses et d'autres sources pertinentes, les relie et les prépare à leur publication en ligne (Details).
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