Bisherige Deutungen:

Gatschet (1867a: 50, 270) leitet Greppen von bündnerromanisch crap, crep «Fels» her. Buck (1880: 90) deutet Greppe als «Wassergraben, Hohlgasse» (sic). Brandstetter (1903: 346) lehnt beide Vorschläge ohne Alternative ab, nimmt aber später (1919: 29) Gatschets Deutung wieder auf. Oettli (1945: 48) stellt den Namen zu bündnerromanisch crapa (sic) «Stein, Fels, Felswand».

Besprechung:

Es ist unmöglich, Greppen von bündnerromanisch crap «Stein» (< vorromanisch *krapp «Stein»; RN II, 111) herzuleiten. Die Germanisierung der Innerschweiz erfolgte so früh, dass entsprechende Ortsnamen an der deutschen Lautverschiebung von cr- zu [(k)χr] teilnehmen (cf. → Kriens LU). Ausserdem ist ein Umlaut von crap zu *grep nicht zu begründen. Greppen ist nicht mit crap, sondern mit dem vorlateinischen Alpenwort *gripp- «Fels» in Verbindung zu bringen, das im Surselvischen regelmässig zu grep wird (RN II, 166s). Das Gattungswort grep wurde bei der Entlehnung ins Deutsche mit der althochdeutschen Dativendung -on versehen, was darauf hinweisen könnte, dass das Wort in einer Phase der Zweisprachigkeit auch im Deutschen als Gattungswort «beim/bei den Felsen» verwendet wurde.

Deutung:

Der Name Greppen «beim/bei den Felsen» leitet sich vom vorlateinischen Stamm *gripp- «Fels» her, der als grep im Bündnerromanischen der Surselva und im Frankoprovenzalischen weiterlebt. ks