Für den eindeutig vordeutschen SN, der sich gemäss der aktuellen archäologischen Funde einer keltischen Siedlungsperiode zuordnen lässt, sind in der Forschungsliteratur drei Deutungsansätze vorgestellt worden, von denen wir die ersten beiden für philologisch und historisch wahrscheinlicher halten. Ausgehend von der antiken Grabinschrift und den Folgebelegen kann eine in gallorom. Zeit gebräuchliche Namenform *Turicum erschlossen werden. Das LSG (992) setzt eine Bildung Tūrí̄cum mit dem kelt. PN Tūros und der Ortsnamenendung kelt. -īkon/-īcon (lat. -īcum) an und deutet ihn als ‹Siedlung eines Turos›. Diese auch vom Grossteil der älteren Forschungsliteratur geteilte Herleitung (s. LSG) sieht nur in der ethnischen Zuordnung des PN noch Diskussionsbedarf. Ebenfalls zum PN Tūros stellen sich wohl die Ortsnamen Turobriga (antike Stadt in Hispania Baetica) und Turum (heute Dorfen D?); vgl. Delamarre. Wulf Müller, der anders als der bereits vorgestellte Ansatz für die urspr. Namenform keine Paenultima-Betonung, sondern betontes -ú- und kurzes unbetontes -i- (*Túricum) ansetzt (s. Müller, 187), deutet den SN als Bildung mit einem GwN kelt. *Tura oder *Turos und dem Suffix kelt. -ikon (lat. -icum) und sieht in ihm einen ‹Ort an der Tura, dem Turos (wohl der Name eines früheren Seitenarms der Sihl)›. In der Tat verweisen die urspr. kelt. SN Aventicum (Avenche VD), Avaricum (heute Bourges F) und Autricum (Chartres F) ebenfalls auf eine Bildung mit dem kelt. Suffix -ikon und im Fall von Avaricum (zu *Avara (Yèvre)) und Autricum (zu *Autura (Eure)) auf Bildungen mit GwN. Aventicum weist dagegen nicht primär auf einen GwN, sondern auf eine Bildung mit dem Götternamen Aventia (s. Delamarre, 65). Müller weist zu Recht darauf hin, dass in der bisherigen Forschung die romanischen SN-Belege des Frühmittelalters kaum beachtet wurden, und stützt seine These wesentlich auf die in ihnen sichtbar werdenden lautlichen Phänomene (unverschobenes anlautendes T-, Sonorisierung des intervokalischen -k- › -g- und Senkung von kurzem -i- › -e-), die für eine vor Ort noch länger andauernde Romanizität sprechen. Zur lautlichen Diskussion s. ausführlich Müller (185 u. 188ff.). Es kann an dieser Stelle und bei derzeitiger Beleglage nicht abschliessend entschieden werden, ob sich der SN Zürich urspr. auf eine kelt. Bildung mit einem PN Turos oder mit einem GwN Tura/Turos bezog – eine Namengenese in keltischer Zeit scheint uns dagegen wenig fraglich. Theo Vennemann bietet in seiner Besprechung des SN dagegen eine Herleitung aus einem vaskonischen *turi, das er in Bezug zum baskischen Subst. iturri ‹Quelle, Brunnen› stellt und mit Blick auf Zürichs hist. Quellenreichtum und auf eine Reihe vermuteter Namenparallelen für eine Namendeutung ‹Brunnenort› plädiert (Vennemann, 558ff.). Kritisch sei hierzu angemerkt, dass diese Deutung die Anerkennung der Prämisse eines urspr. alten vaskonischen Sprachraums voraussetzt und die archäologischen Funde nicht auf eine Ansiedlung vor der spätkeltischen Periode deuten.
Im 7. Jh. begegnet erstmals in der Cosmographia des Geographen von Ravenna eine Namenform Ziurichi, die ahd. Lautverschiebung (T- › Z-) und -c/-k › -ch) und angedeuteteten Umlaut (-iu- /ü/) zeigt. Diese Lautung deutet darauf hin, dass der SN «einer der wenigen vordeutschen Namen in der Deutschschweiz [ist], welche etwa im 6. Jahrhundert an der Verschiebung von t- zu z- teilgenommen haben, da die Siedlung und ihr Name zweifellos bereits lange vor der Germanisierung der Deutschschweiz im ursprünglichen alemannischen Sprachgebiet nördlich des Rheins bekannt war» (LSG). Diese verschobene Namenform müsste dann von den zugewanderten Alemannen mitgebracht worden sein. In der Tat überwiegen im 9./10. Jh. vor allem in Urkunden, die in Zürich ausgestellt wurden und die Zürcher Institutionen nennen, die Turigo/Turego-Formen noch deutlich, was vermutlich für eine entsprechende Verwendung der Namenform in einer anfänglich romanischsprachigen Oberschicht spricht (vgl. dazu auch Historischer Atlas). Setzte sich in den Folgejahrhunderten die Namenform Zürich im alltäglichen Sprachgebrauch durch, kam es in den Urkunden teilweise noch bis ins 15. Jh. zur Verwendung der älteren romanisch geprägten und urkundlich etablierten Namenform. Zur humanistisch konstruierten Namenform Tigurum (Belege 1622 u. 1649) für Zürich s. Niemeyer. Die rezente Mundartlautung Züri entstand durch Schwund des Auslauts -ch und wird in der Stadt Zürich mit Kurzvokal -ü- gesprochen.